Keine Zeit für aufwändige Datenbeschaffung im Internet? Lassen Sie doch recherchieren. Immer mehr Info-Broker bieten Web-Ermittlungen aller Art - erstmals nun auch in Österreich.
Web-Spion
Die meisten dieser Info-Broker sind naturgemäß amerikanischen Ursprungs, etwa ein Dutzend gibt es mittlerweile in Deutschland. Seit Anfang September kann man jedoch auch bei einem österreichischen Unternehmen Internet-Recherchen in Auftrag geben. Unter der Bezeichnung "Web-Spion" führt die eben erst gegründete Firma Datacomet (www.datacomet.at) Informationsbeschaffung im Internet durch "Wir legen für den Kunden die Seiten an, die er für seine Bedürfnisse braucht", sagt Datacomet-Geschäftsführer Norbert Haimberger. Abgestimmt auf das Fachgebiet und die Suchanfrage des jeweiligen Auftraggebers, stellen die Wiener Datenjäger zu einem Preis von 690 Schilling pro Stunde eine umfangreiche, überprüfte und redigierte Sammlung von Links und Informationsmaterial zu einem bestimmten Fachgebiet zusammen.
"Mögliche Kunden", so Haimberger, "sind zum Beispiel Dissertanden oder auch Unternehmer, die einfach nicht die Zeit haben, selbst zu recherchieren." Gerade für Manager sei der Such-Service ein praktikabler Weg, um sehr spezifische Marktdaten zu erheben. Haimberger: "Die Frage kann zum Beispiel lauten: Wie groß ist der Markt für Metallschnallen an Skischuhen in Stückzahlen."
Zugleich bietet Datacomet auch noch eine zweite Dienstleistung an - quasi eine Art Hilfe zur Selbsthilfe für jene Web-User, die selbst die wichtigsten Tricks zur Benutzung des Internet als Recherchequelle erlernen wollen. In Form eines Workshops werden die Klienten dabei in der richtigen Handhabung verschiedener Recherche-Instrumente am eigenen PC unterwiesen - etwa in der Sammlung und Verwaltung der passenden Bookmarks, im effizienten Gebrauch von Suchdiensten oder in der Auswahl themenrelevanter Newsletters. "Nach vier Stunden hat der Kunde die Sache im Griff", verspricht Haimberger von dem 2.990 Schilling teuren Angebot.
Stress im Netz
Auch die meisten deutschen Dienstleister, die ähnliche Services wie der Web-Spion offerieren, locken potenzielle Kundschaft mit der mangelnden Zeit der User und der Unübersichtlichkeit des Internet. "Keine Zeit für eine stressige Internetsuche?", fragt der Slogan bei Recherchedienst.de (www.recherchedienst.de), "drei Millionen Treffer auf eine Suchanfrage erhalten?"
Wie bei den meisten Info-Brokern können Sie sich deshalb auf der Site registrieren und Suchaufträge aller Art erteilen: Recherchedienst.de klappert den Datenhighway nach Themen und speziellen Dateien ebenso ab wie nach Statistiken oder E-Mail-Adressen gesuchter Personen. Das Ergebnis wird Ihnen in Form einer überprüften und kommentierten Link-Sammlung geliefert - per E-Mail, Fax oder auf Diskette. Die Rechercheure verrechnen dabei 21 Schilling pro gefundenem Link.
Vergleichbare Konditionen hat auch der Internet-Infobroker (www.internet-infobroking.de). Um einen Stundensatz von 455 Schilling werden Web-Ermittlungen aller Art getätigt. Praktisch dabei ist, dass nach Formulierung der Anfrage zunächst ein Kostenvoranschlag erstellt und der Rechercheaufwand abgeschätzt wird.
Gleich mehrere Informationspakete, die je nach Kundenwunsch und investiertem Aufwand variieren, haben die Rechercheure von Netinvestigation (www.netinvestigation.de) im Programm. Um 630 Schilling pro Stunde bekommen Sie als Kunde ein Standardpaket, in dem die gewünschten Infos zusammengefasst und aufbereitet sind. Glauben Sie, mit bloß zehn ausgewählten Adressen zu einem bestimmten Thema auszukommen, gibt es eine solche Linksammlung um 560 Schilling.
Weitere maßgeschneiderte Info-Pakete sind auf bestimmte Themen eingegrenzt und enthalten beispielsweise Firmenprofile, Jahresabschlüsse, Städte- und Länderprofile oder ausgewählte Pressemeldungen. Kosten für diese speziellen Info-Sammlungen: zwischen 200 und 500 Schilling. Einen "umfassenden Service zum Thema Internet-Recherche" nennen das Netz-Fahnder von Netinvestigation.
Such-Roboter
In den USA wiederum gibt es inzwischen zahlreiche - und meist kostenlose - Suchdienste, bei denen sich nicht menschliche Rechercheure, sondern automatisierte Spürhunde durchs Netz ackern. Diese so genannten Agenten sind spezielle Software-Tools, die Kundenanfragen entgegennehmen und verschiedenste Datenbanken anzapfen - sowohl eigene als auch solche im Internet.
Ein Beispiel für diese Agenten ist "The Informant" (informant.dartmouth.edu), der mit dem Slogan "Your personal search agent on the internet" wirbt. Der Nutzer muss sich auf der Homepage anmelden und kann zu drei ausgewählten Fachgebieten eine Reihe von Schlagworten übermitteln. In regelmäßigen und vom User selbst definierten Abständen werden dann gratis die jeweils relevanten Homepages zu den bevorzugten Themen übermittelt. Der Informant arbeitet dabei mit einem speziellen Software-Paket, das die Computer Engineering Group am Dartmouth College entwickelt hat, und benutzt zudem Verknüpfungen mehrere konventioneller Suchmaschinen.
Um einiges persönlicher präsentiert sich der Service "Ask Jeeves" (www.askjeeves.com). In eine Maske auf der Homepage kann der Surfer eine konventionelle Frage eintragen, etwa: "Was sind die Grundbausteine der Materie?" Mittels geschickter Softwaretechnologie, die derartige Fragestellungen interpretieren und mit passenden Datenbanken verknüpfen kann, wird die entsprechende Antwort ermittelt und dem Kunden zugemailt.
Vernetztes Wissen
Einen Schritt weiter gehen jene rein werbefinanzierten Homepages zur Internet-Recherche, die quasi als virtueller Treffpunkt von wissbegierigen Surfern und allerlei Experten für unterschiedlichste Themen dienen. Das zu Grunde liegende Prinzip: Der Web-Nutzer kann Fragen stellen, die via E-Mail an kompetente Auskunftspersonen weitergeleitet werden. Ein Pionier auf diesem Gebiet ist die US-Firma Looksmart (www.looksmart.com). In der Rubrik "Interactive" wird ein Service namens "People helping people on the Web" angeboten. Eine stets wachsende Netz-Gemeinde soll dabei als dezentraler, aber doch vernetzter Wissenspool dienen, über den Informationen ausgetauscht werden.
Eine vergleichbare Idee wurde inzwischen auch in Deutschland realisiert. Bei "Wer weiß was" (www.wer-weiss-was.de) können informationshungrige Surfer, die sich zuvor registriert haben, ihre Fragen an Experten richten. Immerhin 37.906 Fachleute, so behaupten zumindest die Betreiber der Homepage, stehen mit ihrem Hirnschmalz bereits zur Verfügung und geben angeblich Auskünfte zu 204.346 Fachthemen - unter anderem zu Betriebswirtschaft, Naturwissenschaft, Politik, Kultur und Computerthemen.
In dem kostenlosen Wissens-Netzwerk sollen die Fragesteller allerdings auch selbst befragt werden können. Da jeder Hintergrundwissen zu irgendeinem Thema hat, so der Gedanke, soll er dieses zur Verfügung stellen, wenn er im Gegenzug von der Bildung anderer profitiert.
Wohl ausschließlich auf Grund der hohen Zahl solcher Hobby-Experten konnten die Gestalter der G'scheiterl-Site kürzlich vermelden: "629.825 Fachleute vermittelt." (sch)