Die kurzen Video-Clips erobern mit viel Schmäh die digitale Kommunikation - und könnten so künftig auch politische Kommunikation und Werbung prägen.
Animierte GIFs sind eigentlich ein alter Hut. Bilder im Graphics Interchange Format wie bei einem Daumenkino zu einem ganz kurzen Videoclip aneinanderzureihen, funktioniert schon seit Jahrzehnten. Mit Social Media und Messaging-Apps erlebt das animierte GIF aber derzeit einen ungeahnten Boom. Angetrieben durch den US-Wahlkampf, sind besonders Kurz (oder sollte man besser sagen: Kürzest-)Videos von Donald Trump ein Renner. "
Schau dir Trump an, wie er in sieben Sekunden sämtliche Gesichtsausdrücke macht, die die Emojis auf deinem Smartphone haben": solche und unzählige andere GIFs werden millionenfach via Twitter und Co. von Nutzern verbreitet - meist natürlich, weil sie den abgebildeten Prominenten ordentlich durch den Kakao ziehen. Die politische Konkurrenz nutzt die GIFs bereits, um den Gegner zu schmähen. Dass tausende animierte GIFs mit lustigen Katzen, Comic-Figuren und Schauspielern aus berühmten Filmen in sozialen Netzwerken geteilt werden, versteht sich von selbst.
Und wie immer in der Welt der Kommunikation sind die Geschäftemacher nicht weit, wenn sie das Millionenpublikum amüsiert. Fand man die kurzen Clips vor einem Jahr noch vorrangig auf Underground-Webseiten wie Reddit oder Imgur, haben sie es (vor allem mit Hilfe von Facebook) in den Mainstream geschafft. Mark Zuckerberg erkannte, dass die witzigen Kurz-Clips für viel Interaktion a.k.a. Werbezeit sorgen und erlaubt seinen Milliarden Mitgliedern, die GIFs in dem Social Network zu teilen. Selbst in der Dating-App Tinder kann man mittlerweile GIFs an Flirt-willige Kontakte senden, um sie zum Lachen zu bringen oder bildhaft Emotionen auszudrücken, wenn einem mal die Worte fehlen.
Twitter und Facebook wollen GIFs zu Werbezwecken einsetzen
Der Kurznachrichten-Dienst Twitter, der wegen stagnierenden Nutzerzahlen seit Monaten in der Bredouille steckt, will die GIFs deswegen künftig (wie auch Facebook) zu Werbezwecken einsetzen. Wenn sich die Massen schon über einen Grimasse schneidenden Trump amüsieren, wieso nicht auch Markenbotschaften witzig verpacken? Vor allem auf Smartphones funktionieren die kurzen Clips besonders gut, weil sie wie Snacks zwischendurch gut in die kurzen Aufmerksamkeitsspannen der Nutzer hineinpassen und dabei in wenigen Sekunden mehr vermitteln können als längere Texte.
Das Google für GIFs ist 300 Millionen Euro schwer
Zur zentralen Drehscheibe der GIF-Welt entwickelt sich im Hintergrund derweil die New Yorker Firma Giphy. Alex Chung und Jace Cook antizipierten 2013 den Trend zum digitalen Daumenkino und gründeten mit
www.giphy.com ein "Google für GIFs". Die Suchmaschine durchforstet das Netz nach den beliebten Inhalten und macht sie den Nutzern einfach zugänglich, indem man dort nach #cat, #lol oder #trump sucht.
Giphy wird von Investoren mittlerweile mit 300 Millionen US-Dollar bewertet - und zwar vor allem deswegen, weil die Technologie der Firma viel Potenzial im B2B-Geschäft hat. Ob Tinder, Facebook oder die immer populärere Messaging-App Telegram: Wer seinen Nutzer animierte GIFs posten lassen will, greift auf die Integration von Giphy zurück. Hält der Trend zum GIF an, dann könnte das New Yorker Start-up bald ordentlich Umsatz machen. Wenn nicht, dann wird es gemeinsam mit den Kurzvideos untergehen und vom nächsten Digital-Trend abgelöst werden.