In vielen Bereichen sind künstliche Intelligenzen bereits im Einsatz. Auch die Werbebranche steht vor weitreichenden Veränderungen.
Künstliche Intelligenz ist ein aktuell weltweit diskutiertes Themengebiet und Wachstumssegment. KI hat den Eingang in den täglichen Gebrauch gefunden; auch wenn sich die Forschung der Thematik schon seit Jahren angenommen hat. Nun scheint allerdings die notwendige Basis für den Alltagsgebrauch gegeben. „Es sind nun die Rechenleistung, die Mengen an Daten, die richtigen Methoden sowie das nötige Geld vorhanden, um Artificial Intelligence voranzutreiben und umzusetzen“, erklärt Clemens Wasner, Partner bei der EFS Unternehmensberatung.
Machine Learning, ein Oberbegriff für die künstliche Generierung von Wissen aus Erfahrung, ist mittlerweile allgegenwärtig. „Machine Learning findet bereits überall statt. Von Empfehlungssystemen, Spamfiltern über Personal Assistants bis programmatischer Werbung oder Gesichtserkennung“, führt Wasner weiter aus. Ob beim Suchen auf Google oder bei der Filmauswahl auf Netflix oder Amazon, die Anwendungsgebiete sind breit gefächert. In der Automobilindustrie beispielsweise nutzen produzierende Firmen Machine Learning schon länger erfolgreich – beispielsweise für Predicitive Maintenance, also der vorrausschauenden Wartung von Maschinen. „Man kann mittlerweile bereits so gut optimieren, dass eine Maschine eher an Wochenenden, als unter der Woche kaputt wird“, so Wasner.
Aber auch die Werbebranche wird Veränderungen im Zuge dieser technischen Entwicklungen erleben. Nur wenigen Usern ist bewusst, dass sie täglich mit programmatischer Werbung und damit mit künstlicher Intelligenz konfrontiert sind. Ein immer größerer Teil der Onlinewerbung wird mittlerweile programmatisch ausgespielt. Für Michael Katzlberger, Geschäftsführer von Tunnel23, birgt dies durchaus Vorteile.
„Bei Programmatic spare ich mir viel Arbeit. Je dynamischer die Werbemittel werden, desto mehr Manpower spare ich mir. Und der Maschine passieren weniger Fehler“, so Katzlberger gegenüber HORIZONT. Bei Tunnel23 ist bereits jetzt in jeder Kampagne ein Programmatic-Anteil involviert. Katzlberger glaubt, dass sich in Zukunft die digitale Werbeform selbst zusammenstellen werde und sich die Arbeitsprozesse komplett ändern würden.
Frage des perfekten WerbemittelsAuf Basis des Userverhaltens könne man künftig das „perfekte Ad“ zusammenstellen, dazu braucht es jedoch auch ein ausgereiftes System. Denn Kampagnen der Zukunft werden wohl allesamt datengetrieben sein und auch den Begriff Zielgruppe wohl oder übel verschwinden lassen. Es gibt künftig dann keine Zielgruppe mehr, sondern nur noch eine Zielperson. „In diese Richtung wird es gehen“, meint Katzlberger. Demnach ist es auch eine Frage der Zeit, bis sich Arbeitsweisen von Agenturen verändern und diese sich anpassen müssten – ähnlich wie die Mitarbeiter und deren Know-how.
Plakate mit ObjekterkennungNeben dem Ausspielen von Onlinewerbemitteln wird sich auch der Digital-out-of-Home-Bereich stark verändern. Mit seiner Kreativschmiede Tunnel23 arbeitet Katzlberger gerade an selbstlernenden Plakaten mit Objekterkennung, die auf Basis von erkannten Personen oder Gegenständen wie einer Brille, einem Regenschirm oder einem Hut zielpersonenspezifisch die Plakatwerbung digital anpassen und optimieren. Für Werbetreibende ein großartiger Gedanke, doch es bleibt die Problematik des Datenschutzes. Um ein solches Erkennungssystem auch zur Marktreife zu bringen, benötigt es wiederum Testphasen, die mit der aktuellen Datenschutzsituation nicht in Einklang zu bringen sind.
Für einen Einsatz gilt es, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, nicht nur im Hinblick auf die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen, sondern auch mit Blick auf das Internet of Things oder ein künftiges 5G-Netz – und dem damit verbundenen verstärkten Aufkommen von Datenmengen. Ebenso wichtig bleiben künftig die ethischen und moralischen Aspekte. „Die IT stellt aktuell die Welt und das Denken der Menschen auf den Kopf. Wir sind derzeit davon abgekommen, nur mehr das Positive im technischen Vorsprung zu sehen“, so Wasner und verweist darauf, dass insbesondere an den Universitäten die Sicherheitsmechanismen hinsichtlich KI in der Forschung viel Platz bekommen. „Das Forschungsziel besteht nicht darin das ‚ultimative AI-Gehirn‘ zu bauen, sondern es besteht darin, dass uns ein ultimatives System nicht umbringt.“
ForschungsdisziplinenMit dem Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenzen beschäftigen sich aus Gründen der Komplexität etliche Wissenschaften, die ihr Wissen in einer Disziplin zusammentragen:
- Mathematik
- Wirtschaft
- Neurowissenschaft
- Psychologie & Philosophie
- Computerwissenschaft
- Linguistik
- Robotik
- Cognitive Science