Digitale Plattformen bieten potentiellen Käufern einige Vorteile – vom Überblick bis zum Preisvergleich. Entsprechend zunehmend ist die Beliebtheit.
Dieser Artikel ist zuerst in Ausgabe Nr. 11/2018 des HORIZONT erschienen. Noch kein Abo? Hier klicken!
Wenn ein neues Auto her muss, dann führt der Weg vieler Motoristen in spe schnell ins Internet. Acht von zehn Österreichern, die ein Auto suchen, nutzen dafür digitale Fahrzeugbörsen und Apps, 62 Prozent davon über das Smartphone. Das ergab im Vorjahr eine gemeinsame Studie von Marketagent.com und der Online-Plattform willhaben, für die 2600 Personen im Alter von 18 bis 59 Jahren befragt wurden. Dabei werden die potentiellen Käufer auch sehr oft fündig. Viermal so häufig wird der neue Traumwagen online gefunden als mit der zweiteffektivsten Variante: über Familie, Freunde oder Bekannte. „Digitale Fahrzeugbörsen und Apps sind laut diesen Umfrage-Ergebnissen die mit großem Abstand gängigste und effektivste Methode der Autosuche“, betonte Sylvia Dellantonio, Geschäftsführerin von willhaben, bei Veröffentlichung der Studie.
Auf digitalen Fahrzeugbörsen arbeite sich jeder Dritte zuerst durch die Angebote der professionellen Kfz-Händler, schließlich bieten diese Gewährleistung beziehungsweise Garantie auf das Fahrzeug an. Dieses Argument steht umso stärker im Vordergrund, je älter der potentielle Käufer ist. Auch Tagesautos seien der Studie zufolge sehr beliebt, sieben von zehn Suchenden würden ein solches Auto in Betracht ziehen, das den Händler als Vorbesitzer führt. Mehr als die Hälfte all jener, die ein passendes Auto vor Kurzem gefunden haben, unterschrieben schließlich den Kaufvertrag bei einem Händler (54 Prozent). Dabei ist auch die räumliche Nähe ein entscheidender Faktor. Vier von zehn Personen tätigten den Kauf in einem Umkreis von bis zu 25 Kilometern vom eigenen Wohnort. Die Autosuche ist mittlerweile auch ein großer Bestandteil des Anzeigenportals: Über 140.000 Angebote finden sich zur Zeit im Auto-&-Motor- Channel von willhaben.
„Von unseren 4,42 Millionen Unique Usern besuchen 2,63 Millionen diesen Channel“, meint Jochen Schneeberger, Head of Digital Advertising, mit Hinblick auf die ÖWA-Plus- Auswertung III-2017 zu HORIZONT. Die Nutzung steige zudem ständig – „sowohl im Privatkundenbereich als auch bei Händlern.“
Was gesucht wird
Gemeinsam mit MindTake führte willhaben eine Befragung durch, die unter anderem zeigt, was Autokäufer auf Internetplattformen wirklich suchen. Fast drei Viertel aller Channel- User, nämlich 73 Prozent, nutzen das Portal zum Preisvergleich. 63 Prozent möchten ein „Gefühl für den derzeitigen Automarkt“ bekommen, 61 Prozent suchen allgemeine Informationen und 56 Prozent wollen Modelle und Marken vergleichen. „Wir sind also neben einer ‚Informations- und Vergleichsquelle‘ auch die erste Adresse für User mit Kaufabsicht, die wir wiederum bis auf sämtliche Details wie zum Beispiel Marke, Baujahr, Kosten, Fahrzeugtyp für unsere Werbekunden gezielt ansprechen können“, sagt Schneeberger, der auch betont, dass willhaben kein reines Gebrauchtwagen-Portal ist. 74 Prozent aller Befragten seien potenziell an einem Neuwagenkauf interessiert. Das Zeitfenster für einen Neuwagenkauf betrage für willhaben-User übrigens drei bis sechs Monate. Dann erfolge die tatsächliche Anschaffung. Zudem könne man gut zwischen Gebrauchtwagenkäufern und Neuwagenkäufern unterscheiden. Für erstere sei der Preis ein wichtigeres Kriterium und sie würden eher bei Gebrauchtwagenhändlern oder Privaten zuschlagen. Auch die Kaufmotive unterscheiden sich: Neuwagenkäufer neigen dazu, sich regelmäßig neue Autos anzuschaffen, Gebrauchtwagenkäufer dagegen kaufen eher einen „Neuen“, wenn das alte Auto nicht mehr funktionstüchtig ist. Auch Trends beim Fahrzeugtyp könne man gut auslesen.
Im Steigen begriffen sei jedenfalls das SUV-Segment, das Neuwagenkäufer sehr interessiere (35 Prozent), ansonsten schätzen Österreicher vor allem praktische Fahrzeuge wie den Kombi (57 Prozent) sowie Kompaktund Kleinwägen (37 Prozent).
Leichterer Vergleich
Der Preisvergleich sei jedenfalls einfacher geworden, meint Thomas Stix, Techniker in der Konsumentenschutzabteilung des Automobilclubs ÖAMTC. Auch wenn man nicht alles direkt vergleichen könne, zumal es Unterschiede bei Ausstattung und Zustand der Autos gebe, werde der Service vor allem von der „Handyund Internetaffinen Generation gut angenommen“, so Stix. Selbst in den Markt einzusteigen, etwa mit einer eigenen Onlineplattform, sei beim ÖAMTC aber „nicht geplant“. Man biete selbst lediglich Dienstwägen an, die aus dem Fuhrpark ausgemustert werden. Ein entsprechendes Excel- Sheet steht auf der ÖAMTC-Homepage zum Download bereit.
Den Clubmitgliedern empfehle man derzeit vor allem, vor dem Kauf eine Kaufüberprüfung beim ÖAMTC durchführen zu lassen. Zudem komme es manchmal zu Betrügereien, Vorsicht sei vor allem bei sehr niedrigen Preisen oder Fahrzeugen, die angeblich im Ausland stünden und auf ihren Import warten, geboten, warnt Stix.