Unlöschbare Nutzerdaten
 

Unlöschbare Nutzerdaten

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Kommentar von Jakob Steinschaden

In Österreich jubelt man derzeit über den internationalen Erfolg der Fitness-App Runtastic (Axel Springer investierte), in den USA schaut die Branche  auf die Messaging-App Snapchat. Mit ihrer Hilfe verschicken – meist jugendliche – User derzeit bis zu 350 Millionen Fotos pro Tag, die sie mit dem Finger am Display lustig übermalen können (zum Beispiel Schnurrbärte und Augen­klappen).

Diese sogenannten „Snaps“ zu verschicken, ist aber nicht wegen der kreativen Entfaltungsmöglichkeiten so beliebt, sondern weil sich die Nachrichten (oft Nacktfotos) zehn Sekunden, nachdem sie der Empfänger angeschaut hat, selbst zerstören. Heißt es zumindest in der Beschreibung. Die Snapchat-Macher, zwei Studenten der Elite-Universität Stanford, sehen ihre App gerne als Antithese zu Facebook, das für die lange Speicherung von ­Nutzerdaten berühmt ist (auch wenn der User auf „löschen“ geklickt hat). Sie meinen, dass jugendliche und auch ­ältere Spaß-Schnappschüsse nicht für die Ewigkeit bestimmt sind und das ­Internet vergessen können muss.

Leider hat die Angelegenheit natürlich einen Haken. Mit Smartphones können Empfänger heikler Fotos einfach einen Screenshot machen und den „Snap“ auf ihrem eigenen Speicher verewigen. So entstehen dann Online-Fotosammlungen wie „Snapchat Sluts“ (mittlerweile offline), die junge Frauen an den Online-Pranger stellen. Und wie diese Woche bekannt wurde, kann sich auch das FBI Zugriff auf nicht ­geöffnete Snaps verschaffen, die ­zwischenzeitlich auf den Servern der Firma gespeichert werden. Tja, die Idee von Daten mit Ablaufdatum ist theo­retisch eine gute, aber in der digitalen Praxis haut das leider nicht wirklich hin. Dazu ist der Mensch zu neugierig.



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