Kollateralschäden mit alter Taktik
 

Kollateralschäden mit alter Taktik

#

Kommentar von Harald Klöckl

Simmering gegen Kapfenberg, dieses Spiel war laut dem seligen Helmut Qualtinger einst das Synonym für Brutalität im heimischen Fußball. Kronen Zeitung beziehungsweise Mediaprint gegen oe24 respektive „die Fellners“ liefern sich seit Jahr und Tag Matches von ­ähnlicher Intensität, in und mit ihren Medien und – vor weniger Zuschauern – vor den Gerichten des Landes. Stimmig, dass sich ausgerechnet am Fußball der jüngste Rechtsstreit der beiden Kontrahenten, der Gegenstand der Titelstory dieses HORIZONT ist,  entzündete.

Dass dabei der ORF mit am Platz ist, ist bedauerlich. Aber ganz unschuldig bekommt man am Küniglberg die Blutgrätschen und Sensen in diesem Boulevard-Match nicht auf die Schienbeine. Als Lizenznehmer der FIFA für die Rechte an der Fußball-WM in Brasilien und noch viel mehr als öffentlich-rechtliche Anstalt wäre etwas mehr Fairplay angesagt gewesen: Dass einzig die Kronen Zeitung Übertragungsrechte als Sublizenznehmer eingeräumt bekam, war wohl der Kardinalfehler. Stichwort Gleichbehandlung. Dass die Krone angesichts vieler offener faktischer und rechtlicher Fragen rund um die WM-Rechte gegen oe24.at vor Gericht geht und zwangsläufig den ORF in die Sache reinzieht, diese Schlappe muss sich schon der ORF selbst zuschreiben lassen. Vielleicht sollte ja der ORF der Krone die zuvor von ihr kassierte Sublizenzgebühr einfach zurücküberweisen. 

Der ORF wäre zudem gut beraten, Anleihen aus der Vergangenheit zu nehmen: Einst hatte sich der Öffentlich-Rechtliche nämlich konsequent aus den Zeitungskriegen herausgehalten. Zeitungen durften im ORF nicht werben, Äquidistanz zu allen war oberstes Gebot. Mit der Ära Gerhard Zeiler wurde das Prinzip nicht nur über Bord geworfen, sondern sogar Allianzen mit den damals großen Gruppen,  und Krone, geschmiedet. Jetzt offenbaren sich am Boulevard-Spielfeld  die Schattenseiten dieser nachhaltigen Taktik-Änderung.



stats