Facebook, der lachende Dritte
 

Facebook, der lachende Dritte

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Kommentar von Jakob Steinschaden

Wenn über Content-Snippets und Nutzungsgebühren diskutiert wird, dann spitzt sich alles auf Google zu. In Spanien etwa tritt am 1. Jänner 2015 ein neues Leistungsschutzrecht in Kraft, das Nachrichtenaggregatoren wie Google News dazu verpflichtet, selbst bei der Verwendung kleinster Textschnipsel eine Abgabe an den Verlag zu zahlen. Der kalifornische Inernetkonzern zieht deswegen am 16. Dezember den Stecker bei seinem Dienst Google News, weil dieser nicht werbefinanziert und eine Abgabe für Verlags-Content deswegen nicht tragbar sei, verkündete Google-News-Chef Richard Gingras am Mittwoch.

Für Onlinemedien in Spanien könnte das drastische Auswirkungen haben, weil ihnen so eine wesentliche Traffic-Quelle wegbrechen wird. Wer wird davon profitieren? Social-Media-Dienste schaufeln immer mehr Besucher auf die Webseiten von Verlagen. Bricht mit Google eine Traffic-Quelle weg, so wird man das irgendwie ausgleichen müssen. Das wird Twitter und insbesondere Facebook in die Arme spielen. Während Google automatisiert Content ausliest (= keine Arbeit), beschäftigen Medienhäuser ­eigene Social-Media-Teams, die Inhalte im Social Web händisch verbreiten (= viel Arbeit).

Wer mehr Facebook-Reichweite will, muss zudem seine Präsenz und seine Inhalte bewerben. Ein Leistungsschutz, der Google ausknipst, begünstigt folglich Facebook, das wie der Suchmaschinenanbieter werbefinanziert ist und auch am österreichischen Markt mit Verlagen um die Budgets der Online-Werber buhlt. Der VÖZ will ein Leistungsschutzrecht nach spanischem Vorbild – wer noch?



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