News.at: Aufregung um gelöschten Artikel
 

News.at: Aufregung um gelöschten Artikel

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UPDATE: "News"-Chef Axel Bogocz meint, der Artikel hätte "unseren journalistischen Standards nicht genügt" - Der Medien-Watchblog Kobuk.at zeigt auf, dass ein "bemerkenswert kritischer" Artikel über Raiffeisen offline genommen wurde

Der Medien-Watchblog Kobuk.at, den der Wiener IT-Unternehmer und Publizistik-Lehrbeauftragte Helge Fahrnberger leitet, sorgt aktuell mit einem neuen Blog-Eintrag für Aufregung in der österreichischen Medienbranche. Kobuk-Autor Hans Kirchmeyr schreibt, dass News.at einen "bemerkenswert kritischen Artikel über Raiffeisen" nach wenigen Stunden wieder offline genommen hätte. Gegenüber Kobuk hätte der Autor zwar bestätigt, dass der Artikel online gewesen sei – er wollte jedoch keine weitere Stellungnahme abgeben. Wie dem Blog weiter zu entnehmen ist, bhätte man durch einen Verlagsinsider in Erfahrung gebracht, dass der besagte Artikel nach einer Intervention der „News“-Verlagsleitung bei der Chefredaktion entfernt worden sei. Brisant daran ist, dass der „News“-Verlag zu 25,3 Prozent im Eigentum von Raiffeisen/Kurier steht.

404er-Meldung statt Artikel


In dem News.at-Artikel mit dem Titel "Machtfaktor Raiffeisen" (derzeit kommt man auf eine 404-er-Fehlermeldung), der hier in voller Länge zu lesen ist, werden Lutz Holzinger und Clemens Staudinger, die beiden Autoren des neuen Buchs "Schwarzbuch Raiffeisen" zu dem Großkonzern befragt. In ihren Antworten geht es um die Verflechtungen zwischen dem Raiffeisen-Konzern und der Politik. Autor Staudinger etwa meint, dass Raiffeisen im Parlament Club-Stärke hätte. Sein Co-Autor Holzinger merkt etwa an, dass Raiffeisen ein Milch-Monopolist sei.

News reagiert

News-Geschäftsführer Axel Bogocz argumentiert hingegen, der Artikel habe "unseren journalistischen Standards nicht genügt". "Wenn man den Autoren von 'Schwarzbuch Raiffeisen' so viel Platz für ihre Thesen zum Unternehmen Raiffeisen einräumt, gebietet es die journalistische Fairness, auch einmal die Standpunkte der Raiffeisen dazu zu hören", so Bogocz am Dienstag auf APA-Anfrage. Das sei in diesem Fall versäumt worden. In dem Artikel "Machtfaktor Raiffeisen" wurden die Autoren des kürzlich erschienenen Buches "Schwarzbuch Raiffeisen" interviewt und haben darin ihre für das Unternehmen nicht gerade schmeichelhaften Thesen dokumentiert.

Laut Bogocz wurde der Artikel "in dieser Form unglücklicherweise publiziert, bevor er durch die Chefredaktion endgültig freigegeben war". Dass News raiffeisenfreundlich berichtet, will der Verlagsgeschäftsführer jedenfalls nicht gelten lassen. "Wie unabhängig wir berichten, dürfte spätestens seit der Titelgeschichte um die Offshore-Investments des ehemaligen Raiffeisen International CEO Herbert Stepic klar sein. Aber auch dazu gibt es ja in der Web-Gemeinde ein paar steile Verschwörungstheorien."

Kobuk.at als Studenten-Projekt


Kobuk.at sorgt in Österreichs Medienlandschaft immer wieder mit Aufdeckungen für Aufsehen - etwa über Artikel der "Krone" ("Wenn in der Ukraine Hunde getötet werden, stirbt bei uns die Wahrheit") oder Schleichwerbung in "Heute". Neben fixen Autoren wie Kirchmeyr schreiben vor allem Publizistik-Studenten an der Webseite mit, die Betreiber Fahrnberger zum Teil seines Seminars "Online-Journalismus" gemacht hat. Studenten sollen sich eine kritische Sichtweise auf Medien aneignen und Fehltritte aufzeigen.



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