Syrische Hacker gegen westliche Medien
 

Syrische Hacker gegen westliche Medien

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Die "Syrian Electronic Army" hat die Webseite der "New York Times", der "Huffington Post" und Twitter angegriffen - möglicher Zusammenhang: Angriff der USA und Großbritannien auf syrische Ziele steht knapp bevor

Wer aktuell auf die Webseite der New York Times zugreifen will, der bekommt nur eine Fehlermeldung auf den Bildschirm. Sie ist in der Nacht auf Mittwoch einem Hack-Angriff zum Opfer gefallen, für den vermutlich die so genannte Syrian Electronic Army (SEA) verantwortlich zeichnet. Die Hacker-Truppe unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und versucht seit dem Arabischen Frühling 2011 immer wieder, Regime-Propaganda im Internet zu verbreiten. Ebenfalls angegriffen wurden der Kurznachrichten-Dienst Twitter, wo zeitweise Bilder und Videos nicht abgerufen werden konnten, sowie die britische Ausgabe der Nachrichten-Seite Huffington Post.

Vor einer Woche wurden außerdem die Webseiten von Time, CNN und The Washington Post von der SEA angegriffen und deren Leser auf die Webseite der SEA umgeleitet. Der Zeitpunkt dieser Angriffe auf große Online-Medien aus den USA und Großbritannien ist wohl kein Zufall: Denn USA und Großbritannien stehen kurz davor, einen Militärschlag auf syrische Stellungen wegen dem Einsatz von Giftgas einzuleiten.

Online-Medien im Visier


Die New York Times kann im Internet bis dato (9.30 Uhr) nur via Twitter und Facebook ihre wichtigsten Stories veröffentlichen, bei Twitter kann es sein, dass einige Profilbilder oder andere hochgeladene Fotos nicht zu sehen sind. Dass westliche Online-Medien Ziel der SEA werden, ist nichts Neues. In der jüngeren Vergangenheit wurden auch die Nachrichtenagenturen AFP und AP sowie BBC und  "Financial Times" angegriffen. Über den gekaperten Twitter-Account der AP wurde im April die Falschmeldung verbreitet, dass es zwei Explosionen im Weißen Haus gegeben hätte und US-Präsident Obama dabei verletzt worden sei. Diese Falschmeldung hatte reale Auswirkungen: Der US-Aktienindex Dow Jones verlor damals kurzfristig 0,9 Prozent.

Ist es bei der neuesten Angriffswelle zu keiner Verbreitung von Falschmeldungen und Propaganda gekommen, könnte das aber ein Ziel gewesen sein. Dieses Jahr hackte die SEA etwa den Twitter-Account des Wetterkanals der BBC und verbreitete dort Pro-Assad-Botschaften wie "Long Live #Syria Al-Assad #SEA" - in englischer Sprache wohlgemerkt. Auch über den gekaperten AFP-Twitter-Account wurden Pro-Assad-Botschaften verbreitet.

Unter den besten Hackern der Welt

Wie der IT-Security-Blog "Naked Security" der IT-Sicherheitsfirma Sophos beschreibt, handelt es sich bei dem aktuellen Angriff auf NYT und Twitter um eine sehr ausgefeilte Attacke. Die beiden Webseiten haben ihre Domains bei dem Domain-Händler Melbourne IT Ltd gekauft, und diese Domains wurden auf Server der SEA (M.SEA.SY, MOD.SEA.SY and SEA.SY) umgeleitet.

Die SEA zählt in Fachkreisen zu den versiertesten Hackergruppen der Welt. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Sichtweise der Syrer zu verbreiten, weil diese in westlichen Medien falsch wiedergegeben werden würde. Assad selbst hat die jungen Leute, die hinter der SEA stecken würden, und beschrieb sie als "echte Armee in einer virtuellen Realität".
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