Ludwig Bauer geht also. Schade für die Branche, schade für ATV, wobei mit Martin Gastinger künftig einer am Ruder ist, der den Sender als Programmdirektor mindestens ebenso stark geprägt hat wie der Chef selbst. Für Kenner der Person kommt der Schritt nicht überraschend, und der Abgang aus persönlichen Gründen ist in diesem Fall wohl keine leere Floskel. Was bleibt? Bauer hat die Nachrichtenschiene auf ATV gestärkt und binnen kürzester Zeit einen Chefredakteur ernannt, der auch die notwendigen Mittel zur Verfügung bekam. Die Folge sind selbstbewusste Reporter und Talkhosts, die ihre Gäste nach den Regeln der Kunst managen. Aus den roten Zahlen brachte Bauer den Sender (noch) nicht, war zuletzt aber auf einem guten Weg. Sein Nachfolger, Martin Gastinger, schuf unter seiner Ägide zahlreiche Erfolgsformate, die sich auch ins Ausland verkauften: „Teenager werden Mütter“ sei hier genannt, ebenso wie „Schwer verliebt“. ATV matchte sich mit dem ORF erfolgreich in Sachen Deutungshoheit in der Society-Berichterstattung. Als Dominic Heinzl seinen Sender Richtung Küniglberg verließ, ließ Bauer keine Spitze gegen den ewigen Weggefährten aus und zauberte nach dessen unausweichlichem Ende im ORF ein neues Society-Format aus dem Hut. Den nahm er nun bedauerlicherweise selbst. Au revoir, Herr Bauer.