IT-Riesen setzen auf Wiener Start-up
 

IT-Riesen setzen auf Wiener Start-up

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Apple, Facebook, Twitter oder Spotify sind Kunden von Blossom.io - das Wiener Start-up bietet ansprechend designtes Online-Projektmanagement und ist mittlerweile im Silicon Valley ansässig - Gründer Thomas Schranz im Interview

“Zu unseren Kunden zählen die besten Software-Firmen der Welt, wie zum Beispiel Netflix, Twitter, Apple, Spotify, Adobe, Intuit und Facebook.” Einen solchen Satz dürfen nicht viele Menschen auf diesem Planeten von sich geben. Spannenderweise kommt er nicht einem Chef einer weltweit agierenden Agentur oder einer Bank über die Lippen, sondern dem Wiener Internet-Gründer Thomas Schranz. Sein kleines Start-up Blossom hat es mit einem hochspezialisierten Nischenprodukt geschafft, Mitarbeiter der führenden IT-Unternehmen für sich zu begeistern.

So genanntes “Lean Product Management” erlaubt der Web-Dienst - also das effiziente Koordinieren von Projekten in kleinen Teams. Blossom ist dabei speziell für die Entwicklung von mobilen Apps und Web-Anwendungen zugeschnitten - ein Bereich, der auch in vielen Digital-Agenturen in Österreich immer wichtiger wird.

Projekt-Management für Software-Leute

“Blossom ist ein Projektmanagement-Tool speziell für Leute, die Software Produkte entwickeln. Produkt-Teams können sich einloggen, sich abgleichen und verschiedene Schritte der Produktentwicklung durchgehen” erklärt Schranz das Produkt. “Mockups, Screenshots, Architekturentscheidungen und Marketing-Maßnahmen werden über Blossom geteilt, abgeglichen, diskutiert und durchgeführt.” Seit das Blossom.io-Team seinen Sitz von Wien nach San Francisco nahe dem Silicon Valley verlegt hat, konnte man neben Apple, Facebook und Co. auch andere Start-ups und Investoren wie YCombinator, TechStars, 500 Startups oder Seedcamp als Kunden gewinnen, und Schranz wurde gar von Google auf dessen großer Entwickler-Konferenz I/O in Bezug auf die neue Programmiersprache Dart zitiert.

Insgesamt bedeutet dass, das einige der führenden Software-Entwickler und Investoren im Silicon Valley mit Blossom in Berührung gekommen sind. “Für uns ist das besonders faszinierend, weil wir viele von ihren Produkten selbst verwenden und große Fans sind. Somit arbeiten wir quasi an einem Produkt für unsere Produkt-Macher-Idole. Da steht man jeden Tag gerne auf und versucht, das Beste aus der Zeit, die man hat, rauszuholen”, schwärmt Schranz.

Alle Kunden müssen zahlen


Das kleine Blossom.io-Team kann mittlerweile von den Einnahmen aus ihrem Web-Dienst leben - 50 Dollar pro Monat zahlt ein Kunde für die Verwendung des Online-Dienstes. Anders als im Silicon Valley üblich setzt man aber nicht auf das Freemium-Geschäftsmodell, bei dem Basis-Features gratis und Premium-Funktionen kostenpflichtig sind (z.B. bei Dropbox, Skype oder Evernote), sondern ausschließlich auf Bezahl-Accounts.

“Bisher scheint das gut zu funktionieren. Es hat mich jedoch selbst überrascht, weil es mittlerweile nicht mehr so üblich ist, keine Gratis-Version anzubieten”, sagt Schranz. “Wir wollen, dass unsere Kunden Blossom in vollem Umfang nutzen können und haben uns daher dazu entschlossen, vorerst keine abgespeckte Version anzubieten. Dafür haben wir eine ganz pragmatische 30-Tage-Geld-Zurück Garantie.”

Nähe zum Silicon Valley

Dass man so prominente Kundschaft wie Apple oder Facebook gewinnen konnte, dürfte auf zwei Faktoren zurückzuführen sein. “Die meisten Kunden gewinnen wir derzeit über Weiterempfehlungen und Inhalte, die wir erzeugen, wie zum Beispiel Artikel in unserem Blog, Antworten auf Plattformen wie Quora oder Talks, die wir bei Konferenzen und Meetups halten”, sagt Schranz. Zudem ist die Nähe zu den Kunden, die zu mehr 50 Prozent aus den USA (in erster Linie aus dem Silicon Valley) stammen, enorm wichtig für das Geschäft. “Für uns hat es irrsinnige Vorteile, vor Ort und somit nahe an unseren Kunden sein zu können”, sagt Schranz. “Dadurch können wir schnelle Support-Zeiten garantieren und uns auch mal zu einem Kaffee treffen. E-Mails und Google Hangouts sind super, aber ein persönliches Treffen ist halt noch immer unschlagbar.”

Vom Standort San Francisco (die kleine Firma lebt und arbeitet in der Coworking-Communitiy “20mission”) profitiert man stark. “Die Durchdringung an Personen, die an weltbewegenden Produkten arbeiten, ist atemberaubend. Dadurch sind Leute hier viel aufgeschlossener und probieren auch gerne etwas Neues aus, die besseren Produkte setzen sich hier schneller durch”, sagt Schranz. “Das ist unter anderem auch ein Grund, weshalb wir hier viele große Firmen als Kunden haben, in Europa jedoch noch kaum. Es wirkt so, als wäre Europa beim Adoptionszyklus der USA in etwa zwei bis drei Jahre hinten nach.”

Gemütlich in der Nische

Welteroberungspläne hat das Blossom-Team trotz der schnellen Erfolge (gegründet wurde 2011) im Silicon Valley keine. Anstatt die eigene Software zu einer Art “Facebook für Firmen” auzublasen, wie sie etwa Microsoft mit Yammer oder Salesforce mit Chatter anbieten, will man in der Nische bleiben. “Unser Fokus ist die Produktentwicklung. Team-Kommunikation ist dabei sehr wichtig, deshalb haben wir auch ein paar Ähnlichkeiten zu allgemeinen Kollaborationsplattformen”, sagt Schranz. “Unser Ziel ist es jedoch, speziell den Produktentwicklungsprozess so gut wie möglich zu unterstützen.”

Von den Großen verdrängt zu werden, davor fürchtet sich Blossom nicht. Schranz: “Da früher oder später wohl jede Firma irgendetwas mit Software zu tun haben wird, würde mich nicht überraschen, wenn wir mit diesem Markttrend mitschwimmen werden und ähnliche Verbreitung finden werden wie Produkte, die weniger spezialisiert sind als wir.”



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