Im großen HORIZONT-Interview zum "Österreich"-Jubiläum spricht Herausgeber Wolfgang Fellner über die Dinge, die die Branche bewegen.
2006 hat Wolfgang Fellner die Gratis-Tageszeitung "Österreich" gegründet. Nach vielen negativen Stimmen, gerade in den Anfangsjahren, kann er inzwischen einen Gewinn in Höhe von 4,5 Millionen Euro für 2015 vermelden. Und der bereits angekündigte TV-Sender oe24 LIVE steht bereits in den Startlöchern (
HORIZONT berichtete). Im großen HORIZONT-Interview spricht er über Inserate, Presseförderung und die Konkurrenz.
... auf die Frage, ob sich Print noch lohnt
Ja, nur muss man es richtig machen. Wenn man heute Special-Interest-Magazine mit einer schmalen Mannschaft macht, kann man einen schönen Gewinn erzielen. Teuer und breit aufgestellte General-Interest-Magazine dagegen werden zusehends ein Problem haben. Das habe ich den Eigentümern des News-Verlags schon vor zehn Jahren gesagt.
... zum Thema Inserate (I)
Ob Sie’s glauben oder nicht: Wir haben mittlerweile deutlich mehr Wiener Gastroinserate als Regierungsinserate. Damit einmal dieses dumme Märchen aufhört, "Österreich" würde von Regierungsinseraten leben – keine Rede davon.
... zur Kürzung des PID-Budgets
Logischerweise freut mich das nicht – so wie es niemanden freut, wenn die Stadt 30 Prozent der Werbung einspart. Das wird viele – von "Falter" bis "Standard" – noch böse treffen. [...] Es ist höchste Zeit, einmal mit dem Unsinn aufzuräumen, den einige Branchen-Selbstmörder, wie "Kurier" oder "Standard", verzapfen: Wer das Medientransparenzgesetz genau analysiert und einmal errechnen lässt, wer von öffentlichen Stellen die meisten Inserate bekommt, der kommt bald drauf, dass diejenigen, die am lautesten nach Kürzungen schreien, in Wahrheit am meisten kassieren.
... zum Thema Inserate (II)
[...] Jede Werbung hat mit Auflage zu tun. Natürlich fließt in absoluter Summe bei jedem Werber – egal ob Regierung, Öffis, Handel oder Gastro – das meiste zu den auflagenstärksten Medien. No na. Es kann doch nicht die ÖBB per Gesetz dazu gezwungen werden, nur noch in Zeitungen mit geringer Auflage zu inserieren.
... zum Thema Presserat
Ich hätte überhaupt kein Problem, dem Presserat beizutreten. Voraussetzung ist aber, dass der VÖZ, der ja der Trägerverein des Presserats ist, Österreich als Mitglied aufnimmt. Man kann von keiner Zeitung verlangen, dass Sie Mitglied im Presserat wird, wenn ihr der Trägerverein VÖZ – wie in unserem Fall – die Aufnahme verweigert. [...] Wir nehmen jedes Presseratsurteil- und jede Entscheidung sehr ernst und bemühen uns, dass Fehler, die vom Presserat kritisiert wurden, nicht mehr passieren. Die Idee, Inserate an den Presserat zu koppeln, halte ich für aberwitzig dumm.
... zu Gratis-Zeitungen allgemein
[...] Ich bin der Meinung, dass "Heute" und "Österreich" wahrscheinlich derzeit weltweit – neben dem Londoner "Evening Standard" – die besten Gratiszeitungen sind. Mit der höchsten redaktionellen Qualität und der geringsten Kampagnen-Bösartigkeit. Natürlich sind wir reißerisch – das ist das Wesen einer Boulevardzeitung, sonst würden uns nicht jeden Morgen 600.000 Menschen vor der U-Bahn entnehmen – aber boulevardeske Aufmachung schließt Qualität nicht aus.
... zur Konkurrenz
Man muss allerhöchste Hochachtung vor den Erfolgen der regionalen Zeitungen haben. Insbesondere die "Kleine Zeitung" hat einen Sensationserfolg. Ich ziehe vor Hubert Patterer – den ich für einen der besten Chefredakteure halte – den Hut. Ebenso vor Rainer Nowak, der mit minimalen Mitteln eine großartige "Presse" macht.
... auf die Frage, was er erwartet, wenn Eva Dichand aus den USA zurückkehrt
Etwas mehr Heiterkeit in der Branche. Aber ansonsten keine Veränderung. Ich gratuliere ihr, wenn sie eine Idee aus Amerika eins zu eins bei uns umsetzen kann. Ich glaube aber, es ist wichtiger, dass man – so wie mein Sohn Niki – in dieser Generation lebt, ein Digital Native ist, als dass man nach Amerika studieren fährt.
Das komplette Interview lesen Sie in der HORIZONT-Printausgabe Nr. 26/2016, die am 1. Juli erscheint. Hier geht's zum Abo.