Die Old entdeckt die New Economy
 

Die Old entdeckt die New Economy

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Kommentar von Jakob Steinschaden

Vor etwa einem halben Jahr mussten Patrioten noch schmerzlich mitan­sehen, wie vielversprechende öster­reichische Start-ups (Definition: frisch gegründete Firmen im Technologie/Internet-Bereich mit schnellem Wachstumspotenzial) viele ihrer Anteile an ausländische Firmen verkauften. Die Fitness-App-Schmiede Runtastic etwa gab 50,1 Prozent an Axel Springer ab, die norwegische Schibsted übernahm etwa 40 Prozent der Flohmarkt-App ­Shpock, und das Jobbewertungsportal Kununu ging an das deutsche Businessnetzwerk Xing. Was ist bloß los mit dem reichen Österreich? Haben wir kein Kapital für unsere eigenen Ideen, musste man sich fragen.

In den vergangenen Monaten hat sich das gewandelt. Plötzlich finden sich Ex-Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer, ÖNB-Vorsitzender Claus Raidl, Ex-Styria-Vorstand Wolfgang Bretschko oder der Banker Peter Püspök unter den Investoren in Start-ups wie whatchado, zoomsquare oder mySugr. Die hiesige Old Economy hat das Potenzial junger Talente und frischer Ideen erkannt und will sich am zu erwartenden Erfolg möglichst früh beteiligen. Dass das passiert, ist vor allem Business Angels wie Hans Hansmann, der Austrian Angel Investors Association (AAIA) und dem Wiener Business Angel Institute zu verdanken, die viel Arbeit in die Begeisterung wohlhabender Ex-Manager oder Banker für die Start-up-Szene stecken. Viele Millionen Euro sind so in den vergangenen Wochen locker gemacht worden.

Baden die jungen Start-up-Gründer nun endlich im Geld? Nein, Neider dürfen beruhigt sein. Start-up-Gründer zahlen sich, so weiß man aus der jungen Branche, Gehälter aus, die empfindlich unter jenen liegen, die ihre Alters­genossen in großen Firmen verdienen. Das frische Kapital des „Million-Euro-Start-up-Club“ wird in Personal, Marketing, Server et cetera gesteckt, denn auf stabilen Beinen stehen die jungen Firmen noch lange nicht. Sie müssen der Old ­Economy jetzt beweisen, dass sie ihr Geld wert sind.



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