Schauplatz: Naturhistorisches Museum.
Schauplatz: Naturhistorisches Museum. Thema: Mobile-Media-Revolution? Hintergrund: Werden das iPad und all die anderen noch auf den Markt zubringenden Tablet-PCs das Verhalten und insbesondere die Bezahlbreitschaft der Medienkonsumenten verändern? Am Podium sitzen die Geschäftsführer von zwei Online-Medien, ein Wissenschaftler, ein Blogger und Journalist sowie ein Erfinder von einem dieser neuartigen Computer (siehe Seite 12).
Dem Organisator kann man nur gratulieren: zum vollen Haus und auch zu den Podiumsdiskutanten, die von allem, was sie machen, viel verstehen und als echte Praktiker damit nicht hinterm Berg hielten. Indes sorgte Martin Zimper – Radiopionier und jetzt Head of Studies bei der CAST Zürcher Hochschule der Künste – bei dem Autor dieser Zeilen für eine gedankliche Zeitreise. Eine Zeitreise, die zurück in die späten 90er-Jahre führt. In die Zeit, in der das Silicon Valley der Nabel der Welt war. In eine Zeit, in der man betriebswirtschaftliche Gesetze auszuhebeln versuchte. In der es galt, so schnell wie möglich an die Börse zu kommen.
Auch damals sprach man vom Tod etablierter Medien,weil die eben viel zu schwerfällig wären und weil die den Seher, Hörer oder Leser nur bevormunden würden. Zehn Jahre später sehen wir: Die Dot.com-Blase platzte, und TV, Radio und Print gibt es immer noch. Und zwar mehr denn je. In diesen zehn Jahren haben es auch erschreckend wenig der New-Economy-Jünger verstanden, echtes Geld mit ihren Online-Medien zu verdienen. Es waren nur ganz wenige Worte von Zimper, die diese Zeitreise auslösten: Er sprach vom Abschalten der Druckmaschinen, vom Tod der gedruckten Zeitung quasi.
Lieber Herr Zimper: Nun mag das, was an diesem Abend alles diskutiert wurde, sehr logisch erscheinen. Aber handelt die Menschheit logisch? Wenn das so wäre, dann würde ein Lammsteak aus Neuseeland nicht viel weniger kosten als das Rindsschnitzerl vom Fleischer ums Eck. Dann würde sich nicht jeden Morgen eine Blechlawine nach Wien stauen, sondern Menschen die Linien eines gut ausgebauten öffentlichen Verkehrs nutzen. Dann würde auch kein Land, dem Überalterung droht, eine gut integrierte, gescheite Ausländerin mit ihrer Familie abschieben, sondern sich auf ihre Beiträge ins Sozialversicherungssystem und ihre Einkommenssteuer freuen.
Menschen sind nicht logisch – auch nicht in ihrem Medienverhalten. Wenn Sie mir das nicht glauben, dann lade ich Sie gerne auf ein Bier zu meinem Dorfwirt ein. Dort werden sie Medien wie "Krone", "Kurier" – und, ja,vielleicht die letzte Veränderung seit zehn Jahren – "Österreich" finden. Menschen sind Gewohnheitstiere. Die blättern lieber mit fettigen Fingern im Kleinformat als über das Display eines Tablets zu wischen, dem auch irgendwann die Batterie ausgehen kann.