Ein Brief wie ein Revanche-Foul
 

Ein Brief wie ein Revanche-Foul

Glosse von Sebastian Loudon

Die Kommentatoren sind sich einig: Das gab es noch nie – die Spieler der österreichischen Fußballnationalmannschaft protestieren in einem offenen Brief gemeinsam gegen „die Fülle an schlecht bis gar nicht recherchierten Artikeln in der Tageszeitung Österreich, die häufig als ,Exklusiv-Interviews‘ bezeichneten Berichte, für die niemand von uns jemals interviewt worden ist, die reißerischen Texte, die nicht selten in Beleidigungen gipfeln“.Dies alles wolle man nicht mehr hinnehmen, wohl wissend, dass man „mit diesem Schreiben ein Tabu“ breche.


Im Akademiehof ist Österreich-Ma­nager Oliver Voigt um Schadensbegrenzung bemüht (Seite 2), er sieht seine Sportredaktion zu Unrecht in die Kritik geraten, will nicht glauben, dass die Initiative wirklich von den Spielern ausgegangen ist, und vermutet hinter dem Brief einen hussenden Konkurrenten am Zeitungsmarkt. Voigt will keine Namen nennen, er kann aber eigentlich nur Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter meinen, der in einem Kommentar vom 3. November die Österreich-Berichterstattung im Zuge der Vertrags­verlängerung von Teamchef Koller heftig kritisierte und die ÖFB-Sponsoren gar aufforderte, ihre Inseratenaufträge bei Österreich zu stornieren.


Die ÖFB-Pressestelle beteuert gegenüber HORIZONT inbrünstig, die Initiative für diesen Brief sei ebenso wie dessen Inhalt tatsächlich aus dem Kreis des Spielerkaders gekommen. Beim Feinschliff der – bemerkenswert griffigen – Formulierungen sei die Pressestelle ­natürlich zur Seite gestanden.


Ein Tabubruch fürwahr und gleichzeitig auch eine Chance. Denn für Österreich ist klar: Diesen Kampf kann man nicht gewinnen, jetzt ist souveränes Umdenken gefragt.
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