Das Potenzial von 5G als Innovationstreiber erscheint lukrativ. Nun machen Telco Betreiber Druck, um Österreich an die Spitze zu bringen.
Die Entwicklungschancen und das mögliche Potenzial der künftigen Basistechnologie 5G münden derzeit in einem internationalen technischen Wettbewerb. Hierzulande haben sich die drei Telekommunikationsunternehmen A1, T-Mobile und Hutchison Drei im Rahmen der Internetoffensive Österreich (IOÖ) verbündet und versuchen nun mit Nachdruck, den Mobilfunkstandard 5G auf Schiene zu bringen.
Vor allem, um als Wirtschaftsstandort attraktiv zu bleiben, wie Jan Trionow, CEO Hutchison Drei Austria, erläutert: „Es darf keine Zeit mehr verloren gehen, um Österreich 5G-fit zu machen.“ Es brauche rasche regulatorische und gesetzliche Weichenstellungen. „Durch einen zeitnahen, gemeinsamen Aufholkraftakt ist ein Spitzenplatz für Österreich im ‚5G-Rennen‘ bis 2020 immer noch möglich“, so Trionow.
Die Grundlage für diesen Aufholakt bildet auf der einen Seite die RTR, die für die Frequenzvergabe zuständig ist, auf der anderen die Bundesregierung, die mit Fördermaßnahmen in die Finanzierung eines flächendeckendes 5G-Netzes eingreift. Seitens der RTR wurden diesbezüglich bereits Maßnahmen umgesetzt.
„Wir müssen ausreichend Mobilfunkfrequenzen zur Verfügung stellen. Das ist die wichtigste Aufgabe der RTR, und hier haben wir bereits einen Grobplan vorgestellt“, erklärt Johannes Gungl, Geschäftsführer des Fachbereichs Telekommunikation und Post der RTR, im Gespräch mit HORIZONT. Weiters sieht sich die RTR mit gesetzlichen Vorgaben konfrontiert, was ihre Ziele betrifft. Man müsse die Frequenznutzung sicherstellen, einen effektiven Wettbewerb ermöglichen sowie die Konnektivität, also den Breitbandausbau vorantreiben.
Für das kommende Jahr bis 2019 bereitet die RTR zwei große Frequenzvergaben vor. Die erste wird 2018 mit den 3,4 bis 3,8 Gigaherz-Frequenzen sein. Die zweite im Jahr 2019 mit den 700 Megaherz-Frequenzen, welche derzeit noch für TV verwendet werden. Weiters auch die 1500 Megaherz-Frequenzen und die 2,1 Gigaherz-Frequenzen, welche die alten UMTS-Frequenzen sind und erneut vergeben werden müssen.Neben den Frequenzvergaben wird der Standortausbau hohe Investitionen benötigen.
„Die Mobilfunknetze werden dichter. Das heißt mehr Standorte, die mit Glasfaser angebunden werden müssen“, so Gungl. Die drei Netzbetreiber pochen hier auf die Unterstützung der Politik und Verwaltung hinsichtlich der Förderung von Innovationen. Es werden aber auch eigene Maßnahmen umgesetzt wie beispielsweise bei A1. „Das Glasfasernetz bildet die Grundlage für 5G. A1 investiert massiv in den Breitbandausbau, der besonders im ländlichen Raum große Bedeutung hat“, erklärt Margarete Schramböck, CEO A1.
Warum 5G?„In den letzten 20 Jahren waren wir damit beschäftigt, vor allem Sprache zu verschicken. Jetzt stoßen wir in ein völlige Datenwelt vor, in der neue Anwendungen entwickelt werden“, erklärt Andreas Bierwirth, CEO T-Mobile. Das 5G-Netz hat sein größtes Potenzial in der Steuerung, Kommunikation und Kontrolle von Dingen über das Web. Etliche Industrien könnten davon profitieren und benötigen diesen Netzstandard als Basis zahlreicher Innovationen.
Somit braucht es 5G, um diese zu fördern und Bereiche wie Autonomes Fahren, Transport-Digitalisierung, Energiesteuerung, Fernchirugie, Cloud Robotik oder die Automation von industriellen Prozesssteuerungen weiterzuentwickeln. Heißt: Die Kommunikation wird sich verändern und hinsichtlich Bewegtbild auch die TV- und Medienbranche. „TV-Sender positionieren sich heute mit Onlineangeboten für mögliche Veränderungen im TV-Konsum von Morgen. Es ist jetzt ein ergänzendes Angebot, aber auch eine Investition in die Zukunft“, erklärt Alfred Grinschgl, Geschäftsführer des Fachbereichs Medien bei der RTR, und verweist damit auf die zunehmende nonlineare Videonutzung.
Dass 5G kommt, darüber sind sich Experten einig, die Frage ist nur wann und was danach passiert – und wer wird der erste sein, der 5G kommerziell für sich nutzen kann und Produkte und Lösungen anbietet? Hier wird es hinsichtlich Re-Investitionen für die Telkos spannend.
Eine bisher nicht sehr prominent platzierte Thematik in der Diskussion rund um 5G ist der Datenschutz. Netzbetreiber, aber auch Tech-Unternehmen konzentrieren sich aktuell größtenteils auf die Technik. „5G ist ein Datenschutz-Nightmare“, meint etwa Univ.-Prof. Alfred Taudes, Institute for Production Management an der WU Wien. Er „sehe wenig Vorbereitungen in diesen Begleitdingen“ und geht von sozialen und rechtlichen Folgen aus, „die bestimmt kommen werden“.
Denn die Datenschutzgrundverordnung ist für den jetzigen technischen Standard optimiert und abgestimmt. Es darf abgewartet werden, wie gesetzliche Rahmenbedingungen aussehen, wenn Alltagsgegenstände miteinander kommunizieren und jegliche Daten in Clouds gesammelt werden.