Kommentar von Andreas Hierzenberger
Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, dem von mir seit meiner Kindheit hoch geschätzten Öffentlich-Rechtlichen an den Karren zu fahren. Dieser Bedarf wird ohnehin von äußerst medienwirksamen Persönlichkeiten und Institutionen im Wochentakt aufgegriffen und bedient. Was könnte ich schon zur Causa beitragen, das nicht schon gesagt, gedruckt, gesendet und anderweitig kolportiert wurde?
Trotzdem. Im Zuge von Recherchen zu einem Radioartikel im Regionalmedien-Special (auf den Seiten 17 bis 32 dieser Ausgabe) hatte ich das Vergnügen, mich mit zwei ORF-Landesdirektoren zu unterhalten, und entdeckte echtes Engagement, Intelligenz, viel Herz und Gemüt und Bauchgefühl für die Menschen in der von ihnen bestrahlten Region – und natürlich auch Enttäuschung ob der Einschränkungen, die den Radiomachern „tief im Land“ von der Zentrale aus in Form von Kürzungen auferlegt werden und ihnen das Leben nicht eben leichter machen. Man macht das Beste draus, adstringiert Teams und Organisation – und das funktioniert. Dass ihre Hörer ORF-Radio Kärnten als „unser Radio“ bezeichnen, rührt nicht nur Landesdirektorin Karin Bernhard (siehe Seite 28) ehrlich und tief – mich als jemanden, der selbst gerne irgendwann einmal Radio machen würde, hat das wirklich ins Herz getroffen.
Solcherart versöhnlich gestimmt – und in einer seltenen Pause im Redaktionsbetrieb – klicke ich mich gedankenlos durch die aktuellen Schlagzeilen und bleibe doch glatt an einem derstandard.at-Kommentar kleben: „‚House of Cards‘ im ORF: Verschenkt“, steht zu lesen. Und in mir kocht der Zorn auf ein Unternehmen, dem einerseits das Geld für Kultur und Bildung und Eigenproduktionen ausgehen will, das andererseits High-Profile-Serien im Dutzend ersteigert, nur um deren Potenzial anschließend am Sonntagnachtfriedhof zu verbrennen. Nur damit ja kein Privater zum Zug kommt. Lieber ORF, bitte bei Wikipedia nach „Verbrannte Erde“ suchen – und umdenken!