Start-ups: Frisch, digital, steirisch
 

Start-ups: Frisch, digital, steirisch

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Österreichs zweitgrößtes Bundesland ist in Sachen technologieorientierte Jungfirmen eher ein Nachzügler. Doch jetzt stürzen sich auch in der Steiermark Politik und Wirtschaft auf die trendige Branche und wollen mit Geld, Veranstaltungen und Know-how unter die Arme greifen

Graz ist zwar die zweitgrößte Stadt und die Steiermark das zweitgrößte Bundesland in Österreich, doch in Sachen Start-ups sind Linz und Oberösterreich – aus verschiedenen Gründen – schon deutlich weiter. 2014 wollen die Steirer aber ordentlich aufholen, wie ein Rundblick zeigt. „In den vergan­genen Jahren ist unglaublich viel Be­wegung in die steirische, vor allem in die Grazer Start-up-Szene gekommen“, sagt Lisa Fassl vom IdeenTriebwerk Graz, das sich die Vernetzung der ­Grazer Start-up-Szene zum Ziel gemacht hat.

„Neben privaten Initiativen wie uns oder den Crowdfunding-Plattformen Green Rocket und 1000x1000 werden auch öffentliche Einrichtungen verstärkt in diesem Bereich aktiv. Ein gutes Beispiel für die Arbeit der öffentlichen Hand ist die Stadt Graz, die zu Beginn des Jahres einen Call für einen Coworking Space ausgeschrieben hat und ein bis zwei Projekte mit 150.000 Euro fördern will.“ Die Steiermark sei also „definitiv auf dem richtigen Weg“, „Luft nach oben“ sei aber natürlich noch da. „Vor allem, was den Bereich Privatinvestoren/Business Angels betrifft“, sagt Fassl. „Mit dem Investment-Club des Science Park Graz gibt es hier eine erste erfolgreiche Plattform, über die steirische Business Angels mit Hightech-Start-ups vernetzt werden.“

Viele grüne Ideen

Wer aber sind nun die steirischen Start-ups, die man kennen muss? Die international erfolgreichsten sind wohl die Grazer App-Schmiede Sonico ­Mobile, die mit Smartphone-Applika­tionen wie iTranslate oder iTranslate Voice schon einige Hits abgeliefert hat, sowie commendo. Letztere Firma hat 2009 den Netflix Prize gewonnen und wurde mittlerweile von der Big-Data-Firma Opera Solutions übernommen. Ebenfalls mediale Aufmerksamkeit ­erhielten SunnyBag, Hersteller von Taschen mit Solarpaneelen zum Aufladen von Handyakkus, die auf nachhaltige IT spezialisierte Compuritas oder BikeCity­Guide, das eine Fahrradnavigations-App bietet.

Weiters erwähnenswert ist orat.io: Das Start-up bietet Online­medien ein neuartiges Kommentar­system, bei dem Nutzermeinungen in „Pro“ und „Contra“ geteilt werden, und hat es damit nach Berlin in den Plug and Play Accelerator von Axel Springer geschafft. Weitere Neugründungen sind imagotag (intelligente Preisschilder basierend auf E-Ink-Technologie), Level12 (Laser-basiertes Trainingssystem für Kletterhallen), eologix (Sensoren für Windkraftanlagen), Bionic Surface (Technologie für Windkraftanlagen), Crosscloud (Verbindung verschiedener Cloud-Services), Park-Bank (Vermittlungsplattform für Parkplatzbesitzer), Greendrive (Mitfahrbörse) sowie so­nible (Audio-Soft- und -Hardware) und Auphonic (Podcast-Produktion).

Geld beginnt zu fließen

Dass in letzter Zeit immer mehr Start-ups in der Steiermark sprießen, hat nun auch einiges an Kapital in dem Bundesland in Bewegung gesetzt. Die Softwarefirma Up to Eleven (UT11, ehemals sms.at) hat erst kürzlich verkündet, bis 2020 insgesamt fünf Millionen Euro für Mobile-Ideen locker zu machen und Gründer nicht nur mit Geld, sondern auch mit Bürofläche und Know-how unterstützen zu wollen.

Im Gegenzug strebt die Firma von Gründer Martin Pansy „mehr als zehn Prozent“ Anteile an, pro unterstütztes Start-up sollen etwa 250.000 Euro inves­tiert werden. Pro Jahr will man einige wenige („Qualität vor Quantität“) Jungfirmen mit Finanzspritzen ver­sorgen, bevorzugt werden Freemium-Geschäftsmodelle. „In Graz hat bisher eine professionelle Community ­gefehlt“, sagt Pansy und hofft, UT11 zum Zentrum ebendieser machen zu ­können.

Styria will mitmischen

Auch der Styria-Verlag hat den Start-up-Trend für sich entdeckt und ist auf der Konferenz Marketing Rockstars, die vergangene Woche in Graz über die Bühne ging, groß als Start-up-Förderer aufgetreten. Pierre Flitsch, Leiter der Digital Performance Unit von Styria ­Digital, gab Einblicke, wie Start-ups Traffic-Quellen anzapfen können. Sein ­Kollege Bernhard Thalhammer, M&A Manager der Styria Digital, erläuterte Interessierten zudem, wie Start-ups „Media for Revenue“- (M4R) und „Media for Equity“-Deals (M4E) eingehen können und so Anteile am Umsatz oder Firmenanteile gegen Werbe­leistungen des Styria-Verlags tauschen können.

Das IdeenTriebwerk Graz wiederum sorgt sich darum, die junge Szene mit Events zu beleben. Am 23. Mai etwa wurde die designHalle Graz in Kooperation mit der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG, der Know-Center GmbH, der Stadt Graz und Creative ­Industries Styria dezidiert für Start-ups aufbereitet.Anmerkung: Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit in der Aufzählung steirischer Start-ups, sondern will einen Überblick verschaffen. Wenn Ihrer Meinung nach eine wichtige Jungfirma fehlt, schreiben Sie sie bitte in den Kommentaren dazu.

Anm.: Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit bei der Aufzählung der Start-ups. Wenn Sie eine wichtige Jungfirma vermissen, schreiben Sie sie einfach in den Kommentaren dazu.



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