Agenturgröße Rainer Reichl arbeitet mit führenden Mediziner:innen und Uni-Kliniken an der größten medizinischen Lernplattform der Welt. Ein Interview über das 'Netflix für Chirurg:innen' als Herzensprojekt seiner Familie – und wie die Idee an seinem eigenen Krankenbett entstand.
Der Artikel erschien als Coverstory zuerst in der Ausgabe 22-23/2022 des HORIZONT. Noch kein Abo? Hier klicken.
Die Agentur Reichl und Partner zählt 170 Mitarbeiter:innen und bietet Leistungen in den Bereichen Kreation, Media, PR, Social Media, Event und Co. Doch das nächste große Projekt des Gründers und Geschäftsführers Rainer Reichl ist keine Werbekampagne, sondern etwas, das die Welt verändern will.
Der immer öfter gehörte „Gamechanger“ zu sein, behaupten so manche in der Werbebranche. Die von Reichl ins Leben gerufene Plattform „MedYouCate“ soll genau das werden. Die von Reichl und Partner Future Thinking initiierte MedYouCate GmbH (wie auch die Werbeagentur mit Hauptsitz in Linz) hat sich zum Ziel gesetzt, Mediziner:innen auf der Lern- und Kommunikations-Plattform weltweit zu vernetzen und in Echtzeit kuratierte Operationsmethoden zu vermitteln. Dabei betont Reichl im Gespräch mit HORIZONT: „Die ersten drei Monate der Gründung waren wirklich schwierig. Ich wurde mit meinen Ideen ausgelacht. Aber das, was wir hier anbieten, gibt es so auf der ganzen Welt nicht.“ Zusätzlich zu den von Ärzt:innen kuratierten OP-Videokursen soll medyoucate.com als Jobbörse für Kliniken und Chirurg:innen sowie als Vernetzungs-Hub dienen.
'Was wir aufführen, kann keine Agentur'
Derzeit befindet sich die Plattform in der Betaphase; das Jobportal soll im Sommer stehen, bis Jahresende sollen hundert Kurse und tausend Videos abrufbar sein. Bis 2025 sollen alle chirurgischen Disziplinen auf MedYouCate zu finden sein. „Was wir hier aufführen, kann keine andere Agentur in Österreich. Und all das machen wir nebenbei“, lacht Reichl.
Zugutekommen soll das gebündelte Wissen allen Chirurg:innen weltweit. „Marketing ist das Denken im Kundennutzen. 7,5 Milliarden Menschen sind medizinisch unter- beziehungsweise gar nicht versorgt“, so die Intention. Andererseits würden viele Entwicklungsländer zunehmend digital, „denn Energie wird es überall geben, wo die Sonne scheint. Somit wird man Bildung in einem noch nie dagewesenen Maße über digitale Lernplattformen verbreiten können.“ Abseits davon sei Health der am stärksten wachsende Wirtschaftsbereich.
Neben MedYouCate sollen stufenweise auch die eigenen Sparten MedYouTech (Medizintechnik), MedYouCare (Pflege), MedYouCheck (Tests für die berufliche Eignung im Medizinsektor) und MedYouSearch (Forschung) ausgerollt werden.
'Die Idee entstand nach einer OP'
Von seiner Idee musste Reichl, der vor fast dreieinhalb Jahrzehnten seine Agentur aufbaute, anfangs einige überzeugen. Sofortige Unterstützung erfuhr er jedoch durch seinen eigenen behandelnden Chirurgen Univ.-Prof. Dr. Klaus Emmanuel am Universitätsklinikum Salzburg. Reichl selbst wurde dort jahrelang gegen Krebs behandelt, eine Erkrankung, über die er bewusst offen spricht: „Die Idee entstand im Krankenbett, als ich vor eineinhalb Jahren an der Lunge operiert wurde. Der behandelnde Arzt konnte sämtliche Metastasen ertasten und diese herausschneiden. Professor Emmanuel erklärte mir, dass es immer weniger Chirurg:innen gebe, die diese Methode beherrschen. Der Gedanke daran hat in mir so gearbeitet, dass ich ihm schließlich meine Pläne für
MedYouCate vorschlug