Ein halbes Jahr nach dem Start ziehen die Macher zufrieden Bilanz, ausruhen wollen sie sich aber nicht. Viel Geld verdienen die Verlage mit dem Dienst nämlich noch nicht.
30.000 Nutzer will der digitale Onlinekiosk read.it bis Ende des Jahres in Österreich haben. Das hat der Betreiber der Plattform, die deutsche Presse-Vertriebs-Gesellschaft KG (PVG), im Jänner zum Start verkündet. Nun zieht read.it-Managing-Director Jörg Braun eine Zwischenbilanz: Der Dienst kommt mittlerweile auf 17.000 Nutzer. Rund 1.000 User nutzen die Plattform täglich, die durchschnittliche Lesezeit pro Tag und User beträgt 18 Minuten. Wie viele Nutzer sich für das Premium-Modell entschieden haben, will Braun vorerst noch nicht verraten. Im Jänner hieß es, zehn Prozent der User sollten sich schon für den kostenpflichtigen Service anmelden.
Seit dem Start sind einige neue Titel hinzugekommen. 300 Zeitungen, Zeitschriften und Magazine können derzeit über die App gelesen werden, und es sollen noch mehr werden. „Wir haben bereits gute Gespräche mit österreichischen Tageszeitungsverlagen geführt und werden da heuer auch noch für Überraschungen sorgen“, sagt Braun, der zudem Gespräche mit der New York Times und der Financial Times bestätigt.
Auch auf der technischen Seite gibt es einige Neuerungen. So können Verlage mittlerweile einen Zugang zur ÖWA beantragen, wo Reports mit Userzahlen erzeugt werden, die in der E-Paper Unique Client Kategorie der ÖAK gezählt werden können. Noch in diesem Jahr soll außerdem eine Web-App von read.it veröffentlicht werden. „Wir wollen den Desktop erobern und andere Nutzer neben iOS und Android nicht mehr länger ausschließen“, sagt Braun.
Doch es gibt nicht nur positive Stimmen rund um den Onlinekiosk. VGN-Chef Horst Pirker erklärte im April, dass das Ganze ein „interessanter Versuch“ sei, die Einnahmen aus der Plattform bezeichnete er aber als „bedeutungslos“.
VGN-Chief Sales Officer Markus Fallenböck erklärt gegenüber HORIZONT: „Dass die Höhe des Umsatzes eher noch ein bescheidenes Niveau hat, ist kein Geheimnis.“ Man habe aber auch keine hohen Erwartungen gehabt. Es brauche zudem immer Zeit, bis ein Produkt wachse.
Vierstellige Auszahlungsbeträge
Jörg Braun dagegen verweist auf vierstellige Auszahlungsbeträge, die man einigen Verlagen bereits seit kurz nach dem Start überweise. Darauf sei man sehr stolz. Fallenböck bestätigt eben diesen vierstelligen Betrag, der aber eher im unteren Bereich anzusiedeln sei. „Gemessen an den derzeitigen Printeinnahmen sind die Ausschüttungen für die Verlage natürlich gering. Das ist eine zarte Pflanze, die wir nun kontinuierlich zu einem großen Apfelbaum heranzüchten wollen. Dieser wird dann auch jährlich eine große Ernte abwerfen“, sagt read.it-Managing-Director Braun. VGN-Manager Fallenböck jedenfalls glaubt, dass Verlage in Zukunft signifikante Umsätze mit Onlinekiosken erzielen können. „Das ist ein langsamer Prozess, der für uns strategisch wichtig ist.“
Technisch laufe die Plattform bislang jedenfalls einwandfrei, sagt Fallenböck. Das bestätigt auch Wolfgang Riedler, Geschäftsführer bei der Wiener Zeitung. Die Erfahrungen mit read.it seien daher auch „durchwegs positiv“, man sei das Projekt auch nicht mit zu hohen Erwartungen angegangen. „Die Zugriffszahlen und Erlöse liegen in dem Bereich, den wir uns vorgestellt haben.“ Die Benchmarks, die man im Vorfeld definiert habe, seien auch erfüllt worden, so Riedler. „Kannibalisierungseffekte kann ich bei uns nicht erkennen.“
Magazin ‚Gewinn‘ zog wieder zurück
Doch nicht alle Verlage waren mit read.it zufrieden. Auch das Wirtschaftsmagazin Gewinn war zum Start auf der neuen Plattform vertreten, hat sich inzwischen aber wieder zurückgezogen. Geschäftsführer Herbert Scheiblauer sagt, dass dem Verlag die Plattform anders verkauft wurde. Dass letztlich alle Titel auch kostenlos zu lesen waren, habe ihn überrascht. Daraufhin habe man die Verträge wieder aufgelöst. „Wir liefern unseren Lesern wertvolle Informationen und haben daher nichts zu verschenken“, so Scheiblauer.
Bei read.it kann man das nicht nachvollziehen. Managing Director Jörg Braun sagt: „Wie jeder andere teilnehmende Verlag auch, hat der Gewinn unseren Standard-Contentvertrag unterschrieben sowie im Vorfeld unseren Verkaufsprospekt erhalten.“ Aus diesen Unterlagen ergebe sich „unmissverständlich“ das Geschäftsmodell, so Braun weiter. „Deshalb haben mich die Aussagen des Geschäftsführers des Gewinn sehr verwundert und irritiert, weil diese nicht im Ansatz etwas damit zu tun haben, wie wir unseren Content akquirieren und auch völlig konträr zu unserem Selbstverständnis laufen.“
Neben der VGN und der Wiener Zeitung sind auch die Styria, Heute, ORF nachlese und viele weitere bei read.it vertreten. Auch die Titel des Manstein Verlags können über die Plattform gelesen werden.