Die Wahrheit ist uns doch zumutbar, oder nich...
 

Die Wahrheit ist uns doch zumutbar, oder nicht?

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Kommentar von Yvonne Widler

Der Österreichische Werberat hat die Beschwerdebilanz für das Werbejahr 2013 präsentiert. Für mich war es eine Premiere, vor Ort zu sein. Neugierig war ich auf jene Sujets oder Spots, die wieder entfernt werden mussten oder deren Produzenten gerügt wurden. Nicht zuletzt, weil sich genau in diesen die Werbemoral dieser Institution ­widerspiegelt. Dementsprechend groß war die Enttäuschung, als mir klar wurde: Es gibt nichts zu sehen. Einige wenige hat man im Zuge der Präsen­tation vorbeizischen lassen. Der Rest wurde so kurz gezeigt, dass es kaum möglich war, das Material näher zu betrachten. Als wären sie nie da ge­wesen.

Ich habe nachgefragt, ob ich die betreffenden Bilder bekommen könnte. „Nein, das machen wir nicht, wir wollen das doch nicht zusätzlich verbreiten und bitten auch die Medien, das nicht zu tun. Das ist auch eine ethische Frage“, hieß es von der zuständigen Pressedame.
Interessant. Es ist eine ethische Frage, ob ein Fachmedium seinen dokumentarischen Zweck verfolgt? Ich sehe das ein bisschen anders. Ich stelle den auf diese Weise erzielten Lerneffekt massiv infrage und würde es begrüßen, wenn die Medien zumindest die ­Möglichkeit bekämen, die Veröffentlichungsentscheidung – auf Basis von zur Verfügung gestelltem Bildmaterial durch den Werberat – selbst zu treffen. Außerdem denke ich, dass es den entsprechenden Agen­turen und Unternehmen durchaus ­zumutbar ist, dass das Sujet neben der Kritik gezeigt wird. Die Tabuisierung von ethisch inkorrekter Werbung empfinde ich als nicht richtig. Geht es nicht darum, sich ein Bild zu machen?

Auf der Website des Werberats gibt es im Bereich „Pressebilder“ schöne Porträts der Verantwortlichen des Werberats, aber auch hier: keine Sujets für Medien. Und klar: Auf der Site sind alle Fälle wirklich aufschlussreich und ­ordentlich angeführt, inklusive Beschwerden, ­Begründungen und Entscheidungen. Bloß kann man dort nur etwas finden, wenn man weiß, wonach man sucht. Auch die aktuellen Beschwerden und die Konsequenzen sind angeführt, so steht auf der Site: „Die 10 Stopp-Entscheidungen sind alle dem Bereich ‚Geschlechterdiskriminierende Werbung‘ zuzuordnen. Konkret handelte es sich um Werbemaßnahmen der ­Unternehmen: ­Soulsista in Krems (Medium: Plakat), Platzer Transporte (Medium: Lkw-Aufdruck und Banner), Tools On Air (Medium: Print­anzeige), Sender Steirer TV (Medium: Plakat), bet-at-home (Medium: Printanzeige), Carisma Bar (Medium: Plakat), Empire Club (Medium: Plakat), Höfele Lastwagen (Medium: Last­wagenaufdruck), Eros Bar (Medium: Printanzeige), xLink (Printanzeige und Website).“

Was wäre denn dabei, die Sujets ­beizufügen? So suche ich sie mir mühsam im Internet zusammen, was mich viel Zeit kostet. Und alle habe ich leider nicht gefunden.



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