Workshop soll Journalisten das Programmieren ...
 

Workshop soll Journalisten das Programmieren beibringen

ifp/Wolfgang Maria Weber
Natürlich werden die Journalisten keine Programmierer ersetzen. Aber sie können nachher besser mit ihnen kooperieren.
Natürlich werden die Journalisten keine Programmierer ersetzen. Aber sie können nachher besser mit ihnen kooperieren.

Im deutschlandweit ersten Programmier-Workshop für Journalisten eignen sich Redakteure das Werkzeug für digitale Projekte an.

Journalismus und Programmieren - passt das überhaupt zusammen? Ja,  finden die Verantwortlichen von Media Lab Bayern, die Unternehmens- und Medienberatung der katholischen Kirche MDG und die katholische Journalistenschule ifp. Im April starten sie in München ein Coding-Bootcamp speziell für Journalisten. An vier Wochenenden im Jahr 2017 lernen die zehn Teilnehmenden die Grundlagen der Web-Programmierung, erstellen ihr eigenes Web-Projekt und vertiefen in den Phasen zwischen den Modulen ihre Coding-Fähigkeiten im Selbststudium.

Die Reihe richtet sich an Journalisten, die in ihrer Redaktion Projekte im digitalen Bereich verantworten. Das Coding-Bootcamp soll sie dazu in die Lage versetzen, zwischen Journalisten und Programmierern zu vermitteln, einfache Web-Projekte selbst umzusetzen und den Aufwand für neue digitale Projekte richtig einzuschätzen.

Als Referenten der neuen Reihe konnten die Veranstalter bereits unter anderem den Software-Entwickler Felix Ebert gewinnen, der zahlreiche journalistische Projekte für die Heilbronner Stimme umgesetzt hat. Zudem wird ein junger Programmierer sein Wissen weitergeben: Michael Haas ist Absolvent des ifp, hat Informatik studiert und arbeitet freiberuflich für den Münchner Merkur als Digital- und Datenjournalist.

IT-Wissen wird für Journalisten immer wichtiger

"Wir wissen natürlich, dass man in einer vierteiligen Kursreihe aus einem Journalisten keinen Programmierer machen kann. Und ich denke, das ist auch nicht nötig", ordnet Studienleiterin Isolde Fugunt das neue Angebot ein. Aber gerade in Online- und Entwicklungsredaktionen würden die Anforderungen immer spezifischer und seien Programmier-Grundkenntnisse oft hilfreich. Zudem kann es gerade für Journalisten in den ersten Berufsjahren sinnvoll sein, das eigene Profil durch ein solches Coding-Bootcamp als Digital- oder Multimediajournalist zu schärfen. Schließlich erarbeiten sich die Teilnehmer nicht nur technisches Wissen, das in Zukunft immer wichtiger wird, sondern erweitern auch ihr Netzwerk.

"Wir arbeiten nachhaltig und fördern unsere Journalistenschüler auch nach der Ausbildung", sagt der journalistische Direktor des ifp, Bernhard Remmers. Er freue sich besonders darüber, dass der Förderverein des ifp zwei Teilstipendien für ifp-Absolventen für das Bootcamp vergibt. "Die Teilnehmer des Coding-Bootcamps sollen nicht umschulen und ihre Entwickler-Kollegen im Newsroom ersetzen, sondern das nötige Werkzeug bekommen, um an der Schnittstelle zwischen Redaktion und Entwicklung arbeiten zu können", sagt Lina Timm, Leiterin des Media Lab Bayern: "Aus den Medienhäusern hören wir immer wieder, dass es genau daran fehlt - und das, obwohl der digitale Journalismus immer wichtiger wird." Unternehmensberaterin Birgit Pottler-Calabria von der MDG ergänzt: "Journalisten müssen nicht alle Coder werden. Aber ein Wissen um Programmiersprache und ihre Möglichkeiten hilft, als Journalist in der Zeit von Big und Small Data Gehör zu finden."
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