Geblockte Ads: Ein Auftrag
 

Geblockte Ads: Ein Auftrag

Kommentar von Philipp Wilhelmer

Dass das Internet als Echokammer der Häme dient, dürfte sich wohl mittlerweile herumgesprochen haben. Umso mehr Vorsicht ist bei Kommunikation jedweder Art geboten, wenn Unternehmen mit ihren Anliegen digital an die Öffentlichkeit gehen. Wie übel eine schlechte Idee im Internet ausgehen kann, führten dieser Tage deutsche Medienwebsites eindrücklich vor Augen. Am 13. Mai starteten mehrere große Nachrichtenportale eine Kampagne, in denen sie ihre Leser darum baten, keine Adblocker zu verwenden, da diese das Businessmodell der von ihnen frequentierten Seiten beschädige. So offen ausgesprochen hatte das bis dahin niemand, und tatsächlich stellt die automatische Ausblendung jedweder Onlinewerbung, die sich auch für Amateure in zwei bis drei Mausklicks bewerkstelligen lässt, ein wachsendes Problem dar. Womit die Initiatoren nicht gerechnet haben: Binnen kürzester Zeit feuerte die schöne Kampagne in die Gegenrichtung. Nicht nur, dass die notorischen Nörgler und „Digital ist Freiheit“-Skandierer das Anliegen in der Luft zerrissen, nein: Auch der unbedarfteste Opa hatte plötzlich von dem Thema gehört. Und ließ sich wahrscheinlich von seinem Enkel sofort instruieren, wie diese Werbeblocker denn zu installieren seien. Den Hersteller des prominentesten einschlägigen Programms, Adblock Plus, freute die Aufmerksamkeit: Nach eigenen Angaben seien die Installa­tionen um 129 Prozent gestiegen, als die Kampagne startete. Adblock Plus spielte außerdem den Ball zurück an die Medienmacher: Solange diese blinkende, störende Ads zulassen würden, die den Lesern Konzentration und Nerven rauben würden, seien sie selbst Teil des Problems. Wie die Lösung aussehen kann, demonstriert die Firma seit zwei Jahren mit einem klugen System: Werbung, die unaufdringlich gestaltet ist, und von der Community als verträglich beurteilt wird, spielt der Adblocker dennoch aus. Das klingt doch nach einem Auftrag.



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