Gewinnen Google & Co. immer?
 

Gewinnen Google & Co. immer?

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Jenseits des HORIZONT

Die spanische Regierung hat ein Gesetz beschlossen, dem zufolge Google für Verwendung von Contents aus aktuellen Medien Leistungsschutzrechtsabgeltungen zahlen muss. In Frankreich hat man einen ähnlichen Pakt geschlossen. In Deutschland haben sich zwölf große Verlage zusammengeschlossen, um Ähnliches einzufordern. Die Content-Flaggschiffe FAZ, Süddeutsche, Zeit und Spiegel sind nicht dabei, die Mischverlage Burda, Springer, Funke et cetera hin­gegen sehr wohl. Springer hat zudem ein bilaterales Vermarktungs­abkommen mit Google abgeschlossen. In Österreich fordert der VÖZ seit Jahren ein neues Leistungsschutzrecht. Auf EU-Ebene wird über eine gesamteuropäische Lösung debattiert. Parlament und Rat, Staaten und Parteien sind sich nicht ­einig.

Facebook, Twitter, auch wieder Yahoo & Co. befeuern das Dilemma indirekt noch. Die Mehrzahl der Jugend­lichen bezieht ihre News über soziale Medien, die ihre Nachrichtenkompetenz weiter ausbauen wollen. Nach Urheberrechten fragt niemand. Eine neue Newsing-Kultur des flüchtigen Mobilen entsteht. Und Aggregatoren wie Huf­fington, inzwischen unter den Tops bei Unique Clients, machen ein Geschäft daraus. Native Advertising ist verharmlosendes Kürzel. Die Verlage werden in Zukunft ein paar Almosen bekommen, sie werden weiterhin ihre Nachrichten liefern, ihre Redaktionen ausdünnen und schlechter bezahlen, sich weiterhin mit den Öffentlich-Rechtlichen matchen, weil auch die im Online-Business tätig sind. Für Google & Co. längst kein Thema mehr. Die Monopolmaschine läuft. Für Google – mittlerweile weltweit in Urheberrechtskonflikte verstrickt – sind diese Zahlungen ein Klacks. Und gewissermaßen Freibrief für weitere ­Expansion. Die Nachrichten- und Wissenshegemonie ist für Google gelaufen. In Kürze wird ein Großteil aller großen Bibliotheken der Welt von Google – ­kostenlos natürlich – digitalisiert sein. Google ist um mehrere Dimensionen weiter. Was jetzt interessiert, ist das Internet der Dinge, die autochthone Kommunikation von Maschine zu Maschine. Die selbststeuernde Perfektion, die „angeblich“ den Menschen noch mehr entlasten wird. Er muss sich nicht mehr mit Lästigkeiten auseinandersetzen: ob das Auto fährt, die Lichter im Haus brennen, der Kühlschrank voll ist, der Blutdruck hoch. Das erledigen die Maschinen untereinander. Der Konsument ist Datenlieferant und zahlt auch noch dafür.

Die klassische Industrie muss mitspielen, will sie überleben. Nicht technischer Fortschritt und Innovationskraft der Produzenten gelten, sondern die ­Visionen webbasierter Konzerne. Wenn Google vom selbststeuernden Auto ­redet oder von der automatisierten ­Gesundheit, haben sich alle unterzuordnen. Von Audi bis Bosch. Google ist gleichgültig, wer das beste selbststeuernde Auto baut, solange es die „Lenkungshegemonie“ hat. Daten- und Steuerungs-Know-how entscheiden. Die selbstbewussten Autobauer, einst selbst Auslöser einer gigantischen technischen Revolution – Massenmobilität, -fertigung, gleichzeitig Entfremdung des Menschen vom eigenen Tun – werden zu Sublieferern, Hilfsarbeitern. So rasch ändern sich Hierarchien. Das sollten auch Verleger bedenken, wenn sie statt Alternativen Abstandszahlungen wollen. Ablasszahlungen gewissermaßen. Das rächt sich, wie die Geschichte zeigt.




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