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Sabine Klimpt Nachhaltig 2022 3 „Wenn wir den Kampf gegen die Klimakrise ernst nehmen, dann müssen wir uns auch trauen, weitreichende Entscheidungen zu treffen“, sagt Umweltministerin Leonore Gewessler im Interview mit diesem Magazin (Seite 16). Von einem notwendigen „nationalen Kraftakt“ spricht Gewessler, der allein die Erreichung der international vorgegebenen Klimaziele, zu denen sich Österreich verpflichtet hat, garantieren könne. Zurück im innenpolitischen Tagesgeschäft kommen jedoch Zweifel auf, ob dieser Kraftakt tatsächlich zu leisten ist. Vertreter:innen der Industrie wollen das Klimapaket ob der Energie- und Gaskrise aufgeweicht sehen, große Teile der Wirtschaft stöhnen unter den späten Belastungen von Corona, jenen des Ukraine-Krieges und der daraus genährten Inflation, kämpfen gleichzeitig mit Personalmangel und den Folgen der digitalen Transformation. Der allgemein sinkende Lebensstandard wiederum lässt daran zweifeln, ob die „Opferbereitschaft“ der Bevölkerung groß genug ist, zusätzliche Belastungen im Sinne der Klimaziele mitzutragen und auf manch Annehmlichkeit der Konsumwelt zu verzichten. So dramatisch sich dieses Bild dreier ineinandergreifender Krisen präsentiert, so sehr gilt der einfache, ja banale Satz, dass jeder Krise eine Chance innewohnt. Die Psychologie etwa sieht in Akut-Krisen die Phasen von Schock, Reaktion, Bearbeitung und zuletzt jene der Neuorientierung. Sie spricht davon, Krisen aktiv zu meistern und sie ins eigene Erleben zu integrieren. Mit ihrer Bewältigung erst hat der Mensch weitere Problemlösungsstrategien erworben, die ihn fit für spätere, ähnlich gelagerte Situationen machen. Analysiert man aktuelle Bemühungen und Initiativen in unterschiedlichsten Wirtschaftssektoren, dann haben wir – als ökosozial agierende und marktwirtschaftlich denkende Gesellschaft – längst die vierte und produktive Phase der Krisenbewältigung erreicht: die Neuorientierung. Denn Nachhaltigkeit wird längst gelebt. Innerhalb der Unternehmen mit Blick auf die eigenen Mitarbeiter:innen, in Form der Kreislaufwirtschaft und sogar in Tourismuswirtschaft, Infrastruktur und Modeindustrie. Davon können Sie sich auf den folgenden Seiten überzeugen. Dass die Botschaft nachhaltigen Handels auch nach draußen getragen werden muss, dafür sorgen die Marketer. Der Green Marketing Award von ÖBB-Werbung, GroupM und HORIZONT hat sich zur Aufgabe gemacht, diese vor den Vorhang zu holen. Im Sinne eines auch in diesem Feld nachhaltigen Handelns. Schock und Neuorientierung ,Krisen aktiv meistern, neue Problemlösungsstrategien erwerben, fit für die Zukunft werden‘ martin wurnitsch ist stellvertretender Chefredakteur des HORIZONT & verantwortlich für dieses Magazin leitartikel
4 Nachhaltig 2022 inhalt 06 Beispielgebend Welchen Beitrag Entscheider:innen aus Österreichs Unternehmen ganz persönlich leisten 10 Cover: Der Weg ist das Ziel Wo Österreich am Weg zu mehr Nachhaltigkeit steht. Eine Zwischenbilanz 16 „Haben nationalen Kraftakt vor uns“ Umweltministerin Leonore Gewessler im Gespräch über aktuelle Energiedebatten und ferne Klimaziele 18 Green Marketing Award ÖBB-Werbung, GroupM und HORIZONT präsentieren die nachhaltigsten Marketingaktivitäten des Landes 20 Die Gewinner des GMA Preisregen für den Spar-Konzern. Wer in den drei Kategorien überzeugen konnte 24 Sponsoren vor den Vorhang Warum ORF, Volksbank Wien und die Wiener Städtische Versicherung den Green Marketing Award unterstützen 26 Die Nominierten Aus 83 Einreichungen wurden 15 Projekte für den GMA nominiert. Die überzeugendsten Ideen im Schnelldurchlauf. Plus: alle Einreichungen im Überblick 32 Sozial Denken Warum Nachhaltigkeit weit mehr als Klimaschutz und Ressourcenschonung umfasst – und wo diese bereits gelebt wird 34 Schwung für den Kreislauf In der Circular Economy geschieht Recycling längst mit System. Ein Blick in die Mechanik der Abfallwirtschaft 38 Die ,Bad Guys‘ im Check Welche grünen Konzepte sich Luftfahrt- und Kreuzfahrtindustrie verpassen – und wie glaubwürdig diese sind 42 „Der Flugverkehr muss C02-neutral werden“ Günther Ofner, Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG, über nachhaltiges Handeln in seiner oft kritisierten Branche 44 Game over für Fast Fashion? Wachstumssorgen und Konsumverzicht: Der schwierige Weg der Modeindustrie zu mehr Nachhaltigkeit 48 Digitale Wegweiser Wie digitale Tools und Datenmanagement die Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft stützen 50 „Druck abseits der Öffentlichkeit“ Nachhaltigkeitsexpertin Alice Schmidt im Gespräch über die Einflüsse auf die Klimapolitik impressum Medieninhaber und Verleger Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H. Verlagsort/Anschrift Medieninhaber/ Redaktion/Herausgeberin: Euro Plaza 5, Gebäude J, Kranichberggasse 4, 1120 Wien Tel.: +43/1/866 48-0 Fax: +43/1/866 48-100 E-Mail: office@manstein.at Internet: www.manstein.at Firmenbuchnummer: FN 62661 z DVR-Nr. GZ 02Z031577 W Geschäftsführung: Mag. Markus Gstöttner Herausgeberin: Mag. Dagmar Lang, MBA Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H. eine 100 % Beteiligung der dfv Mediengruppe, Frankfurt/Main Sprecher der Geschäftsführung Deutscher Fachverlag GmbH: Peter Esser, Sönke Reimers Ein Produkt der Redaktion „Trends, Themen, Texte“ (TTT) Chefredakteur Mag. Martin Wurnitsch Mitarbeiter:innen dieses Specials Brigitte Charwat; Mag. Manuel Friedl; Nora Halwax, BA Bakk. phil.; Mag. Dagmar Lang, MBA; Nataša Nikolić, Bakk. phil.; Rainer Seebacher; Karl Stiefel; Mag. Sarah Wagner, BA Art Direction Martin Renner Anzeigen / Leitung Sonderprojekte Martina Hofmann Anzeigen-Sekretariat Romana Wegenstein-Rieder Leitung Digitale Medien Martin Kaindel Ad Operation Manager Angelika Haumer Aboservice & Vertrieb Katharina Artner, vertrieb@manstein.at Lektorat Thomas Fisher, MSc Elektronische Produktion DTP-Abteilung Manstein Verlag Markus Brocza, Christina Locher, Georg Vorstandlechner Firma des Herstellers Friedrich Druck & Medien GmbH Zamenhofstraße 43, A-4020 Linz Greennachhaltig Wirtschaften Sonderausgabe Nachhaltigkeit Eine Beilage zu HORIZONT, CASH, HOTEL & TOURISTIK essenz und österreichische TEXTILZEITUNG
Die Post ist nicht nur gelb, sondern auch grün. Mit Österreichs größter E-Flotte, unseren eigenen Photovoltaik-Anlagen und Grünraumkonzepten reden wir nicht nur von Nachhaltigkeit, sondern leben sie auch. Mehr zum gelben Nachhaltigkeitspaket der Post unter post.at/nachhaltigkeit Unsere Zustellung: Seit 10 Jahren CO2 neutral. Und ab 2030 frei von CO2. Wir reden nicht nur, wir tun auch. #zusammenbringen
Ein Beispiel geben 21 Persönlichkeiten aus den Bereichen Medien, Technologie, Tourismus, Mode und Handel: Welchen Beitrag diese Manger:innen in ihrem privaten Alltag für Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten. Österreichische Post, Lidl Österreich, APA, John Ross Group, IP Österreich/Christoph Meissner 6 Nachhaltig 2022 persönlich gEFRAGTGeorg Pölzl Generaldirektor Österreichische Post Ich kaufe nachhaltige und regionale Produkte, wo es möglich ist. Das hilft nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch der regionalen Wirtschaft. Außerdem betreibe ich zu Hause eine Photovoltaik-Anlage mit Wärmepumpe. Lisa Weddig Geschäftsführerin Österreich Werbung Ich achte unter anderem auf Regionalität beim Lebensmitteleinkauf, versuche Plastikverpackungen zu vermeiden, bin umgestiegen auf energieeffiziente Haushaltsgeräte und nutze Öffis, so oft es geht. Das sind kleine Maßnahmen, die in Summe schon etwas bewirken. Alessandro Wolf Vorsitzender der Geschäftsleitung Lidl Österreich Zu Hause essen wir – beispielsweise – wenn möglich nur biologische oder regionale Lebensmittel. Außerdem achten wir darauf, Lebensmittel nicht zu verschwenden. Wichtig ist mir nicht nur hier die Vorbildwirkung für meine Kinder. Walter Zinggl Geschäftsführer IP Österreich Ich bin ein Mülltrennungsjunkie. Unser Garten wird zu einer Oase für Nützlinge und Schmetterlinge und mein Brennnessel-Eck kann sich auch sehen lassen. Beim Einkauf sind wir aus Überzeugung saisonal und regional. Bei der PV-Anlage am Dach warten wir auf einen Montagetermin … Sonja Wallner CFO A1 Wir haben zu Hause eine Photovoltaik- und Solaranlage mit Wärmepumpe. Nicht vermeidbarer Müll wird obligatorisch getrennt, und bei der Ernährung achten wir auf regionale, saisonale und Bio-Lebensmittel. Clemens Pig Vorsitzender der Geschäftsführung APA, Austria Presse Agentur Nachhaltigkeit heißt für mich, das eigene Verhalten laufend zu reflektieren – über regionale Einkäufe oder Müllvermeidung hinaus. Das APA-Klimaressort ist für mich ein Must-read, dessen Inhalte ich auch aktiv in Familie und Freundeskreis trage.
A1 / Renée Del Missier, ÖHV, WienTourismus/Peter Rigaud, C&A, Fussl ModestraSSe, Steiermark Tourismus/Bernhard Loder, VÖ/Michael Gruber, Sabine Hauswirth, OMV Aktiengesellschaft Nachhaltig 2022 7 Walter Veit Hotelier und ÖHV-Präsident Als Erstes hatte ich mir im Herbst 2021 ein Klimaticket gekauft und fahre von meiner Wohnung in Salzburg nur mehr mit der Bahn nach Wien ins Büro der ÖHV. Privat heizen wir mit Erdwärme und haben die Anlage vor zwei Jahren mit Photovoltaik ergänzt. Erich Neuhold Geschäftsführer Steiermark Tourismus Mir sind regionale Produkte wichtig und ich mache jedes Jahr Urlaub in Österreich. Generell versuche ich die Umwelt nicht unnötig zu belasten – sei es bei meinen Wanderungen oder dass ich zu Hause einen Ventilator statt einer Klimaanlage benutze. Norbert Kettner Geschäftsführer WienTourismus Ich bewohne eine Etagenwohnung in Wien, wo die Menschen halb so viel CO2 emittieren wie im Bundesschnitt, nutze zu 95 Prozent Öffis, Beine und Taxis. Im Kleiderschrank hängen teils 25 Jahre alte Dinge. Und ich erhebe mich nicht moralisch über jene, die sich aufgrund ihrer Lebenssituation schwerer tun, Nachhaltigkeit und Alltag unter einen Hut zu bringen. Corinna Drumm Geschäftsführerin VÖP Jede:r muss sich für die Klimarettung einsetzen, wo immer möglich: regionale und Bio-Lebensmittel, Müllreduktion, Öffis oder Fahrrad usw. Und auch die Sensibilisierung anderer gehört dazu – ob Freunde, Arbeitskolleg:innen oder die eigenen Kinder. NorbertW. Scheele C&A Country Director für Österreich, CEE und EE Mir war es wichtig, die Essgewohnheiten zu ändern hin zu weniger Fleisch im Alltag. Statt mit dem Auto mehr das Fahrrad zu nutzen, zeigte sich auch als gute Möglichkeit und es geht wirklich viel mit dem Rad im nahen Umfeld. Joachim Feher Geschäftsführer RMS Ich tue so viel wie möglich, aber ehrlicherweise darf der Zusatzaufwand nicht zu hoch sein, denn viel extra Zeit bringe ich in meinem Alltag nicht unter: Seit über zehn Jahren versorgen wir uns mehrheitlich über unsere Photovoltaik-Anlage selbst mit Strom, in der Stadt fahre ich auch mit dem Auto nur elektrisch, bevorzuge immer den regionalen Handel und priorisiere lokale Produkte und verzichte auf Fast Fashion. Karl Mayr Geschäftsführer Fussl ModestraSSe Ich bemühe mich weniger Fleisch zu essen. Alfred Stern Vorstandsvorsitzender und CEO OMV Ich bewohne privat seit vielen Jahren ein Haus ohne Rauchfang, weil es mit Wärmepumpen geheizt wird. Das hat den Vorteil, dass nichts verbrannt werden muss, um Wärme zu erzeugen.
tele, Gössl, Christian Leopold, Hofer, Bernhard Eder, dm/Marco Riebler, Sportalm 8 Nachhaltig 2022 Hans Metzger Geschäftsführer tele Der persönliche Beitrag zum Klimaschutz wird von den allermeisten gewaltig unterschätzt! Einfache Dinge, vom Müll trennen bis zu bewusstem fleischarmem Konsum und Fortbewegung ohne Auto – wenn, dann elektrisch – kann jede:r tun. Und in der Masse wirkt das gewaltig! Wir bei tele sind noch einen Schritt weitergegangen, und zwar mit der tele-Klimainitiative. Zum Mitmachen und zur Nachahmung empfohlen! Adrian Hinterreither Head of 4Sustainability bei ProSiebenSat.1 Puls 4 Ich persönlich versuche meinen CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Nahezu alle Wege bestreite ich mit dem Fahrrad oder den Öffis. Beim Einkauf achte ich auf Regionalität und Saisonalität der Lebensmittel. Im Rahmenunserer 4Sustainability-Initiative möchten wir bis 2030 klimaneutral werden. Max Gössl Geschäftsführer Gössl Im Alltag sind es viele Kleinigkeiten wie Mülltrennung, Recycling und Müllvermeidung. Bei der Anschaffung von Neuem liegt der Fokus auf wertigen Produkten mit einem längeren Lebenszyklus. Harald Bauer Geschäftsführer dm Da ich viel unterwegs bin, hat das Thema Mobilität natürlich einen großen Fußabdruck. Schon seit mehreren Jahren achten wir in der dm-Geschäftsführung und im Management darauf, Fahrgemeinschaften zu bilden und dort wo es möglich ist, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Strecken wie WienSalzburg oder Salzburg-Budapest fahre ich fast ausschließlich mit dem Zug. Zuerst war das eine Umstellung, aber letztlich merkt man, was das auch an Lebensqualität bringt. Emanuel Burger Inhaber und Geschäftsführer von Wood Fashion Als stolzer Besitzer des Klimatickets genieße ich das entspannte Reise mit der Bahn habe zeitgleich meine Autofahrten auf das Nötigste reduziert. Das schont die Umwelt und die Nerven. Ulli Ehrlich geschäftsführende Gesellschafterin Sportalm Seit ich einen eigenen Haushalt führe, kaufe ich immer biologische Produkte und bin außerdem mehr als 30 Jahre Vegetarierin. Ich denke, diese beiden Punkte haben wohl die größten Auswirkungen. Als wir vor 20 Jahren unser Haus gebaut haben, haben wir schon eine Solaranlage eingeplant, genauso wie eine Pelletsheizung, einen Nutzwasserspeicher oder eine Dämmung aus Schafwolle. Horst Leitner Generaldirektor Hofer Ich versuche PET-Flaschen grundsätzlich so gut wie möglich zu vermeiden. Zudem befülle ich wiederverwendbare Flaschen gerne mit unserem ausgezeichneten österreichischen Leitungswasser. Ein weiteres Beispiel ist das oft zitierte „Mindesthaltbarkeitsdatum“ – hier nehme ich den Begriff beim Namen und prüfe Lebensmittel ganz einfach nach Optik, Geruch und Geschmack, ob sie auch danach noch genießbar sind. So sind auch Nudel- und Teigwaren Wochen, ja sogar Monate später immer noch einwandfrei! PERSÖNLICH gEFRAGT
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Der Weg zum guten Leben 10 Nachhaltig 2022
harte Nachhaltigkeit ist heute nicht mehr nur in aller Munde. Viele orientieren ihr Tun bereits daran. Dazu hat die Agenda 2030 der UNO viel beigetragen. Allerdings: Der Weg für ein dauerhaft gutes Leben für alle ist selbst im reichen Österreich noch lang und mühevoll. von Rainer Seebacher Nachhaltig 2022 11 Coverstory UNO macht Nägel mit Köpfen Im Jahr 2015 schuf die UNO mit der Agenda 2030 aus dem vagen, nach Belieben einsetzbaren Begriff etwas Handfestes: Der globale Plan zur nachhaltigen Entwicklung umfasst 17 globale Ziele: die Sustainable Development Goals (SDG). Diese Vorgaben wiederum sind in 169 operative Ziele untergliedert. Sie betreffen Aspekte wie etwa den Kampf gegen Hunger, Armut und den Klimawandel. „Die Agenda 2030 zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie globale sowie regionale Aspekte aus Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft als vernetzte Herausforderungen abbildet und allen Staaten weltweit die gemeinsame Verantwortung für die Zielerreichung überträgt“, erläutert Thomas Alge, Geschäftsführer des Ökobüros und Mitglied SDG Watch Austria Steuerungsgruppe. Konkret bedeute dies, dass Österreich nicht nur im eigenen Land für die Umsetzung der Ziele sorgen muss, sondern auch einen Beitrag dazu leisten sollte, in anderen Ländern ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. Zum Hintergrund: SDG Watch Austria ist ein Zusammenschluss von mehr als 215 zivilgesellschaftlichen und Schon oft ist „Nachhaltigkeit“ zum Unwort des Jahres vorgeschlagen worden. Doch bisher entschied die Forschungsstelle für Österreichisches Deutsch an der Karl-Franzens-Universität in Graz, die seit 1999 dafür zuständig ist, stets anders. Die zweifelhafte Ehre mag an dem Begriff vorübergegangen sein, weil er alles andere als neu ist: „Die älteste Definition ist über 300 Jahre alt und stammt aus der Forstwirtschaft“, erzählt André Martinuzzi, Leiter des Instituts für Nachhaltigkeitsmanagement an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Zum Hintergrund: Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz fordert 1713 eine nachhaltende Waldbewirtschaftung, bei der nicht mehr Holz geerntet wird, als auch wieder nachwächst. Nach dieser und den vielen nachfolgenden Definitionen kann aber vieles als nachhaltig bezeichnet werden, betont der WU-Professor und erklärt: „Die Antwort auf die Frage, welchen Lebensstandard wir heute haben können, ohne den Lebensstandard zukünftiger Generationen zu reduzieren, ist eine Abwägung von Interessen und erfordert daher einen gesellschaftlichen und politischen Prozess.“
Foto Wilke, Alexander Chitsazan, Österreichischer Rat für Nachhaltige Entwicklung 12 Nachhaltig 2022 „Wenn wir es verabsäumen, die Ziele der UNO rasch umzusetzen, laufen wir Gefahr, dass immer weitere Krisen aus jenen Herausforderungen entstehen, die wir bereits seit vielen Jahren kennen.“ Thomas Alge, Ökobüro und SDG-Watch Austria „Nachhaltigkeit ist kein Tagesgeschäft, sondern eine Daueraufgabe der Gesellschaft.“ Markus Bürger, Österreichischer Rat für Nachhaltige Entwicklung „Wenn der Erfolg unternehmerischen Handelns lediglich quantitativ, im Sinne reiner Gewinnmaximierung betrachtet wird, dann steht dies in Widerspruch zur Idee von Nachhaltigkeit.“ Olivia Tischler, Verein Südwind gemeinnützigen Organisationen und setzt sich für die Umsetzung der Agenda 2030 in Österreich ein. Markus Bürger, Generalsekretär des Österreichischen Rats für Nachhaltige Entwicklung, einer unabhängigen Nicht-Regierungs-Organisation, erklärt: „Mit den SDGs liegt erstmals eine politische Rahmenordnung vor, die die großen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit konkret thematisiert.“ Die 169 operativen Ziele würden auch Lösungswege aufzeigen, die Akteuren des Staates, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen entscheidende Orientierung geben. Diese Orientierung fällt einigen Expert:innen aber zu unklar und wenig präzise aus. Olivia Tischler, Leiterin der Regionalstelle Wien des Vereins Südwind, kritisiert etwa: „Es wird keine Operationalisierung vorgegeben, also obliegt es den Nationalstaaten, Zielwerte zu definieren und Indikatoren für die Unterziele zu finden.“ Der Verein Südwind ist eine NGO in Österreich, die sich für eine nachhaltige Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit einsetzt. Österreich bleibt unverbindlich Wo genau Österreich bei der Realisierung der Agenda 2030 liegt, lässt sich laut Tischler nicht klar beantworten. Denn bisher habe Österreich davon abgesehen, Zielerreichungswerte bei den Indikatoren festzulegen. „Wie soll man also messen, ob ein Ziel erreicht wurde, wenn das Ziel selbst nicht operationalisiert wurde“, gibt die Expertin zu bedenken. Auf globaler Ebene gibt es den SDG-Index, den das Sustainable Development Solutions Network jährlich herausgibt (www.sdgindex.org). „Hier sieht man ganz deutlich, dass die Staaten insgesamt noch viel zu wenig für die Umsetzung der SDGs tun“, resümiert Tischler. SDGWatch Austria ortet zwar in Österreich erste sichtbare Schritte, aber noch einen langen Weg, um ein gutes Leben für alle zu erreichen. Thomas Alge konkretisiert: „Aufholbedarf gibt es etwa beim Klimaschutz, Flächenverbrauch, dem inländischen Materialverbrauch, Lebensmittelverschwendung und anderem mehr.“ Der Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung glaubt, dass mit Smart-City-Konzepten von Städten und Regionen ein guter Anfang gelungen ist. „Auch das Thema der Notwendigkeit nachhaltiger Energien ist mittlerweile in aller Munde“, sagt Bürger. Wirtschaft orientiert sich an UNO-Zielen Die Agenda 2030 hat jedenfalls dazu geführt, dass die Wirtschaft ihre Aktivitäten, Technologien, Produkte und ihre Produktionsprozesse in Bezug zu den Zielen der UNO setzt. „Es gibt kaum einen mittleren oder großen Betrieb, der nicht auf die SDG referenziert“, berichtet Martinuzzi. Die wesentliche Frage wäre aber, ob ein Unternehmen Nachhaltigkeit tatsächlich lebt. Der WU-Professor konkretisiert: „Studien haben gezeigt, dass dies dann der Fall ist, wenn Nachhaltigkeit zum strategischen Erfolgsfaktor oder Überlebensfaktor eines Unternehmens wird. Das ist im
Sonnentor selbst veröffentlichte gleich im ersten Nachhaltigkeitshype, der sich aufgrund der Lehman-Brothers-Pleite im Jahr 2008 aufbaute, seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht. Doch angesichts der Rankings für die besten Nachhaltigkeitsberichte wurde Gutmann schnell klar, dass das Wort fürs Marketing instrumentalisiert wird. „Ich habe das immer als Chance gesehen. Die Menschen lassen sich nicht gern für dumm verkaufen und erkennen schnell, wenn man ihnen etwas vorspielt.“ Aus diesem Grund setzt sich Sonnentor für messbare Nachhaltigkeit ein, versichert der Gründer. Dabei verweist er auf die Gemeinwohlökonomie, zu der sich das Unternehmen seit dem Jahr 2011 zählt. Zur Erklärung: Der österreichische Autor Christian Felber hat 2010 dieses alternative Wirtschaftssystem entwickelt. Es beruht auf gemeinwohlfördernden Werten wie Kooperation und Solidarität statt auf Konkurrenz und Gewinnmaximierung. Gutmann präzisiert: „Die damit verbundene Bilanz legt die tatsächlichen Leistungen offen und macht diese messbar und vergleichbar.“ Es gehe schließlich nicht darum, zu zeigen, was schon sensationell funktioniert. Die Bilanz solle vielmehr einen Einblick liefern, um Chancen für Verbesserungen aufzugreifen. Laut Gutmann kommt diese Transparenz sehr gut an: „Der Gemeinwohlbericht ist die Drucksorte, die bei uns am meisten nachgefragt wird.“ Coverstory wir-leben-nachhaltig.at Öko-Schnuller? Nachhaltiges Handy? aus dem täglichen Tipps & Tricks Leben 1.000 © drubig-photo & Baba & Kristin Gründle - alle Stock.adobe.com Eine Initiative der eNu.at Regelfall ein existenzieller Schock.“ Eine solch tiefgreifende Veränderung erlebe beispielsweise die OMV. Der Wandel wird von der aktuellen Gas-Krise noch beschleunigt. „Das Unternehmen selbst hat sich nun selbst zum Ziel gesetzt, aus dem Öl- und Gasgeschäft auszusteigen und will im Chemiebereich wachsen. Die OMV muss ihr Kerngeschäft also völlig umkrempeln“, schildert Martinuzzi und betont: „Wenn ein Unternehmen mit solch tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert ist, dann wird Nachhaltigkeit Teil der Geschäftsstrategie und zur Chefsache“. In allen Bereichen, die von solch tiefgreifenden Schocks bisher verschont geblieben sind, würde indes die Gefahr bestehen, dass Nachhaltigkeit ein netter Nebenschauplatz bleibt. Mehr Schein als Sein Viele der 17 SDGs sind seit der Gründung Teil der DNA von Sonnentor, wie Johannes Gutmann betont. Der Gründer und Geschäftsführer des Herstellers und Vermarkters von Bio-Kräutern, -Tees und -Gewürzen aus Niederösterreich ortet angelehnt an den Begriff „Greenwashing“ aber bereits ein „SDG-Washing“. Gutmann konkretisiert: „Die meisten Unternehmen kratzen nur an der Oberfläche. Viele versuchen zu zeigen, wie viele SDGs sie bereits erfüllen – am Ende bleibt dann aber mehr Schein als Sein.“
Ziel von Sonnentor sei es, Kreisläufe zu schließen und im Einklang mit Mensch und Umwelt zu arbeiten. „Das zahlt sich auch wirtschaftlich aus und deshalb gibt es die Produkte mit der lachenden Sonne schon in über 50 Ländern“, versichert der Unternehmer und ergänzt lächelnd: „Am Ende des Tages schreiben wir keine schwarzen Zahlen, sondern sogar grüne.“ Konsument:innen kaufen bewusster Österreichs Verbraucher:innen nehmen Nachhaltigkeit trotz der vielen Krisen der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart bisher sehr ernst, wie Christina Tönniges, Nachhaltigkeitsexpertin bei der GfK Austria, bestätig: „Die junge Generation fordert von der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft ein, nachhaltiger zu agieren.“ Am eigenen Einkaufsverhalten spiegle sich diese Forderung aber – noch – nicht so stark wider. Tönniges führt dies auf das geringere Einkommen jüngerer Konsument:innenen zurück. Bei den Älteren verhalte es sich genau umgekehrt. „Sie sind bereit, mehr für nachhaltigere Produkte auszugeben; äußern das aber nicht besonders stark, sondern machen es einfach“, ergänzt die GfK-Expertin. Ob dies angesichts der wirtschaftlichen Talfahrt in naher Zukunft so bleiben wird, ist fraglich. Eine im April 2022 in 15 Ländern durchgeführte Studie der GfK zeigt, dass die Menschen jetzt stärker auf ihr Budget achten. Sie greifen öfter zu vergünstigten Produkten. Tönniges selbst vermutet, dass sich das Wachstum bei den Bio-Lebensmittel verlangsamen oder sogar zum Stillstand kommen könnte. „Es würde mich aber wundern, wenn der Bio-Anteil nun signifikant sinkt. Dafür sind die Konsument:innen heute zu aufgeklärt“, betont sie und ergänzt: „Ob und wie sich das Einkaufsverhalten ändern wird, hängt sehr davon ab, wie lange uns das Inflationsthema begleiten wird.“ Dessen ungeachtet gebe es laut Tönniges aber immer einen Teil der Bevölkerung, dem Nachhaltigkeit bei der Kaufentscheidung einerlei sei. „Diese Gruppe achtet ausschließlich auf den Preis und die Qualität.“ Diese Käuferschicht, zu der sie in Österreich jede:n fünfte:n Konsument:in zählt, werde es auch in Zukunft geben. Wenig Lust auf Verzicht Tischler vom Verein Südwind ist überzeugt, dass die wenigsten Österreicher:innen mit ihrem Konsum wissentlich Ausbeutung von Natur und Mensch weiter vorantreiben wollen. „Oft fehlt es jedoch am Problembewusstsein oder an Informationen über Möglichkeiten, nachhaltiger zu handeln“, gibt sie zu bedenken. Dem Begriff Nachhaltigkeit haftet auch noch immer der Nimbus „Verzicht“ an. Eigentlich zu Unrecht: „Wenn wir das Wohnen, unser Essen und unsere sozialen Beziehungen nachhaltiger gestalten, könnte das ja ein Leben ergeben, das deutlich attraktiver ist als das aktuelle“, gibt Martinuzzi zu bedenken. Der WU-Professor schlägt deshalb ein Disneyland oder Metaverse vor, in dem Nachhaltigkeit mit allen Sinnen erlebbar und so als Genussprogramm vermittelt wird. Derzeit würden wir in einem „Zeug-Wohlstand“ leben. „Ich glaube, ein Zeit-Wohlstand würde uns allen besser gefallen – einen Mindestlebensstandard vorausgesetzt“, glaubt Martinuzzi. Denn ab einem gewissen Wohlstandsniveau würde das Glück auch nicht mehr zunehmen. Zusätzliche Ressourcen einzusetzen, erzeugt dann keinerlei Mehrwert. Nun sind aber genau jene Konzepte gefragt, die den wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischen und sozialen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft verbinden. Der Green Marketing Award, ein Gemeinschaftsprojekt von ÖBB-Werbung, GroupM und HORIZONT, holt genau solche Konzepte vor den Vorhang. Schon bevor die Sieger von Österreichs erstem Award für nachhaltiges Marketing bekannt waren, stand fest: Viele Betriebe und Organisationen basteln fieberhaft an nachhaltigen Lösungen und haben bereits einiges vorzuweisen. Darauf lässt zumindest die überraschend hohe Zahl an Einreichungen schließen. WU Wien, GfK Austria, Sonnentor 14 Nachhaltig 2022 „Die Öffentlichkeit nimmt Nachhaltigkeit als Verzichts- und nicht als Genussprogramm wahr.“ André Martinuzzi, Wirtschaftsuniversität Wien „Bei Konsument:innen hat Nachhaltigkeit unabhängig von den Krisen der letzten Jahrzehnte nie an Relevanz eingebüSSt.“ Christina Tönniges, GfK Austria „Die Energiekrise, die Klimakrise, alle Krisen sind Chancen zur Veränderung und damit zur Verbesserung von unnachhaltigem Tun.“ Johannes Gutmann, Sonnentor
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Nachhaltigkeit als übergeordnetes, zentrales Motiv Grüner Regierungspolitik: Was alles umfasst für Sie Nachhaltigkeit? Leonore Gewessler: Nachhaltigkeit ist die ganz grundlegende Frage: Wie können wir mit unseren Ressourcen und unserem Planeten so umgehen, dass auch künftige Generation noch ein gutes Leben führen können. Das umfasst ganz viele Themenbereiche – die sozial gerechte Entwicklung unseres Zusammenlebens genauso wie nachhaltiges Wirtschaften und natürlich Klimaschutz als zentrales Querschnittsthema. Es braucht uns alle, wenn wir erfolgreich sein wollen. Das heißt aber auch: Jeder Beitrag zählt. Aktuell stehen die Sicherung der Gasversorgung beziehungsweise die Energiepreis-Explosion im Fokus der politischen Agenda. Inwiefern stehen diese Themen der nach- haltigen Entwicklung konkret des Energiesektors im Weg? Ganz im Gegenteil: Wir sehen aktuell, wie gefährlich die Abhängigkeit von fossilen Energien ist. Wir sind auf russisches Erdgas angewiesen – genau das ist doch das Problem. Kurzfristig können wir Teile der russischen Lieferungen durch andere Lieferländer substituieren. Aber wenn wir aus der Abhängigkeit raus wollen, müssen wir raus aus Erdgas. Windräder bauen, Photovoltaikanlagen installieren und Gasthermen tauschen. All das macht uns unabhängiger – und all das schützt auch das Klima. Ist die kommende CO2-Abgabe politisch noch opportun, wenn Sie auf die explodierenden Lebenshaltungskosten blicken? Lässt sich diese gegenüber den Wähler:innen weiterhin guten Gewissens argumentieren – trotz Klimabonus? Sie haben den Klimabonus ja bereits angesprochen. Der wird heuer für das ganze Jahr ausbezahlt – und die Bepreisung startet erst im Juli. Das heißt den Menschen in unserem Land bleibt jedenfalls Geld übrig. Und ganz generell gilt: Menschen mit geringem Einkommen profitieren von der Steuerreform besonders. Denn sie haben viel geringere CO2-Emissionen – und deshalb mehr vom Klimabonus. Das war mir auch immer sehr wichtig. In 7,5 Jahren soll die heimische Stromproduktion ausschließlich aus nicht-fossilen Quellen stammen. Mit Blick auf die jüngste Diskussion über Windräder: Wie geht sich das aus und wie nimmt man die Bevölkerung hier mit? „nationaler Kraftakt“ Umweltministerin Leonore Gewessler über Energiepreise, persönliche Opfer – und worüber nicht mehr zu diskutieren ist. Ich glaube, man muss hier ganz deutlich sein: Das ist unsere einzige Chance. Denn die Alternative heißt noch mehr Abhängigkeit und noch länger erpressbar sein. Das kann niemand wollen. Wir haben einen nationalen Kraftakt vor uns – und da müssen auch alle einen Beitrag leisten. Windrad ja, aber nicht bei mir – das geht sich nicht mehr aus. Die Menschen sind da oft schon viel weiter als die Politik. Die wissen, sich selbst mit Energie versorgen zu können, ist unerlässlich. Expert:innen sehen in Österreich Aufholbedarf etwa beim Thema Klimaschutz, Flächenverbrauch, Materialverbrauch oder Lebensmittelverschwendung. Hinken wir hier nach? Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen: Wir sind noch nicht dort, wo wir sein sollten. Die österreichischen Emissionen sind in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, sie hätten aber deutlich sinken müssen. Beim Flächenverbrauch sind wir trauriger Europameister. Es gibt also noch viel zu tun. Wir haben eine Aufholjagd im Klimaschutz gestartet – und die ersten Ergebnisse sehen wir schon. Das Gesetz für die Energiewende ist beschlossen. Wir haben 2022 Rekorde bei Windkraft und bei der Photovoltaik. Genauso wird es jetzt weitergehen. Österreich will bis 2040 klimaneutral werden: Wo sehen Sie die größten Hürden und Widerstände vonseiten der Wirtschaft? Und wie begegnen Sie diesen? Das ist natürlich eine große Aufgabe. In vielen Bereichen kennen wir die Lösungen schon – und das ist auch gut. Im Verkehr etwa heißt Klimaschutz mehr Öffis und dort, wo es notwendig ist, das E-Auto. Bei den Heizungen gibt es bessere Alternativen zum alten Öl und Gas. Aber gerade im Bereich der Industrie steht uns ein großer Umbau bevor. Hier braucht es noch Forschung, Innovation und natürlich auch große Investitionen mit den nötigen Vorlaufzeiten. Dazu arbeiten wir auch an den passenden längerfristigen Förderungen, denn die Industrie muss sich hier auch darauf verlassen können, dass die Politik Kurs hält. Von Lobau-Tunnel bis zur Gas-Debatte: In der öffentlichen Diskussion polarisieren Sie mit Ihren Themen stark. Verhindert das nicht auch Lösungen? Wenn wir den Kampf gegen die Klimakrise ernst nehmen, dann müssen wir uns auch trauen, weitreichende Entschei16 Nachhaltig 2022 von Martin Wurnitsch
dungen zu treffen. Und ich will mich nicht vor meiner Verantwortung wegducken. Mir war klar, das wird auch zu Kritik führen. Aber es gibt auch sehr viel Unterstützung dafür. Ich suche immer das Gespräch, damit wir gemeinsam zu den besten Lösungen kommen. Aber die Klimakrise ist ein Faktum, unser Handlungsbedarf ist ein Faktum – darüber kann man wirklich nicht mehr diskutieren. Das Klimaziel kann letztlich ja nur durch eine Bündelung der Interessen und Kräfte erreicht werden. In der Tagespolitik scheint das noch nicht angekommen. Droht die Umsetzung der Ziele nicht im Klein-Klein der nationalen, regionalen und anderer Teilinteressen zu scheitern? Wir spüren alle die Auswirkungen immer deutlicher. Extreme Unwetter, Trockenheit und Hagelstürme. Das ist auch bei uns schon angekommen. Und fast allen ist bewusst: Da geht es um die Lebensgrundlage unserer Kinder. Das gibt mir Mut, das gibt allen Menschen Mut, die an der Umsetzung der Ziele arbeiten. Das wird sicher kein Spaziergang und es braucht eine große Anstrengung. Aber wir werden das schaffen. Rückenwind kommt hier erfreulicherweise von der europäischen Ebene: von Fit for 55 bis zu Repower EU legt die Kommission Pakete vor, die unseren Weg unterstützen. Welche Maßnahmen aus dem Regierungsprogramm sind realistischerweise in den verbleibenden zwei Jahren Legislaturperiode noch umsetzbar? Welche sind hier Ihre Must-haves? Einiges ist uns ja schon gelungen: Plastikpfand, KlimaTicket oder auch das ErneuerbarenAusbau-Gesetz. Aber ich hab vorher schon gesagt: Es gibt noch genug zu tun. Aktuell hat sicher die Energieversorgung Priorität. Wir müssen beim Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen besser werden. Und auch beim Energiesparen brauchen wir noch bessere Gesetze. Um nur ein paar Punkte zu nennen. Der Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft betrifft laut UN-Zielen auch Themen wie Bildung, Gleichstellungsfragen und Armutsbekämpfung. Klaffen hier hochgestecktes Ideal und politische Wirklichkeit nicht zu sehr auseinander? Nachhaltigkeit – und gerade die SDGs – umfasst eben alle Bereiche. Wenn wir das mit dem guten Leben auf diesem Planeten ernst nehmen, geht es dabei auch um Armutsbekämpfung, Bildung und Gleichstellung. Das es in all diesen Bereichen viel zu tun gibt, will ich gar nicht bestreiten. Aber wenn man beim Anblick von großen Herausforderungen erst einmal überlegt, was alles nicht geht, kommt man nie voran. Das ist nicht mein Zugang. Viele Unternehmen haben sich mittlerweile das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Wie verhindert man dabei „Greenwashing“? Sind hier Maßnahmen geplant? Das ist natürlich ein wichtiger Bereich. Hier arbeitet das Ministerium auf unterschiedlichen Ebenen. Wir haben selbst Gütezeichen und Zertifizierungen, die sicherstellen, dass auch „Grün“ drinnen ist, wenn „Grün“ draufsteht. Auch auf europäischer Ebene gibt es hier viele Bestrebungen – da bringen wir uns aktiv ein. Stichwort „Grüne Taxonomie“. Und sagen auch ganz deutlich, wenn es zu „Greenwashing“ kommt. Atomkraft und fossiles Gas mit grünemMascherl? Das geht für mich gar nicht. Der „Green Marketing Award“ von ÖBB, GroupM und HORIZONT versucht hier ja erste neue Standards zu setzen. Ein sinnvoller Zugang, der auch Ihre Unterstützung hat? Es gibt viele unterschiedliche Initiativen – und ich bin über jede einzelne froh. Wir sehen ja: Klimaschutz betrifft ganz viele Bereiche. Der Green Marketing Award ist sicher ein guter Baustein. Weil er sicherstellt, dass er Marketing von Unternehmen belohnt, die sich dem Thema mit Substanz widmen. Welche Beiträge leisten Sie persönlich zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz? Ich versuche natürlich auch selbst mich klimafreundlich zu verhalten. Ich bin viel mit dem Zug, den Öffis oder mit dem Rad unterwegs. Kaufe möglichst reduziert, nachhaltig und bio. Aber auch ich esse manchmal Fleisch. Es geht hier nicht um individuelle Perfektion, sondern um gute Politik. Ganz im Gegenteil: Ich bin überzeugt, es ist die Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass klimafreundliches Verhalten überall einfach und gut möglich ist. Dann kann sich auch jede:r Einzelne leichter dafür entscheiden. BMK/Cajetan Perwein Nachhaltig 2022 17 politik „Wir sind noch nicht dort, wo wir sein sollten.“ leonore gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
Die Initiatoren: „Als Marketerin des Jahres empfand ich es als meinen Auftrag, die Ideen des Green Marketing für künftige Generationen voranzutreiben. Der diesem Gedanken gewidmete Award zeigt mit tollen Sieger:innen und eingereichten Projekten schon in seiner Premiere, wie Wandel und Nachhaltigkeit gelingen können – und woran es auch weiterhin gemeinsam zu arbeiten gilt.“ Karin Seywald-Czihak, Geschäftsführerin ÖBB-Werbung „Admosfy ist ein ganz konkretes Green-Marketing- Angebot, um den CO2-Footprint des Mediaplans zu bewerten. Es braucht künftig nicht nur das Bewusstsein, sondern auch konkrete und bindende Angebote, um Nachhaltigkeit in den Markt zu tragen. Dafür werden wir uns als größte Mediaagentur-Gruppe des Landes auch weiterhin einsetzen.“ Andreas Vretscha, CEO GroupM „Bei Nachhaltigkeit und Klimawandel dürfen wir nicht länger nur Beobachter sein, sondern müssen uns aktiv engagieren. In der Praxis existieren bereits absolute Vorzeigeprojekte, die uns den Weg in eine bessere Zukunft weisen. Initiativen dieser Art müssen wir als Gesellschaft fördern, ermöglichen und als Anreiz für andere auch vor den Vorhang holen.“ Jürgen Hofer, Chefredakteur Horizont Green Marketing Award ÖBB-Werbung, GroupM und HORIZONT holen die nachhaltigsten Marketingaktivitäten Österreichs vor den Vorhang. In den Kategorien „think different“, „be aware“ und „innovate“ wurden die Sieger per Konsument:innen-Panel ermittelt. Johannes Brunnbauer/Manstein Verlag (5) 18 Nachhaltig 2022 die auszeichnung Karin Seywald-Czihak (ÖBB-Werbung) und Andreas Vretscha (GroupM) initierten zusammen mit HORIZONT (CR Jürgen Hofer, re.) den für Österreich neuartigen Green Marketing Award.
Der Modus Den ersten Schritt in der Kür der besten Projekte machte am 6. April die Jury des Green Marketing Award in den Räumlichkeiten der ÖBB. Unter dem Vorsitzenden Dieter Scharitzer vom Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien traf sie eine Vorauswahl. Marktvertreter gaben dabei ebenso ihre Stimme ab wie Non-Profit-Organisationen. Die drei Themencluster strategischer Hintergrund, Umsetzung und Impact als wesentliche Merkmale wurden dabei herangezogen. In der zweiten Phase der Jurierung wird über eine repräsentative, österreichweite Onlinebefragung pro Kategorie jeweils ein Green Marketing Award vergeben. Details zum Modus auch online unter www.green-marketing-award.at Die Jury Dieter Scharitzer, WU Wien Astrid Stelmann, Global 2000 Klaus Schwertner, Caritas Andreas Strobl, Bundesministerium für Klimaschutz Ernst Ternon, FH Wr. Neustadt Birgit Mair-Markart, Naturschutzbund Hartwig Kirner, Fairtrade Österreich Alice Schmidt, Nachhaltigkeitsexpertin Jana David-Wiedemann, BBDO Wien + DDB Wien Anna Mühlburger, FH St. Pölten Andreas Vretscha, GroupM Karin Seywald-Czihak, ÖBB Werbung Jürgen Hofer, HORIZONT Der Vorsitzende „Auch für mich ist der Green Marketing Award nicht ein Ziel, sondern eine Reise, bei der wir erst am Anfang stehen.“ Dieter Scharitzer agiert als Juryvorsitzender beim Green Marketing Award. Er ist Ass.Prof. an der WU Wien und geschäftsführender Gesellschafter von TQS Research & Consulting. Nachhaltig 2022 19 Die Jury tagte am 6. April dieses Jahres und traf eine erste Vorauswahl.
Interspar unverpackt Der Umgang mit Plastik, vor allem mit dem schwer abbaubaren Plastikmüll, gehört zu den bedeutendsten Umweltthemen weltweit. In den österreichischen Supermärkten gab es bislang kein flächendeckendes Angebot einer Abfüllstation für unverpackte und lose Lebensmittel. Interspar setzt mit den neuen Abfüllstationen für lose und unverpackte Produkte ein Zeichen für den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln. Das Sortiment beinhaltet derzeit circa 45 Produkte für den täglichen Lebensmitteleinkauf – vom Frühstück (Cerealien) bis zum Abendessen (Reis, Pasta, Hülsenfrüchte). Ergänzt wird die unverpackt-Station mit Snacking-Produkten wie Nüssen oder Trockenfrüchten. Alle Produkte der unverpackt-Station sind von Österreichs größter Bio-Marke Spar Natur*pur beziehungsweise Spar Vital. Die Lebensmittel können portionsgerecht in einen mitgebrachten Behälter oder in ein Papiersackerl abgefüllt werden. Derzeit gibt es die unverpackt-Stationen in neun Interspar-Märkten und die Idee wurde auch schon im Ausland übernommen. Unterstützt wird die unverpackt-Abfüllstation durch Rabattaktionen und Kommunikationsmaßnahmen auf Flugblättern, Social Media und mit Testimonial Didi Mair. Die Gewinner des GreenMarketing Award Spar-Konzern überzeugt mit effizientnachhaltigem Ressourceneinsatz interspar 20 Nachhaltig 2022 Preisträger Kategorie i think different Platz 1 Interspar „unverpackt“ Platz 2 Adamah Biohof „Mehr weg Konzept“ Platz 3 Ja!natürlich „Freilandschweine-Haltung“
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to good to go Kategorie iI be aware Platz 1 Too good to go „Oft länger gut/Mindeshaltbarkeitsdatum“ Platz 2 Acker Austria „Ackerdemie“ Platz 3 Raiffeisen Ware „Ökosolar Biotop“ Too Good To Go Oft länger gut Zehn Prozent der Lebensmittelverschwendung in der EU passieren wegen Missverständnissen rund um das Mindesthaltbarkeitsdatum. Aber das MHD sagt ja nur, bis wann ein Produkt seine Eigenschaften wie Farbe oder Konsistenz erhält. Es besagt nicht, ab wann das Produkt nicht mehr konsumiert werden sollte. Die Auswirkung dieser Verwechslung auf unseren Planeten sind aber enorm. Und genau das möchte Too Good To Go ändern. Daher hat Too Good To Go mit österreichischen und internationalen Lebensmittelproduzenten eine gemeinsame Idee geboren: Oft länger gut. Damit werden Konsument:innen ermutigt, ihre Sinne zu verwenden, bevor sie Produkte entsorgen. Nach sechs Monaten Vorbereitung, um mehr als 20 Partner an Bord zu holen, startete im März 2021 eine umfassende Kommunikationskampagne. Lebensmittelverschwendung ist manchmal schwer zu fassen. Mit der „Oft länger gut“-Initiative kommt nun Bewegung in das Thema Mindesthaltbarkeitsdatum. 22 Nachhaltig 2022 Preisträger
to good to go Kategorie IIi innovate Platz 1 Kooperation Spar x To Good To Go „App Überraschungssackerl“ Platz 2 Vollpension „Generationen cafe & Co“ Platz 3 Post AG „Green Pack Mehrwegpaket“ SPAR x Too Good To Go APP Überraschungssackerl Weltweit landet mehr als ein Drittel aller Lebensmittel im Müll. Das hat weitreichende Folgen für die Umwelt, denn Lebensmittel werden unter großem Ressourceneinsatz hergestellt. Too Good to Go hat gemeinsam mit Spar mit einer App einen Lösungsansatz entwickelt. Spar ist der erste Supermarkt in Österreich, der die App landesweit einsetzt, um Lebensmittel vor der Verschwendung zu bewahren. Denn trotz genauer Planung kann nicht immer vorausgesehen werden, ob die letzten Kund:innen zum Laugenstangerl oder doch lieber zum Semmerl greifen. Was am Tagesende übrig bleibt, soll trotzdem nicht verschwendet werden, es kommt bei Spar ins Too-Good-To-Go-Überraschungssackerl. Kund:innen können die Lebensmittel, die zwar noch gut sind, aber nicht mehr verkauft werden, zu einem Drittel des Originalpreises in der App bezahlen und bei Geschäftsschluss an der Kassa mitnehmen. Schon über 300.000 Überraschungssackerl konnten seit dem Start der Kooperation verkauft werden und über die gemeinsame Kampagne wurde auf das Thema Lebensmittelverschwendung aufmerksam gemacht. Nachhaltig 2022 23
Roland WeiSSmann Generaldirektor ORF Weil es in den kommenden Jahren auch darum geht, echte Nachhaltigkeit zu fördern. Der Green Marketing Award setzt dabei Maßstäbe und trägt dazu bei, nachhaltige Produkte und Unternehmen sichtbar zu machen. Doris Wendler Vorstandsdirektorin Wiener Städtische Versicherung Der Klimawandel schreitet voran, die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wichtiger als je zuvor. Es braucht innovative Projekte und Maßnahmen auf allen Ebenen der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang ist der Green Marketing Award unverzichtbar, motiviert er doch Unternehmen dazu, aktiv zu werden und dient als Inspiration, indem er erfolgreiche Projekte sichtbar macht. Dieses wichtige Engagement für unseren Planeten unterstützt die Wiener Städtische selbstverständlich. Gerald Fleischmann Generaldirektor Volksbank Wien Wir sind überzeugt, dass der Erfolg von Klimaschutz und Nachhaltigkeit immer weniger von technischen Faktoren abhängig ist. Viel eher wird es entscheidend sein, wie bereit wir für ausreichende Investitionen und für die konsequente Umsetzung sind. Und in diesem Punkt kommt dem Marketing eine ganz wichtige Aufgabe zu, die Chancen und Möglichkeiten überzeugend zu kommunizieren. orf, robert polster, Marlene Fröhlich/luxundlumen 24 Nachhaltig 2022 sponsoren Warum unterstützen Sie den Green Marketing Award?
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26 Nachhaltig 2022 Adamah Biohof Mehrweg-Konzept Maßnahmen zur Abfallvermeidung und der Umstieg auf Mehrwegsysteme sind zwei wesentliche Schritte für einen nachhaltigeren Lebensmitteleinzelhandel. Logistik und Bequemlichkeit sprechen leider oft gegen Mehrweg. Adamah Biohof zählt mit seinem Biokistl zu einem der Pioniere in der Hauszustellung. 2019 hat man sich zum Ziel gesetzt, innerhalb von zwei Jahren die Mehrwegquote von einem Drittel auf zwei Drittel zu erhöhen. Denn im Lieferservice können benutzte Lebensmittelkisten, Flaschen und andere Behälter einfach bei der Anlieferung wieder direkt zu Hause abgeholt werden. Dazu wurden neue abwaschbare Etiketten entwickelt, ein Pfandsystem eingeführt und die Kund:innen über ein Vielzahl an Marketingmaßnahmen wie Anzeigen, Plakate, Rezept-Flyer sowie Influencer-Beiträge, Social Media und Newsletter für die Vorteile des Systems sensibilisiert. Eine Mehrwegflasche verbraucht um den Faktor 4,5 weniger CO2 als eine vergleichbare Einwegflasche, sichert regionale Arbeitsplätze in den Abfüllbetrieben und schont wegen des geringeren Material- und Energieverbrauchs Ressourcen. Gleichzeitig wurden im Projekt Verpackungen reduziert oder auf nachhaltige Alternativen wie kompostierbare Folie umgestellt. Entsprechend dem Versprechen von Adamah: Ein gutes Leben für alle. Ja! Natürlich FreilandschweinHaltung Schweinefleisch ist das meist konsumierte Fleischprodukt in Österreich. Besonders die Schweinehaltung wird aber seitens der Konsument:innen immer kritischer begutachtet und das Interesse an Regionalität und Tierwohlstandards steigt. Derzeit werden aber lediglich drei Prozent der Schweine nach biologischen Standards gehalten. Die Freilandschweinehaltung stellt eine besonders artgerechte Form der Bio-Schweinehaltung dar: Die Schweine lockern den Boden auf und düngen ihn gleichzeitig auf natürliche Weise – eine ökologisch sinnvolle Kreislaufwirtschaft nach alter Tradition. Ja! Natürlich zeigt mit dem Freilandschwein-Projekt, dass diese nachhaltigste Form der Schweinehaltung auch in einem größeren Maßstab in Österreichs Lebensmitteleinzelhandel umsetzbar ist. Durch die hohen Anforderungen in der Freilandhaltung in Bezug auf hohe Futterpreise, Tiergesundheit und Wasserschutz ist die Kooperation nur mit ausgewählten Landwirt:innen möglich. Diesen sichert das Projekt eine langfristige Partnerschaft und stabile, höhere Abnahmepreise. Derzeit sind sieben unterschiedliche Produkte bei Billa-Plus erhältlich, das Sortiment wird weiter ausgebaut. Diese werden auf Citylights, Onlinebanner, auf Social Media und Advertorials präsentiert. RWA Lagerhaus Drohne gegen Maiszünsler Der Maiszünsler ist eine der größten Bedrohungen für die Maisernte. Neben der Behandlung mit chemischen Spritzmitteln wird schon seit Jahren die Ausbringung von Schlupfwespen erfolgreich gegen den Schädling genutzt. Diese biologische Pflanzenschutzmaßnahme hatte früher den großen Nachteil, dass sie viel Zeit beanspruchte. Die Landwirte mussten Kärtchen, die mit Schlupfwespen-Eiern bestückt sind, direkt am Feld verteilen und dabei viele Meter zurücklegen. Die Raiffeisen Lagerhäuser haben dafür ein neues, innovatives Service entwickelt. Sie bringen die Nützlinge mit einer Drohne aus. So wird das Problem gelöst und es macht die biologische Schädlingsbekämpfung um ein Vielfaches attraktiver. Mit diesem Service erspart man sich zudem den Einsatz des Traktors, was den Boden weiter verdichten und die Maispflanzen in Mitleidenschaft ziehen würde. Je nach Region kommt von Mitte Juni bis Mitte Juli die SchlupfwespenAusbringung per Drohne zum Einsatz. Mit Hilfe einer speziellen App wird anhand der Geodaten des Feldes auf einem Tablet ein Flugraster und Wegpunktsystem für die Drohne erstellt. Das innovative Programm wurde bei Österreichs Bauern über einen Spot und in den verschiedenen Lagerhaus- Kanälen bekannt gemacht. Umdasch Liquid Dispenser Tagtäglich kaufen Konsument:innen unterschiedlichste Produkte in Plastikverpackungen, die nach Gebrauch weggeworfen – im besten Fall recycelt werden. Plastik zu recyceln ist gut, doch Plastikabfall erst gar nicht entstehen zu lassen ist noch besser. In einer Studie gaben die Shortlist Wer es neben den Siegern bis ins Konsument:innen-Panel geschafft hat Nominierungen Kategorie I think different
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