Glosse von Birgit Schaller
Süßes Nichtstun am Wochenende? Nein. Auf zum netten Puls 4-Action-Angebot. Frau muss sich Neuem öffnen, somit: gegelter Elvis in Lederkracherner in der Stadthalle – und schon rockte Andreas Gabalier meinen Abend. Erster Fehler: das Styling – hohe Hacken plus elegantes Schwarz sind hier ein No-go. Dass Puls 4 genau den Richtigen für „Herz von Österreich“ unter Vertrag genommen hat – seine Rolle im neuen Casting-Format wurde bisher nicht verraten –, beweist die totale Farbsouveränität im Publikum: So viel pink(!)-weiß-karierte Hemden auf einem Fleck gab’s nicht mal bei der Wiesn.
Es folgte PR in Sachen Familie: Bruder Willi darf ein paar flotte Tänze aufs Parkett legen und seine neue Tanzschule promoten. Dann spielt, läuft und singt, bis zur Heiserkeit, Gabalier zur Höchstform auf. Bis in die USA und Asien schaffte es der Ösi auf seiner Tour, was er gleich fünf Mal betonte – im Eigenmarketing ist er spitze. Hinweis: Die wirtschaftlich seit „I sing a Liad für di“ verzückte Trachtenbranche sollte dem jungen Steirer für seine Sales-Dienste fünf saubere Oberteile, die er ob seiner schweißtreibenden Rampensau-Präsenz bei jedem Konzert brauchen könnte, spendieren.
Mit vü Hoamatgfühl, Uga-Agga-Hirschenröhren am Geweih-Mikro und der bis zur letzten Minute von drei Stunden (!) stabilen Elvistolle präsentierte sich die Größe am Volksmusikhimmel: die 13.000 Madln und Buam, die dem Volks-Rock-’n’-Roller zujodelten, schufen eine so angeheizte Stimmung, dass es sogar mich vom Sitz riss (Macht der Masse – nachzulesen bei Canetti). Man sollte meinen, volkstümlich ist gleich Oldies. Aber nein, der 29-Jährige begeistert junge Damen, die kreischend dahinschmelzen – Puls 4 und Gabalier, des geht si aus.