Tech-Giganten als Medienmäzene
 

Tech-Giganten als Medienmäzene

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Kommentar von Jakob Steinschaden

13 Jahre hat er bei der New York Times über die neuesten Trends in der Welt der Technologie geschrieben: David Pogue ist neben Walt Mossberg vom Wall Street Journal der renommierteste IT-Journalist der USA, seine Texte und Kritiken werden auf der ganzen Welt gelesen. Und jetzt hat er einen neuen Arbeitgeber: Yahoo. In einigen Wochen wird er für den US-Konzern, der vor Kurzem Google als meistbesuchte Webseite der USA überholt hat, eine auf Technologie fokussierte Nachrichtenplattform aufbauen. „Ich weiß, dass Yahoo ein Underdog ist, ich habe ihnen in den letzten Jahren ein paar schnelle Schläge verpasst“, schreibt der Tech-Kritiker auf Tumblr – jener Blog-Plattform, die Yahoo seit Mai 2013 gehört.

Pogues Seitenwechsel ist nur ein Beispiel der neuen Liebesaffäre zwischen der neuen IT-Welt und der strauchelnden Medien-Welt. eBay-Gründer ­Pierre  Omidyar hat dem Enthüllungs­jour­nalisten Glenn Greenwald, wichtigster Kontaktmann von NSA-Whistleblower Edward Snowden, Millionen Dollar geboten, damit er vom britischen Guardian weggeht und ein eigenständiges Online-Medium aufbaut. Die für freche Aufzählungsartikel (Kostprobe? „The 16 Most Magnificent Spoof Porn Movie Titles“) berühmt-berüchtigte News-Seite Buzzfeed hat Pulitzer-Preisträger Mark Schoofs engagiert, damit er ein Investigativ-Ressort aufbaut. Und Amazon-Gründer Jeff Bezos kaufte sich, wie wir alle wissen, um 250 Millionen ­Dollar die Washington Post.

Sind Technologie-Firmen künftig die Patrone, die noch das Cash haben, sich Journalismus leisten zu können? Wissen die etwas, was die europäischen Medienmacher nicht wissen, zum Beispiel von einer Aussicht auf wieder ­steigende Online-Werbepreise? Und vielleicht die wichtigste Frage: Wie unabhängig sind die eingekauften Journalisten von ihren milliardenschweren Gönnern? Wird die Washington Post kritisch über Amazon schreiben, wird sich David Pogue trauen, seinem Geldgeber Yahoo auch künftig ein paar verbale Hiebe zu verpassen?



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