8K-Auflösung soll der neue Fernsehstandard werden. Nur droht die Technik die Medienmacher und Zuschauer zu überholen.
Dieser Artikel erschien zuerst in UPDATE #3/2019, dem Digitalmagazin des HORIZONT. Noch kein Abo? Hier klicken!
Es sollte der Trend auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin ein: 8K, Film- und Seriengenuss high end. Hinter dem Kürzel verbergen sich 33,2 Megapixel (7680 zu 4320 Pixel). Zum Vergleich: bei den aktuellen, noch immer als „up to date“ geltenden 4K-Geräten blicken die Nutzer auf „nur“ acht Megapixel-Auflösung (3840 zu 2160 Pixel). Schön sehen die Geräte aus. „Genießen Sie Ihre Lieblingsfilme und -Serien in 8K-Auflösung“, steht an den Produktinformationen der Geräte. Doch diese Inhalte findet man nirgends. Stattdessen Demo-Aufnahmen schöner Landschaften und Zooms in urbane Städte mit blinkenden Lichtern.
8K als neuen Fernsehstandard, das wünschen sich die Hersteller der Consumer Electronic Geräte. Doch die Realität sieht aus. Noch Jahre werden vergehen, bis sich 8K als Format auf dem Markt etabliert hat. In zahlreichen Haushalten stehen noch nicht einmal 4K-Geräte, sondern zumeist HD-Fernseher. Viele deutschsprachige private TV-Sender haben noch nicht einmal den Wechsel von SD zu HD vollzogenen.
Zurückhaltung und Preiswahn
Entsprechend zurückhaltend zeigen sich auch die Serien- und Filmanbieter in Hinblick auf technische Innovationen am Markt. „Also ich glaube, es geht nicht nur um immer höher, schneller, weiter, denn viel mehr toppen kann man hier nicht. Irgendwann sind auch die Grenzen der Refinanzierbarkeit erreicht“, sagt Katharina Behrends, Chefin der NBC Universal in Berlin. 15 Millionen Dollar hat allein eine Folge von ‚Game of Thrones‘ verschlungen. An teure 8K-Serienproduktionen on top ist da in naher Zukunft offenbar kaum zu denken. Ein klares „nein“ von fast allen Seiten. Oder, wie die Sender es nennen: Man prüfe regelmäßig den Markt und verfolge 8K sehr genau.
Schon 4K kommt bislang nicht in die Gänge. Als erster Video-Streaming-Dienst bot Netflix erfolgreiche Serien wie „House of Cards“ und „Breaking Bad“ in 4K an. Zu groß dürfte die 4K-Nutzung aufgrund zu weniger Geräte in den Haushalten aber nicht gewesen sein. Fernsehsender wagen auf Sparflamme Experimente mit UHD-Inhalten. Mehr nicht. Laut Hollywood-Regisseur Barry Sonnenfeld (Addams Family, Men in Black) seien diese ultrascharfen und hochkontrastigen Bildschirme ein „Desaster“ für das Kinoerlebnis zu Hause und im besten Fall eine „Verschwendung“, wird der Star-Regisseur auf der CEDIA 2019 in Colorado zitiert. Eine häufige Kritik, dass das Auge die Unterschiede zwischen 4K und 8K kaum noch erfassen könne.
Der Streamingdienst Rakuten TV möchte die europäischen Nutzer aus dem 8K-Schlaf gern wecken. Schon Ende 2019/Anfang 2020 will die japanische Plattform, die auch in Österreich aktiv ist, mit eigenen 8K-Produktionen loslegen. Klingt nach Strategie. Vor allem mit Blick auf die neue Partnerschaft mit dem Gerätehersteller Samsung. Eine spezielle Taste auf der Samsung-Fernbedienung soll dann direkt zum VOD-Dienst Rakuten TV führen. Schließlich braucht Samsung dringend Inhalte für seine bereits produzierten 8K-Geräte.
Angeblich plant auch Amazon für seinen Videodient Prime einen ersten 8K-Aufschlag. Der Hinweis soll am Samsung-Stand der CES2019 gefallen sein. Amazon selbst äußert sich nicht. Unter Umständen ein präzis platziertes Gerücht. Last but not least, die Preise der Geräte für Endkonsumenten. Die kleinen 8K-fähigen Schnäppchenmodelle liegen bei derzeit 5.000 bis 8.000 Euro. Doch kaum jemand investiert in einen neuen Mega-Fernseher, der nicht größer ist, als der alte. Denn auch die TV-Geräte im Wohnzimmer werden immer größer. Samsung und Sony bieten ihre aktuellen Geräte mit 98“ Bildschirmfläche zwischen 60.000 und 110.000 EUR an. Kein Tippfehler. Zuzüglich Versandkosten.
[Story von Danilo Höpfner]
UPDATE hat außerdem recherchiert, wie sich das Serienbusiness entwickeln wird, wer eigentlich produziert, was wir sehen werden und warum sich die Serienlänge verändert.