Kommentar von Birgit Schaller
Ich verneige mich. Das ist ernst gemeint und richtet sich an zwei Menschen: Oscar Bronner und André Heller. Am Ostermontag hatte ich die Muße, fernzusehen. Die Entscheidung war einfach: Auf ORF III lief die Serie „Menschenkinder“ von André Heller und porträtierte einen großen der Branche: Oscar Bronner. Ein Dokument Zeitgeschichte, wie André Heller selbst seine Motivation, Bronner zu interviewen, erklärte. Es ist ein minimalistisches Low-Budget-Dokument mit wenigen Kameraeinstellungen, das in Bronners Atelier gedreht wurde, „einzig auf die Person konzentriert, der man beim Denken, Erinnern, Reflektieren zuhören und zuschauen kann“, wie es Heller selbst treffend beschreibt.
Im Falle des Gründers von trend, profil und der Tageszeitung der Standard waren die 50 Minuten faszinierend, bereichernd, unerwartet intim – Inspiration und Freude. Mir war nicht klar, wie tiefgehend Fernsehen sein kann, wenn weder Kameraführung noch ablenkende Fragen des Interviewers irritieren. So wurde eine große Nähe, in diesem Fall zu Oscar Bronner, aufgebaut, der in seiner ruhigen, im Grunde menschenscheuen Art höchst offen sein Leben darlegte. Ein faszinierendes Leben zwischen Journalismus und Malerei. „Mein nur teilweises Interesse an der Zeitung kam dieser wahrscheinlich zugute. Dadurch habe ich bisweilen hoch gepokert. Ich hatte keine Angst, etwas zu verlieren, denn ich hatte ja immer noch die Malerei“, war eine Aussage von Bronner, der in Israel als Sohn des Kabarettisten und Musikers Gerhard Bronner geboren wurde. Er ist Jude mit „keinerlei Bezug zur Religion“ und kam erst als Fünfjähriger, ohne Deutsch zu sprechen, nach Österreich.
Spannend auch Bronners Selbstreflexion darüber, dass er nicht nur für andere, sondern manchmal auch für sich selbst schwer fassbar sei. Schön, wie Heller, selbst „ein leidenschaftlicher Zuhörer von guten Erzählern“, es versteht, die Seele außergewöhnlicher Menschen zum Klingen zu bringen. Nachzusehen in der ORF-TVthek. Empfehlenswert!