Reisen bedeutet, den eigenen Horizont zu erweitern.
Reisen bedeutet, den eigenen Horizont zu erweitern. In unserem Fall zur Côte d’Azure – und zwar von 21. bis 27. Juni. Da geht bekanntermaßen wieder das Cannes Lions International Advertising Festival über die Bühne. Als interessierter Cannes-Neuling erschlägt mich das beeindruckende Festival-Programm förmlich (www.canneslions.com/festival/schedule). Über 80 Seminare, Workshops und Vorträge gehen im Betonklotz namens Palais du Festival über die Bühne. Eine Art Vorselektion ist Pflicht, schließlich will man ja auch Screenings verfolgen, mit Werbefachleuten plaudern und eintauchen ins – wie immer wieder behauptet wird – weltweit einzigartige Geschehen in der Festival-Stadt. Nur ja keine Versäumungspanik.
Als Geldmaschine wird das Festival immer wieder bezeichnet, auch wenn sich heuer Begriffe wie „Recession“ „Turmoil“ und „Downturn“ wie ein roter imaginärer Faden durch das Programm ziehen.
Stand alone
Die Cannes Lions bleiben in der viel besagten Stand-alone-Position. Auch wenn die Einreichzahlen nach dem Rekordergebnis 2008 (28.300) heuer um 20 Prozent gesunken sind: Allein die neue Kategorie PR (431 Arbeiten) bringt den tüchtigen Organisatoren 164.000 Euro ein. Das gesamte Spektrum der Kommunikation dürfte heuer gut abgedeckt sein. Schmerzlicher dürfte sicher der Schwund an Besuchern werden: Mit zwischen 40 und 50 Prozent weniger Delegates als noch 2008 rechnet Cannes-Lions-Chairman Terry Savage, der laut eigenen Angaben das beste Kongressprogramm bislang auf die Beine gestellt hat und Branchen-Schwergewichte an die Côte d’Azure locken konnte – darunter Martin Sorrell (WPP), Ex-Uno-Generalsekretär Kofi Annan oder Barack Obamas Wahlkampfmanager David Plouffe.
„Cannes ist in erster Linie eine Lernerfahrung“, betont Savage und hofft ebenso wie Österreich-Repräsentant Walter Zinggl (ORF-Enterprise) auf möglichst viele Kurzentschlossene, die auch noch bessere Konditionen bei den überteuerten Hotels herausholen können, wie vermutet wird. Und ein Blick aufs Programm lohnt sich. Nicht nur dank der Erfahrung, dass vieles, was in Podiumsdiskussionen und Vorträgen in Österreich behandelt wird, erstmals in Cannes präsentiert wird. Besonders die Themen Online-Werbung, Viral- und Guerilla-Marketing, von allen Seiten als Zukunftssegmente gepriesen, stechen im Festivalprogramm heraus. Aber auch die einmalige Chance, Werbe- und Marketingprofis aus Asien, Südamerika oder den USA zu lauschen, sollte man sich nicht entgehen lassen. Und dass heuer der Champagner nicht so hemmungslos wie in den vergangenen Jahren fließen dürfte, schreckt wohl auch niemanden ab. Walter Zinggl, der das Festival als sein „alljährliches berufliches Highlight“ bezeichnet, bringt es auf den Punkt: „Der Gegenwert, der in Cannes geboten wird, rechtfertigt die Kosten.“