Im europaweiten Digitalisierungs-Ranking hat Österreich innerhalb des letzten Jahres einen Platz eingebüßt und findet sich damit nur noch auf Platz 13 im europäischen Mittelfeld. Der Handelsverband empfiehlt angesichts der Detailergebnisse vor allem eine Stärkung der KMU.
Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (Digital Economy and Society Index, DESI) verfolgt im Jahresabstand die Digitalisierungsfortschritte der EU-Mitgliedstaaten anhand von fünf Schwerpunkten: Konnektivität, Humankapital, Internetnutzung, Integration der Digitaltechnik und digitale öffentliche Dienste. Die Summe der Punkte für Österreich in diesen Kategorien ist zwar von 51,9 auf 53,9 gestiegen, das bedeutet aber trotzdem aktuell nur noch Rang 13 statt wie im Vorjahr Platz zwölf: Andere Länder haben Rückstände schneller aufgeholt.
Noch immer liegt Österreich damit über dem EU-Schnitt von 52,5 Punkten (Vorjahr 49,8) und damit in unmittelbarer Nachbarschaft etwa von Deutschland. Dominiert wird das Ranking wenig überraschend von Finnland, Schweden, den Niederlanden und Dänemark. Bemerkenswert bei der Platzierung Österreichs ist vor allem die ganz unterschiedliche Bewertung in den Teilkategorien: Top und Flop stehen dabei Seite an Seite. In der Kategorie "Humankapital" liegt Österreich etwa auf dem guten achten Rang. In einer Reaktion darauf führte der Handelsverband das etwa auf verstärkte Bemühungen, digitale Inhalte und Kompetenzen auch in der Lehre zu forcieren. Dieser Weg müsse "konsequent weitergegangen werden".
Konnektivität und Integration von Digitaltechnik als Schwachstellen
Ebenfalls überdurchschnittlich punkten konnte Österreich mit einem zwölften Platz im Feld der digitalen öffentlichen Dienste, was der Handelsverband auf "die positiven Effekte der Initiative Digital Austria" zurückzuführt und ebenfalls eine Intensivierung dieser Bemühungen als Bedingung "für eine erfolgreiche eGovernment-Zukunft" fordert. Rang 14 und damit bereits leichten Nachholbedarf hat Österreich bei der Nutzung von Online-Inhalten, Kommunikation und Online-Transaktionen. Nur 16 Prozent der heimischen Internetnutzer verkaufen etwa online, während das im EU-Schnitt 23 Prozent tun.
Unter den Durchschnitt kippt Österreich allerdings mit einem Platz 16 in Sachen Konnektivität. Umso mehr sei "die flächendeckende Versorgung aller Regionen mit Breitband ebenso wünschenswert wie ein rascher Ausbau Österreichs zu einem 5G-Pilotland", mahnt de Handelsverband. Das sei zwar kostenintensiv, aber notwendig: Konnektivität sei die Basis für modernes Wirtschaften. Einen noch schlechteren Platz 19 erreicht Österreich allerdings bei der Integration der Digitaltechnik. Die Platzierung bedeutet außerdem einen Rückfall um vier Plätze im Jahresabstand.
Förderung an falschen Stellen?
Der Handelsverband empfiehlt vor allem für KMU "dringende Gegenmaßnahmen": Sowohl der Anteil an KMU mit Onlinevertrieb (13 Prozent) wie auch die Umsätze selbst (7 Prozent) lägen deutlich hinter dem europäischen Schnitt von 17 beziehungsweise 10 Prozent. Dass der grenzüberschreitende Onlinevertrieb mit 14 Prozent weit über dem EU-Durchschnitt von 8 Prozent liege, sei nur bedingt Grund zur Freude, sei der doch "oft teuer erkauft – Stichwort Händlergebühren auf dem Amazon Marktplatz". Der Handelsverband verweist in diesem Zusammenhang auf seine eigene Förderinitiative "KMU Retail", die Unternehmen bei der Nutzung digitaler Möglichkeiten unterstützt. Außerdem sieht der Handelsverband sich durch die Ranking-Resultate in seiner Forderung nach einer effizienten Digitalbesteuerung bestärkt. Fördermittel stehen indes nach Ansicht des Verbands in ausreichendem Maß zur Verfügung, diese sollten aber "effektiver verteilt" werden.