Inzestuöser Walzer am Tanzparkett
 

Inzestuöser Walzer am Tanzparkett

Kommentar von Birgit Schaller

Der Start ins neue Jahr sollte ein wohlwollender werden, allein, es wird mir nicht leicht gemacht. Nach einem Aufenthalt in der deutschen Hauptstadt war ich aufgrund der Lektüre von ­Tagesspiegel, Das Parlament (hochinteressant) oder Aus Politik und Zeit­geschichte wieder einmal „platt“ ob der tiefreichenden Medienberichterstattung. Dann punkteten ARD und ZDF (ORF gab es nicht) noch mit starkem Programm und kaum Werbung. Neuerlich wird im Nachbarland wieder über eine Abschaffung dieser bei den Öffentlich-Rechtlichen diskutiert, da die Rundfunkgebühren einen Überschuss von einer Milliarde bringen werden.

Grund: der Wechsel vom Gebühren­modell zum Rundfunkbeitrag und deutlich mehr zahlende Einwohner als hierzulande. Klar, finanziell gibt es Unterschiede, aber worauf ich hinaus will, ist der Inhalt. Leider bin ich einmal mehr vom ORF enttäuscht. Lese ich doch am Heimflug Details zur neunten Staffel des Erfolgsformats „Dancing Stars“. Immerhin waren beim letzten „Dancing Stars“-Finale eine Million Zuseher dabei! Von der Manager-Schwester Mirjam Weichselbrauns über die Tochter von Peter Rapp bis zum Sohn von Harald Serafin reicht die aktuelle Kandidatenliste. Da mutiert Ex-Skirennläufer Erik (ehemals Erika) Schinegger im Vergleich zum Superstar. Und was haben ORF-eigene Journalisten in der Show zu suchen? Oh, du armes ­Österreich, sind dir die Menschen ausgegangen, die begabt sind und etwas weitergebracht haben in ihrem Künstler- oder Sportlerleben? Oder ist die Misere hausgemacht, weil auf Radio Wien ­lieber Abba und Bruno Mars tönen, ­anstelle von Liedern aus der Wiener Kreativ- und Musikszene, und im Fernsehen die Inzucht immer groteskere Blüten treibt? Ob mit dieser Sendung der Unterhaltungsauftrag sinngemäß erfüllt wird, ist höchst fraglich. So ­etwas wäre bei den Öffentlich-Recht­lichen in Good Old Germany undenkbar. Österreich bleibt in dieser Hinsicht schlicht Bananenrepublik. Leider.



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