So geht Zukunft
 

So geht Zukunft

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Rückblick auf die erste brand eins Konferenz mit Sabine Hoffmann im Interview

Letzten Donnerstag fand die erste brand eins Konferenz in Hamburg statt. Und nicht nur ihr Thema "So geht Zukunft - was machen wir morgen?" war spannend, sondern auch die Referenten. Denn wann hat man schon mal Größen wie Zach Klein, den Vimeo und Boxee Gründer, oder Design- und Kreativ-Koryphäen wie Stefan Sagmeister zum Gespräch vor Ort? Darüber, wie die Zukunft aussehen wird, und welche Eindrücke man von der Konferenz mitnehmen konnte, habe ich nach ihrer Rückkehr mit Sabine Hoffmann, Gründerin und Geschäftsführerin von ambuzzador gesprochen.

Michael Weberberger: Am 22. Mai fand die erste brand eins Konferenz in Hamburg statt. Zum Thema: So geht Zukunft. Du warst dabei! Möchtest du uns die Zukunftsformel verraten?

Sabine Hoffmann: Hätten wir auf der brand eins Konferenz DIE Zukunftsformel entdeckt, würde ich sie hier gerne teilen, das war jedoch erwartungsgemäß nicht der Fall. Wie die Chefredakteurin des brand eins, Gabriele Fischer schon in der Eröffnung festmachte, drehte sich die Konferenz um die Zutaten, die man für die Gestaltung der Zukunft braucht: Gründung & Geschäftsmodelle („Wie nutzen wir das Wissen unserer Zeit – und machen aus guten Ideen Unternehmen?“) mit Impulsen von Zach Klein (Gründer Vimeo und DIY), Technologie & Kundenorientierung („Wie schöpfen wir die technischen Möglichkeiten aus und lernen mit anderen Augen zu sehen?) in einem Feuerwerk präsentiert  vom Autor des Buchs „Das Risikoparadox“, Prof. Ortwin Renn und last but not least Kreativität & Neues Denken („Wie halten wir uns und unsere Organisation offen, beweglich und veränderungsbereit?) mit Stefan Sagmeister, einem der gefragtesten Designer der Welt, der das Publikum rund um das Thema  Happiness testete und inspirierte.


M.W.: Dann bleiben wir mal beim Thema Geschäftsmodelle: wie kommen wir in Europa zu neuen Geschäftsmodellen?


S.H.: Du sprichst da einen Punkt an, um den sich viel gedreht hat: inwiefern haben Standort und Umfeld einen Einfluss auf die Gründung von Unternehmen. Zach Klein erzählte aus der Gründungszeit von Vimeo, was bereits vor YouTube gegründet wurde, dass der Standort New York (damals wie heute) schwächere Voraussetzungen bietet, als beispielsweise das Silicon Valley, San Francisco. Vimeo hatte in New York gegründet, wo kaum Venture Capital am Markt vorhanden war, was darin gipfelte, dass es Teil der Überlebensstrategie von Vimeo war, die erfolgreichsten Videos offline zu nehmen, um Serverplatz zu sparen. YouTube, aus dem Silicon Valley kommend, hatte das Budget um entsprechend zu skalieren und damit die größte Video Plattform zu werden.


M.W.: Spannende Geschichte. Ich stelle mal die Hypothese auf: Wäre Geld das einzige Kriterium, hätten wir keine Start-ups im deutschsprachigen Raum. Was sind weitere Erfolgsfaktoren?


S.H: Zwei weitere Erfolgsfaktoren führte Zach Klein ins Rennen: heute können wir, dank Digitalisierung, weltweit die relevanten Communities rund um Ideen zusammenstellen, um kreative Menschen anzuziehen. Was auch die Mitbegründern des betahaus Hamburg, Lena Schiller Clausen bestätigte.

Und das Stichwort Kreativität ist der Link zum zweiten Faktor: spielerisch entwickeln Menschen jedenfalls kreative Lösungen für komplexe Herausforderungen. Um ein Fundament dafür zu schaffen, und unser nachgewiesen längst ausgedientes Bildungssystem zu ergänzen, hat sich Zach Klein mit seiner neuern Gründung „Do it yourself“, die spielerische Förderung von Kindern hin zu mehr Kreativität zum Ziel gesetzt. Zitat Zach Klein aus einer Studie: „95% der 9-Jährigen bezeichnen sich selbst als kreativ, jedoch nur 5% der 18-Jährigen.“ Das ist das Ergebnis unseres heutigen Bildungssystems.

 

M.W.: Kommen wir zum zweiten Baustein, der Technologie: was war die zentrale Botschaft von Prof. Renn?

S.H.: Prof. Renn startete mit einem Fresh Up zum Thema „promethische Revolutionen“, um die Herausforderung unsere Zeit, Der Revolution der Dematerialisierung auf den Punkt zu bringen: das Zeitalter der Optimierung einzelner Bereiche (von Organisationen oder Unternehmen) ist vorbei. Im Zeitalter von immer mehr Menschen, steigenden Ansprüchen eben dieser und knapper werdenden Ressourcen geht es um ganzheitliche Integration sämtlicher Facetten unseres Umfelds.


M.W.:
Was kann ich mir da konkret drunter vorstellen?

S.H.: Ein gutes Beispiel ist das Konzept der „Smart City“: da geht es um Optimierung alles Lebensbereiche, dank Technik. Leben damit können wir Menschen aber nur, wenn wir das Gefühl der Souveränität beibehalten: wir müssen also subjektiv das Gefühl haben, unter Kontrolle zu haben, wann zum Beispiel unsere Wachsmaschine wäscht. Die souveräne Geborgenheit gibt also den Ausschlag für die Akzeptanz technischen Fortschritts.


M.W.:
Als das Highlight der Konferenz wurde im Vorfeld Stefan Sagmeister gehandelt. Jetzt bin ich gespannt auf seine Botschaft!

S.H.: Stefan Sagmeister hat sich die Freiheit genommen, ein bisschen vom Thema abzuweichen und sich dem Thema Happiness gewidmet, denn wenn wir nicht glücklich sind, sind wir nicht bereit, in die Zukunft zu starten. Was ich mir als Kernmessage mitgenommen habe: setze das um, was du dir vorgenommen hast, sonst steigt der Pegel an Unzufriedenheit.


M.W.:
Gutes Stichwort: was hast du dir persönlich von der brand eins Konferenz mitgenommen?

S.H.: Ein Zitat von Lena Clausen, das ich auch als mein persönliches Erfolgsrezept bestätigen kann: „Do what you are PASSIONATE about. Don´t be passionate about what you do.“
 

M.W: Wirst du nächstes Jahr wieder dabei sein?

S.H.: In jedem Fall und ich kann das nur jedem ans Herz legen, der gerne einen Tag an Impulsen als Bereicherung für sein/ ihr Business erachtet.



War jemand von euch ebenfalls auf der brand eins Konferenz? Wenn ja, lasst mich eure Highlights gerne in den Kommentaren wissen.


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