Bei der Datenspeicher-Debatte zeigten sich der vorhandene Gap zwischen lokalem Gesetz und Willen und internationaler Möglichkeit.
Mit dem Titel „Keine Angst vor Daten! - Online Marketing zwischen Cookies, Transparenz und Big Brother wollten die Podiumsteilnehmer Peter Mayrhofer (twyn group), Anton Jenzer (DMVÖ), Michael M. Pachinger (Plattform IT-LAW.at) und Ritchie Pettauer (Blog Datenschmutz) unter der Moderation von Markus Mooslechner (ORF) herausfinden inwieweit Big Brother im Datenschutz bereits Wirklichkeit ist. Die Keynote hielt Anton Jenzer, in der er anhand des Reizthemas Cookies einen kleinen Exkurs zum Thema Datenschutz in Österreich gab. Das Hauptproblem sieht er aber in der Transparenz. Jenzer: „Wir haben ein Online Blackbox, deren Funktionsweisen wir oft nicht verstehen. Und dadurch entstehen gerne Verschwörungstheorien. Hier kann und soll man dagegen wirken und für Aufklärung und Transparenz sorgen.“ Österreich bezeichnet er als Vorreiter des Datenschutzes in der EU. Und er plädiert für eine digitale Nachhaltigkeit. Darunter versteht er eine Vermeidung von Informationsmüll und Targeting als Gegenstrategie zum Info-Overflow. Für ihn ist wichtig wie Unternehmen und wie Kunden mit den Daten umgehen. Es stelle sich nicht mehr die Frage ob man Daten sammelt oder nicht, sonder wie. Hier fordert er eine praktikable Lösung für Kunden und Unternehmen. Er sieht keinen Widerspruch zwischen Werbewirtschaft und Datenschützern.
Nutzer- vs. Nutzungsprofile
Blogger Pachinger: „Bei der Menge an Daten ist das heute unüberblickbar. Die Datenweitergabe erfordert nur einen Klick. Viele Dienste im Internet sind gratis, da zahlen wir zumeist mit unseren personenbezogenen Daten. Und hier sind wir auch schon bei den cookies.“ Er selbst speichere und gebe personenbezogenen Daten seit sieben Jahren weiter, denn „die anderen machen das auch. Facebook liefert das freihaus und der User lässt sich gefallen, was er sich gefallen lassen will.“ Mayrhofer erklärt daraufhin den Unterschied zwischen personenbezogenen Daten, an denen die Werbewirtschaft interessiert ist, und anonymisierten Daten, also zwischen Nutzer- und Nutzungsprofil. In Österreich gibt es laut Jenzer seit 2010 einen Code of Conduct, der ganz klar regelt was ohne Einverständnis des Betroffenen gespeichert werden kann und was nicht. Alles andere ist Opt in –pflichtig. Das Problem hier ist die Globalität. Jenzer: „Natürlich gibt es schwarze Schafe, die sitzen derzeit aber in Nigeria. Deswegen kommen da gerade die Spams her.“ Die Rechtslage ist von Land zu Land unterschiedlich. Das heißt es muß in einer EU-Direktive enden, damit etwas europaweit umgesetzt werden kann. Und das braucht Zeit.
Empfehlung Datenschutz-Gütesiegel
Rechtsanwalt Pachinger sieht es in Österreich entspannt: „Es ist wichtig dem User die Benefits zu erklären und ihn entsprechend aufzuklären. Wir sind nicht bei Big Brother. Man ging ja auch von gesetzlicher Seite so heran, dass man die Werbeindustrie ins Boot geholt hat und man keinen Überregulierung will. Jetzt steht die Regierungsvorlage für Telekommunikation an.“ Hier wurde vorgeschlagen, dass bei cookies eine umfassende Information zu geben ist und das Einverständnis eingeholt werden muss. Pachinger empfiehlt auch ein Datenschutz-Gütesiegel. Dabei sollen alle Datenspeicherungen durchleuchtet werden und das würde das notwendige Vertrauen in die jeweiligen Targeting Technologien schaffen. Das Fazit aus der Runde faßt Moderator Mooslechner ganz konkret zusammen: Es ist wichtig die jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, dabei mündige Bürger zu behalten und die Unternehmen müssen sich selbst kontrollieren.