'Linz ist Linz': Provoziert und (nicht) abgeh...
 
'Linz ist Linz'

Provoziert und (nicht) abgeholt

Sabine Klimpt

Die Frage am Ende des findigen Films ist aber doch, ob der vorwiegend eher negative Tenor über die echten und vermeintlichen 'Vorzüge' der Stadt ausreichend positiv aufgelöst wird.

„Altmodisch. Ein bisschen rassistisch. Langweilig. Grauslich“ – Eigenschaften, die man eher versteckt, als sie offen zu zeigen. Überhaupt, wenn es um ein fast drei Minuten langes Werbevideo geht, das den Tourismus ankurbeln soll. Ebendieses – als Herzstück der Kampagne „Linz ist Linz“ von Linz Tourismus – ist diese Woche eines der Top-Gesprächsthemen der Stadt.


Die Stadt wolle ehrlich sein, so wie sie ist, wolle sich nicht verstellen, sondern lebendig sein. „Ohne Schnickschnack und Klischees!“, heißt es dazu auf der Linzer Tourismusverbands-Website. Man wolle die wirklich neugierigen Touristen, die nicht den ausgetrampelten Massentourismuspfaden folgen, ansprechen. „Wir wollen, dass ihr nach Linz kommt, euch selbst ein Bild macht, die Stadt vielleicht mögt, ihre Schwächen entdeckt, eine gute Zeit habt.“

Weniger Freude mit dem Lockspruch hat der Linzer Bürgermeister Klaus Luger – er findet die Kampagne „völlig misslungen, meinen Humor trifft sie nicht. Im Gegenteil, sie konterkariert unsere bisherigen Bemühungen, Linz international zu positionieren."

Das von Forafilm produzierte Video besticht mit rasanten Kamerafahrten inklusive Loopings, guten Schnitten und moderner Bildsprache. Es ist gewagt, mutig und irgendwie erfrischend. Es sind die provokanten Botschaften, die polarisieren und so wiederum österreichweit die Aufmerksamkeit auf Linz – aber auch auf den aktuellen dortigen Schlagabtausch zwischen der Stadt Linz und dem Tourismusverband – ziehen. Der Film lebt von seiner gut gemeinten Ehrlichkeit und Offenheit und bedient sich andererseits kreativ gut präsentierter Ironie.

Ziel des Ganzen ist es, die oberösterreichische Hauptstadt international bekannter zu machen. Auch wenn es an einer Stelle heißt „Berlin sind wir zwar nicht, und trotzdem Trendsetter“, hat man das Gefühl, dass Berlin doch ein wenig als hippes, unkonventionelles Vorbild herhalten soll. Die Frage am Ende des findigen Films ist aber doch, ob der vorwiegend eher negative Tenor über die echten und vermeintlichen „Vorzüge“ der Stadt ausreichend positiv aufgelöst wird. Ob ein schaler Nachgeschmack bleibt und, wie von einigen gefürchtet, ein Imageschaden entstanden ist, oder ob unter der wahrscheinlich eher jüngeren Zielgruppe plötzlich die Lust auf Linz erwacht. Ob diese wirklich die "Schwächen" einer vergleichsweise kleinen Stadt entdecken will. Denn Linz hat es zwischen Wien, Salzburg und Graz tatsächlich ein bisschen schwer.

Mut? Bitte immer. Innovative Wege zum Publikum? Immer wichtiger. Am Ende muss dieses aber auch tatsächlich überzeugt und „abgeholt“ werden. Ein wenig mehr Werbung hätte dieser Werbung gutgetan.

stats