Jenseits des HORIZONT
 

Jenseits des HORIZONT

Ein Lob dem Dritten

ORF III hat Ambitionen und ambitionierte Mitarbeiter, Qualität und Kreativität, aber nur ein geringes Budget: Wie Kultur und Wissenschaft in Österreich überhaupt unterdotiert sind. Der Kulturstaat Österreich knausert dort, wo es gilt, Kreativität, Wissen, Lust auf Bildung und Forschung zu fördern. Das Schicksal des ungeliebten Dritten. Oder, wie Brecht es sagt: Zuerst kommt das Fressen … 

Der ORF verliert dort an Marktanteilen, wo er sich mit den kommerzialisierten Privaten matcht. Und zeigt sensationelle Werte, wo er sein Know-how und seinen Kultur-und Wissenschaftsauftrag ernst nimmt: Ö1 ist bis heute weltweit die Nummer eins unter allen Kulturradios mit Reichweiten von bis zu zehn Prozent, bei einem deutlich jünger werdenden Publikum. „Kreuz & Quer“, „Universum“ und populärwissenschaftliche Dokumentationen erreichen mehr Menschen als Übertragungen von faden Bundesliga-Live-Spielen an Sonntagen. Im Übrigen gehen auch mehr Menschen in Ausstellungen und Museen als auf die Fußballplätze (das schreibt ein bekennender Fußballfan.) 

Mit ORF III hat der ORF einiges gewagt und viel gewonnen: Eine Büchersendung, die zum Besten gehört, was es im deutschen Sprachraum gibt, moderierte Opern-und Musikstudios, die kundig und nicht dozierend sind, Kabarett und Film aus Österreich, wenn auch aufgewärmt. Es ist gut, dass der ORF ein derart umfassendes Archiv hat. Jetzt kann er es verwerten. Und intelligent kommentieren und aktuelle Zusammenhänge herstellen. Gewiss: es fehlt noch an Brisanz. Die Moderne kommt zu kurz. Eine Kooperation wie die mit den Wiener Vorlesungen ist trotz scheinbarer medialer Sperrigkeit eine avantgardistische Großtat. Gewiss, es werden noch viele Sendungen aus den Hauptprogrammen übernommen und in mehrfachen Wiederholungen gezeigt. Aber: Gutes wird dadurch nicht schlechter, sondern einfacher konsumier- und sehbar. 

Der ORF hat eine Gebührenerhöhung beantragt. Wenn sie zum Großteil für eine weitere Befeuerung von ORF III verwendet wird, wäre dagegen nichts zu sagen. Wenn dann noch die wirklich guten österreichischen Spielfilme der Moderne zur Primetime auf ORF III ausgesucht werden, statt nach Mitternacht auf ORF 1 oder ORF 2, wenn für den Sender auch geworben wird, dann sind Gebühren allemal gerechtfertigt, und der viel zitierte Public Added Value ist erfüllt. Dann darf es auch die Seicht- und Feuchtgebiete in anderen Programmen geben. Dann ist der ORF das, was seine Buchstabe ninsinuieren: öffentlich-rechtliches Fernsehen. Für das sollten alle Medien, die gegen den kommerzialisierten ORF wettern, die Werbetrommel rühren. Und zwar kräftig und kostenlos. Denn etwas braucht ORF III: Bekanntheit. Die Reichweite kommt von selbst. 

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