Qonnect: Im Gschupftn Ferdl entsteht ein Star...
 

Qonnect: Im Gschupftn Ferdl entsteht ein Start-up

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Die Jungfirma Ikangai unter Beteiligung von Nicholas Pöschl, Mitgründer des hippen Wiener Lokals "Zum Gschupftn Ferdl", will mobiles Marketing für KMU ermöglichen, das in erster Linien nützlich für den User ist. Eine Besonderheit: Nutzer der Smartphone-App bleiben anonym

Sollte der Plan dieses neuen Start-ups aus Wien aufgehen, dann könnte es das mobile Marketing heimischer Shops und Lokale revolutionieren: Mit Qonnect hat die im Februar 2014 gegründete Ikangai GmbH der beiden Geschäftsführer Christian Scherling und Martin Treiber eine Smartphone-App (derzeit für iPhone, Android folgt) gestaltet, die als direkter Draht zwischen KMU und ihren Stammkunden fungiert. Nutzer können nach dem Follow-Prinzip von Twitter die Nachrichten etwa ihres Lieblingslokals abonnieren (Schlagwort „Permission Marketing“) und ­bekommen in Folge Botschaften zu Aktionen, Events oder Gutscheinen in der App zugeschickt.

Für den Shopbetreiber gibt es einen eigenen Zugang zu dem System, über den er seine Marketing-Botschaften direkt am Smartphone erstellen kann. Qonnect bietet Vorlagen, die mit Fotos und Text befüllt werden und erlauben, in wenigen Minuten Gutscheine oder Ankündigungen zur Happy Hour zu erstellen. „Nur wenige Shopbetreiber waren bisher in der Lage, etwa ein Loyalty-Programm anzubieten oder gar eine eigene App zu entwickeln“, sagt Mitgründer Christian Scherling zum HORIZONT. „Kommunikation mit dem Kunden erfolgte, wenn überhaupt, über schlecht gemachte E-Mails, Rabattsammelkarten auf Papier oder über das Schaufenster.“ Mit Qonnect wolle man ein profes­sionelles Tool anbieten, mit dem man schnell mobile Digitalkampagnen in ansprechender Qualität erstellen könne. Im Nachsatz: „Wir sind kein Schnäppchen-Portal.“

Friseure, Cafés, Restaurants

Erste Shops, die man für Qonnect als Kunden gewinnen konnte, sind etwa das Skigebiet Koralpe, die Wiener Friseursalons Weltmeisterfriseur Gotschim und Haarvirus, das Restaurant Die Wäscherei, die Apotheke Saint Charles, die Vinothek von Enrico Panigl oder das Café Schubert in St. Pölten. Dass auch das hippe Bobo-Lokal Zum Gschupftn Ferdl die Qonnect-App zur Kundenbindung einsetzt, ist kein Zufall. Denn Mitgründer des Start-ups ist neben Richard König der umtriebige Wiener Unternehmer Nicholas Pöschl, der gemeinsam mit den Jeans-Designern Gebrüder Stitch sein altes Lokal Kontrapunkt zum Stadtheurigen umfunktionierte. Wer an einer der Bänke Platz nimmt, der wird einen kleinen Qonnect-Aufsteller mit QR-Code entdecken. Mit der App kann man ihn einscannen und wird so mit dem Account des Gschupftn Ferdl verbunden.

„Der Kunde bestimmt immer selber, welche Informationen er von welchen Läden erhalten möchte“, sagt Pöschl, der 2003 das auf Customer Relationship Managment (CRM) spezialisierte Unternehmen Sensix gründete. Wer etwa die Updates des Gschupftn Ferdl abonniert, kann sich aussuchen, ob er alle bekommen will oder doch nur jene zu Events. Erhält man etwa einen Gutschein, weist man diesen im Geschäftslokal  vor und danach wird er gelöscht. So weiß der Lokalbetreiber in Echtzeit, wie viele bereits eingelöst wurden und ob das Kontingent erreicht ist. Angedacht ist auch, Tischreservierungen über die App abwickeln zu können.

User bleiben anonym

Zudem soll der User anonym bleiben, und muss sich zur Nutzung der App keinen Account anlegen. „Es werden keine persönlichen Daten ausgetauscht. Kundenbindung funktioniert auch ohne den Verlust der Privatsphäre“, so Scherling. Businesskunden werden aber sehr wohl Statistiken darüber geboten, wie viele Nutzer man mit den Marketingbotschaften erreicht hat, wie viele Likes und Shares man erhalten hat (Facebook lässt grüßen) und wie viele einen Gutschein eingelöst haben. Mit den Geschäftskunden soll Qonnect schließlich auch Geld abwerfen: Für jede Aussendung die man macht, zahlt man bei Qonnect mit Punkten, die man vorher via In-App-Kauf aufgeladen hat. Das bedeutet, dass Apple und Google mitverdienen, da diese 30 Prozent der Einnahmen von In-App-Käufen als Provision ­nehmen.

Aktuell finanziert sich das Wiener Start-up neben Eigenkapital über ­Fördergelder durch die Austria Wirtschaftsservice sowie das Accent Gründerservice, den Start-up-Inkubator des Landes Niederösterreich. Spätestens 2015 will sich die Ikangai GmbH einen Privatinvestor angeln und mit der Internationalisierung beginnen. Angedacht sind etwa Partnerschaften mit Medienhäusern, derzeit laufen laut Pöschl diesbezüglich Gespräche in Deutschland. Auch in technologischer Hinsicht will man aufrüsten: Zusätzlich zu den QR-Codes sollen Nutzer sich auch via NFC-Funk oder Bluetooth (im Zusammenspiel mit „Beacon”-Funksendern) mit den Geschäften verbinden und außerdem mithilfe von GPS-Ortung die nähere Umgebung nach spannenden Angeboten durchsuchen können.

Unters Volk bringen


Zu tun gibt es sicherlich viel: Knackpunkt des Geschäftsmodells ist, neben den Lokalen und Shops auch möglichst viele Nutzer zum Download der App zu bringen, um eine kritische Masse an Konsumenten zu haben, die emp­fänglich für die Marketingbotschaften der Businesskunden sind. Und dafür wird man selbst tief in die Marketing-Geldbörse beziehungsweise -Trickkiste greifen müssen.



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