Mythos Tablet: Chance oder Risiko?
 

Mythos Tablet: Chance oder Risiko?

Donata Hopfen stellte Bild digital vor. In der anschließenden Diskussionsrunde wurde dem Tablet-Markt eine rosige Zukunft vorausgesagt

Donata Hopfen, Geschäftsführerin von Bild digital, gab den Anwesenden einen Einblick in die Funktionsweise des Unternehmens und erklärte: "Wir denken die Marke ganzheitlich." In ihrer Keynote-Speech betonte sie, wie wichtig es ist, multimedial zu denken und die Nutzer auf jedem Gerät wieder ganz neu anzusprechen. Der deutsche Marktführer bei Online-Nachrichten-Portalen verzeichne mittlerweile 25 Prozent seiner Zugriffe über mobile Endgeräte.

Die Monetarisierung sei aber noch problematisch. "Eine der Herausforderungen ist, dass wir die Werbevermarktung so aufbauen, dass wir mobil genauso viel Geld verdienen wie stationär online", erklärte sie. Größter Umsatzgenerator der Website sei die Werbevermarktung der Reichweite (Bild.de verzeichnet monatlich 222 Millionen Visits): "Wir verkaufen tageweise. An der Bild.de-Seite kommt heute keine neue Marke mehr vorbei." Als weitere Erlös-Säule hat "Bild" Direktkundenerlöse etabliert: Die "Bild"-iPhone-App war die erste bezahlpflichtige Anwendung in Deutschland und ist die bestverkaufte News-Applikation in Deutschland. Weiters gibt es eine Tablet-App, die 12,99 Euro kostet. Hopfen rechtfertigte den Preis: "Die Zeitung wird hier jeden Tag digital nachgebaut, es ist ein abgeschlossenes Produkt. Und es funktioniert."

"Die Marke Bild trägt wesentlich zur Digitalisierung der Axel Springer AG bei", erklärte sie. Ziel von Springer sei es, nicht mehr von Print abhängig zu sein: "2011 lag der digitale Anteil bereits bei 30 Prozent, die Vision sind 50 Prozent."

Reichweite muss noch erreicht werden

Bei der anschließenden Diskussionsrunde waren die Reichweite von Tablets sowie die Monetarisierung, besonders im Hinblick auf den österreichischen Markt ein Thema. Petra Hauser (media.at) ist der Ansicht, dass sich die Reichweite von Tablets noch entwickeln wird, da die Geräte immer günstiger werden. "Die Zeit spricht ganz klar für das Tablet, wenn eine gewisse Reichweite erreicht wird, steigt auch die Relevanz für Werbung." Auch die Not der Printmedien spreche für das Tablet - man müsse neue Lösungen finden und das Tablet sei eine Option.

"Die Not ist insgesamt nicht so groß, aber wir sind in einem Markt, der sich verändert", schildert Alexander Mitteräcker (Standard Online) die Lage. Ihm zufolge gibt es tatsächlich eine Migration in den digitalen Bereich. Er sieht die Zukunft nicht in Tablets, sondern in Smartphones, da diese viel verbreiteter sind. Es sei aber Vorsicht geboten, da der österreichische Markt winzig sei. Mitteräcker bezeichnet Tablets aber als "spannenden Schauplatz".

"Ideales Medium für Bewegtbild"

Wie die RTL-Gruppe die Tablet-Welt einschätzt, erklärt Matthias Büchs (RTL Interactive): "Das Tablet ist ein ideales Medium für Bewegtbild. Wir setzen auf einen Mix aus Free- und Paid Content." Auch Second Screens seien ein Thema. Er erwähnte eine Studie, wonach 90 Prozent der US-Amerikaner schon einmal vor dem Fernseher via zweitem Bildschirm online waren. "Die Nutzung hat auch etwas mit dem TV-Programm zu tun. Es kann beispielsweise sein, dass man bei einer Casting-Show ein Lied hört und dieses via Second Screen gleich herunterlädt." Auch Hintergrundinformationen könnten sich die Zuschauer auf diese Weise in Sekundenschnelle holen.

"Mobile ist groß"

George Nimeh (Kurier Online) meint: "Mobile ist groß", und lobt das iPad: "Es ist die Zukunft. Wieso? Weil es funktioniert." Nimeh sieht es als Vorteil, erst spät in den Tablet-Markt eingestiegen zu sein. Er zitiert einen Freund: "It's okay to be late, just be better!" Man müsse sich damit auseinandersetzen, wie ein Produkt auf mehreren Endgeräten funktioniert und habe in Österreich einen Vorteil: Die Werberaten seien immer noch recht gut (im Vergleich zu den USA). Schließlich habe man immer noch ein Währung-getriebenes Modell.

"Von Anfang an hat 3 einen starken Fokus auf das Thema Bewegtbild gelegt und wir verfolgen eine Multi-Device-Strategie", so Andreas Martin (Hutchison 3G). Mobile Medien von 3 seien die reichweitenstärksten Produkte in Österreich.

Mit Maximilian Nimmervoll (Tailored Apps) war auch ein Dienstleister auf dem Podium vertreten. Wenn man überlegt, ob man auf ein E-Paper oder auf eine interaktive Tablet-Lösung setzen will, soll man sich laut Nimmervoll überlegen, ob man das intern stemmen kann und welche Ziele man verfolgt. Er prophezeit ein starkes Wachstum bei der App-Nutzung: "Der Tablet Markt steht erst am Anfang."



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