Geld-& Wissensmaschine Cannes Lions
 

Geld-& Wissensmaschine Cannes Lions

W as wurde im Vorfeld des 56. Cannes Lions Festivals nicht alles an Schreckensszenarien für das wichtigste Werbefestival der Welt berichtet.

W as wurde im Vorfeld des 56. Cannes Lions Festivals nicht alles an Schreckensszenarien für das wichtigste Werbefestival der Welt berichtet. Dass heuer weniger gefeiert würde, die Herausforderungen einer teils selbstverliebten Branche ernster genommen werden müsste, Schluss mit lustig etc. Dass sowohl Einreichzahlen als auch die Anzahl der Delegierten sinken werden (minus 20 beziehungsweise 40 Prozent), war wahrscheinlich jenen klar, die internationale und nationale Werbeawards beobachten. Drastisch sinkende Budgets haben nun einmal Mitarbeiterkürzungen zur Folge, ergo sieht es mies aus, wenn Agenturen ihre Leute in die sonnige Festivalstadt schicken. Eine (vielzitierte) Geldmaschine ist das Festival allemal, schließlich sind für die Akkreditierung wohlfeile 2.600 Euro zu berappen. Dennoch lohnt die Teilnahme am Festival, hatten die Organisatoren doch heuer ein bisher noch nie dagewesenes Seminar- und Workshop-Programm auf die Beine gestellt, so das allgemeine Echo. Neben zahlreichen Vorträgen und Debatten muss da auch Platz sein für Stars wie Roger Daltrey (The Who) oder Filmregisseur Spike Lee, dessen Lebensgeschichten eines verdeutlichen: Resist the Usual – also Verweigere das Gewöhnliche – von dem es mehr als genug gibt, alle die Nase voll haben. Gerade die Rezession hat dem Festival gut getan: David Droga, Jury-Präsident der Kategorien Titanium und Integrated, brachte es auf den Punkt: Aus weniger (Budget) mehr zu machen, dabei die Möglichkeiten des Internet optimal zu nutzen. Das sei die Kunst, die es galt, in Cannes zu belohnen. Und auch wenn viele von den Gewinnerarbeiten der Kategorie Film enttäuscht waren, an Innovationen mangelte es keineswegs: Nicht nur die beiden Abräumer (Obama-Kampagne und „Best Job in the World“, siehe Seite 15) zeigte das auf, sondern auch die österreichischen Gold-Kampagnen, die komplett neue (und günstige) Wege bei der Zielgruppenansprache gingen und zu Recht dafür belohnt wurden. Bis auf eine Diskussion mit Ober-Werber Martin Sorrell (WPP), der – ausgerechnet – mit Marketingchefs von McDonalds bis P&G über die Auswirkungen der Rezession debattierte, spürte der Besucher von der Krise eher wenig, glücklicherweise. In Cannes wird nicht geraunzt. Punkt. Und dass nach Design (2008) und PR (2009) auch nächstes Jahr wieder eine neue Kategorie eingeführt wird, steht so gut wie fest. Ob es sich um „humanitarian campains“ handelt, wie in Cannes gemunkelt wurde, wollte der Festival-Chairman naturgemäß noch nicht verraten. Wie auch immer diese Kategorie heißen mag, angenommen wird sie mit Sicherheit, denn ein Löwe stellt nun einmal jeden anderen Award in den Schatten.


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