Studie zeigt, woran Österreichs Onlinehandel ...
 

Studie zeigt, woran Österreichs Onlinehandel krankt

Amazon
Amazon sagt "Danke" - weil mehr Kunden dort kaufen als bei jedem österreichischen Onlineshop.
Amazon sagt "Danke" - weil mehr Kunden dort kaufen als bei jedem österreichischen Onlineshop.

In Österreichs Webshops wurde 2016 viel weniger Geld ausgegeben als in Deutschland oder der Schweiz. Der Grund: Mangelhafte Spezialisierung.

Im vergangenen Jahr haben Konsumenten um 2,3 Milliarden Euro bei österreichischen Onlinehändlern eingekauft. Das sind zwar neun Prozent mehr als im Vorjahr, verglichen mit Deutschland (62,45 Milliarden Euro Umsatz in 2016), Italien (8,78 Milliarden Euro) und selbst der Schweiz (5,6 Milliarden Euro) aber noch immer ein relativ niedriger Betrag. Warum?

Konsum kennt keine Grenzen

Die Schnäoppchenwebsite Preisjäger hat Daten des Marktforschungsunternehmens Similar Web ausgewertet, um Antworten auf diese Frage zu finden. Die gute Nachricht vorweg: Österreichische Online-Shops werden beliebter und ihr Erfolg hängt heuer längst nicht mehr nur von Kunden im Inland ab. Jeder zehnte Kunde von Online-Shops wie Eduscho.at, Interspar.at, Mediamarkt.at oder Universal.at kam dabei aus dem Ausland, rund zehn Prozent der Besuche in den zwanzig größten heimischen Onlineshops entfielen auf Verbraucher im Ausland. Am stärksten vertreten: Deutschland (5,45 Prozent, 11,4 Millionen Besuche), Schweiz (0,92 Prozent, 1,92 Millionen Besuche) und Ungarn (0,84 Prozent, 1,76 Millionen Besuche).

Die schlechte Nachricht ist aber, dass der grenzübergreifende Konsum auch in umgekehrte Richtung funktioniert - und das im großen Stil: 469,2 Millionen Mal besuchten österreichische Verbraucher laut Similar Web 2016 einen der jeweils zwanzig führenden Online-Shops aus den Nachbarländern Deutschland, Schweiz, Ungarn und Italien und den fünf anderen von Preisjäger für die Analyse herangezogenen EU-Staaten Frankreich, Großbritannien, Spanien, Polen und den Niederlanden. Deutsche Händler profitierten dabei von der gleichen Sprache und der einheitlichen Währung: 451,75 Millionen der 469,2 Millionen Besuche österreichischer Konsumenten entfielen auf deutsche Online-Shops. Polnische Internethändler folgten mit 7,7 Millionen Besuchen auf dem zweiten Rang. Online-Shops aus der Schweiz lagen mit 2,17 Millionen Besuchen auf Rang drei, gefolgt von Internethändlern aus Italien (1,82 Millionen Besuche) und Ungarn (1,73 Millionen Besuche).

Größe oder Spezialisierung gefragt

Das Problem für heimische Anbieter ist die Dominanz der großen US-Player: Mit 360,75 Millionen Visits 2016 verzeichnet Amazon.de so viele Besuche aus Österreich wie kein anderer Online-Shop. eBay.de liegt mit 48,46 Millionen Besuchen aus Österreich auf Rang zwei, gefolgt vom hauseigenen Kleinanzeigenportal, ebay-kleinanzeigen.de, das österreichische Konsumenten vergangenes Jahr 14,34 Millionen Mal aufriefen.

Allerdings ist Kleinsein per se noch kein Todesurteil – das zeigen erfolgreiche Anbieter im europäischen Ausland. Sie punkten vor allem mit Spezialisierung. Thomann.de zum Beispiel, ein Fachhändler für Musikinstrumente, konnte 2016 mit 5,18 Millionen die viertmeisten Besuche aus Österreich für sich verbuchen. Mit Deltaoptical.pl rangiert ein polnischer Internethändler von Ferngläsern, Fernrohren und Mikroskopen auf Rang 10 (2,03 Millionen Besuche). Und auch andere Nischenshops wie Dawanda.com (Rang 8, 2,7 Millionen Besuche), ein Marktplatz für Selbstgemachtes, der Spezialelektronik-Händler Conrad.de (Rang 12, 1,75 Millionen Besuche) und die Kleinanzeigenportale Olx.pl (Rang 17, 862.475 Besuche) und Jofogas.hu (Rang 24, 620.007) finden sich unter den Top-20 der in Österreich beliebten ausländischen Online-Shops wieder.

Das Problem der heimischen Onlinehändler ist also nicht, dass die Konsumenten per se wenig kaufen – es passt nur in vielen Fällen das Angebot nicht: Entweder es wird eine breite, gut sortierte Auswahl geboten wie bei Amazon und eBay – oder man spezialisiert sich, so wie Thomann und Deltaoptical.
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