Rechtliche Schritte der "WirtschaftsBlatt"-Mitarbeiter gegen die Styria?
"Statt mit Anstand und Würde die Zeitung zu schließen, zerstört die Verlagsleitung das Ansehen der Styria AG und ihrer Eigentümer", so der Betriebsrat.
Die Mitarbeiter des "WirtschaftsBlatts" und die Konzernleitung der Styria AG liegen weiter im Clinch. Kurz nachdem die Mitarbeiter am Mittwochnachmittag der Geschäftsführung eine Art Willenserklärung überreichten, bei der sie ihre Absichten zur Übernahme der Tageszeitung erläuterten, lehnte die Styria-Führung das ab. Darin seien keine „keine konkreten Informationen über Investoren bzw. Angaben über ein neues wirtschaftliches Konzept“ enthalten gewesen, erklärte die Styria am Mittwochabend (
HORIZONT berichtete).
Am Freitag, den 2. September, wird das "WirtschaftsBlatt" daher zum letzten Mal in gedruckter Form erscheinen. Vorerst fortgeführt werden soll wirtschaftsblatt.at. Der Medienkonzern will nach eigenen Angaben "alle Möglichkeiten für die Fortführung als reines Digitalangebot" ausloten.
Die Mitarbeiter reagieren nun mit harschen Worten auf die Entscheidung der Styria-Führung. "Die Mitarbeiter des 'WirtschaftsBlatts' sind aber auch empört über die Art und Weise, wie die Verlagsleitung der Styria AG unseren Vorschlag zu einem Mitarbeiter-Buy-out abgeschmettert hat", heißt es in einem Schreiben des Betriebsrats. Die Arbeitnehmervertreter werfen Markus Mair & Co. vor, dass sie die 66 betroffenen Arbeitsplätze nie ernsthaft haben retten wollen. "Nur dreieinhalb Stunden, nachdem die Belegschaft sich bereit erklärt hat, über einen Mitarbeiter-Buy-out zu verhandeln und ein erstes Konzept übergeben hat, folgte die Absage der Verlagsleitung, ohne ernsthaft auf die darin enthaltenen Punkte einzugehen."
"Das stellt unsere Reputation als Wirtschaftsjournalisten infrage"Noch einmal weist der Betriebsrat darauf hin, dass auch er erst am 16. August über die bevorstehende Schließung informiert wurde. "Die Behauptung, der Betriebsrat hätte außerdem drei Monate Zeit gehabt, sich auf ein Übernahmeangebot vorzubereiten, ist falsch." Daher prüfe man nun rechtliche Schritte gegen den Konzern. "In einem Umfeld, in dem in wenigen Wochen allein 100 Journalisten auf den österreichischen Arbeitsmarkt kommen werden, stellen solche Aussagen die Integrität und unsere Reputation als Wirtschaftsjournalisten infrage."
"Zickzackkurs" beim Online-PortalDer Betriebsrat spricht zudem von einem "Zickzackkurs des Eigentümers bei der Frage nach der Zukunft des Onlineportals wirtschaftsblatt.at". Das soll laut aktuellem Stand ja noch fortgeführt werden. Nach HORIZONT-Informationen wurden die Online-Mitarbeiter größtenteils auch erst am gestrigen Mittwoch über die Pläne informiert. "Statt mit Anstand und Würde die Zeitung zu schließen, zerstört die Verlagsleitung das Ansehen der Styria AG und ihrer Eigentümer. Dieses mit christlich-sozialen Grundsätzen nicht zu vereinbarende Verhalten zeugt nicht von sozialpartnerschaftlichen Versuchen, eine faire Lösung für alle zu finden."