Österreichs Musikmarkt setzte 2016 137 Millionen Euro um, besonders Vinyl und Streaming legten zu. Wermutstropfen: Gratis-YouTube und die Causa Amazon.
Der Verband der Österreichischen Musikwirtschaft (IFPI) hat seinen Branchenbericht für das vergangene Jahr veröffentlicht. Demnach hat die heimische Musikwirtschaft 2016 137 Millionen Euro umgesetzt, ein Minus von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit 60,2 Millionen Euro (12 Prozent weniger als im Jahr davor) und einem Marktanteil von 56 Prozent ist die CD nach wie vor der größte Umsatzbringer - trotz reduzierter Fläche im Handel. Seit Jahren wird vom Verband betont, dass Fans von Schlager, Rock, Heavy Metal und Klassik nach wie vor auf die CD setzen. Die großen Zuwächse werden aber bei anderen Medienformaten erzielt.
Eine Erfolgsstory in der Nische feiert dabei die Vinyl-Schallplatte, deren Umsatz im Jahr 2016 erneut um 25 Prozent zulegte. Im vergangenen Jahr wurden 300.000 Platten in Österreich verkauft, was der höchste Wert seit 1993 ist - gerade in den 1990ern wurde Vinyl ja von der CD und später von MP3 und Streaming zunehmend verdrängt. Derzeit liegt der Umsatz von Vinyl bei 7,1 Millionen Euro, was sieben Prozent des Gesamtmarkts entspricht.
Kaum Umsatz durch YouTube
Parallel zum kleinen, aber feinen Comeback der Schallplatte feiert das Musikstreaming Erfolge im Massenmarkt: Mit einer Umsatzsteigerung von 56 Prozent auf 17,5 Millionen Euro sorgt Streaming bereits für mehr als die Hälfte der Umsätze. In Summe wurden im Vorjahr in Österreich bereits mehr als zwei Milliarden Songs gestreamt.
Beflügelt wird das Umsatzwachstum vor allem durch bezahlte Premium-Abos bei Spotify, Deezer und Apple Music - äußerst bescheiden ist laut IFPI aber der Beitrag des weltweit größten Musikstreaming-Dienstes: Die Gratisplattform YouTube, die lediglich fünf Prozent zu den heimischen Streaming-Umsätzen beiträgt. "YouTube verzerrt den Streaming-Markt gewaltig und trägt bei hohen Userzahlen und immensen Werbeeinnahmen nur minimal zu den Einnahmen von Künstlern und Labels bei", sagt Dietmar Lienbacher, Präsident des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: "Wir wollen YouTube als Partner, aber unter fairen Marktbedingungen."
Die auch als „Value Gap“ bezeichnete Schieflage ist darauf zurückzuführen, dass YouTube eine faire Verantwortung für die Abgeltung des Contents ablehnt und sich dabei auf ein rechtliches Haftungsprivileg im EU-Recht beruft – zu Unrecht, meint der IFPI. Dieses Schlupfloch soll allerdings bei der anstehenden Modernisierung des EU-Urheberrechts geschlossen werden.
Rechtsunsicherheit drückt LizenzeinnahmenDie Lizenzeinnahmen über die Verwertungsgesellschaft LSG stagnieren vor allem wegen der Rechtsunsicherheit bei der Privatkopievergütung bei 23 Millionen Euro - Stichwort: Amazon-Verfahren. Der US-Konzern weigert sich hartnäckig, die Speichermedienvergütung auch für digitale Träger zu bezahlen; der Fall liegt in Österreich inzwischen beim Obersten Gerichtshof.
Weitere rund sieben Millionen Euro steuern die Umsätze mit Merchandising-Produkten sowie die Lizenzierung von Musik für Filme oder Werbung (Synch-Rechte) zum Gesamtumsatz bei, heißt es zudem vom IFPI.