Instagram vs. Vine: Kampf um Video-Ads
 

Instagram vs. Vine: Kampf um Video-Ads

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Facebooks Foto-App kann jetzt 15-sekündige Clips schießen. Nicht nur Twitter und seine Video-App Vine, auch Googles YouTube kommt dadurch in Bedrängnis

130 Millionen Nutzer, die bis dato 16 Milliarden Fotos geschossen haben: Die App Instagram, vor etwa einem Jahr von Facebook um 715 Millinoen Dollar aufgekauft, kann weiterhin starke Wachstumszahlen vorweisen. Doch Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Instagram-Gründer Kevin Systrom reicht das nicht. Am Donnerstagabend präsentierten die beiden in Facebooks Hauptquartier Menlo Park die neue Video-Funktion von Instagram, die es dem Nutzer erlaubt, kurze, 15 Sekunden lange Clips zu produzieren und ins Netz zu stellen.

Die Intention scheint klar: Twitter hat Anfang des Jahres seine Video-App Vine auf den Markt gebracht, die in den vergangenen Wochen starkes Wachstum vorweisen konnte und bei etwa 13 Millinen Nutzern hält. Zwar ist Instagram damit zehn Mal größer, doch man will offenbar nichts anbrennen lassen. Abgeschaut will man sich nichts haben - Instagram-Gründer Systrom behauptete bei der Präsentation, schon seit Beginn immer auch eine Video-Funktion im Auge gehabt zu haben.

Marken zeigen Interesse

Die neue Video-Funktion soll nicht nur Nutzer ansprechen, sondern auch Unternehmen. Marken wie Urban Outfitters oder Oreo waren schnell dabei, Clips mit Vine zu veröffentlichen, und Facebook hofft nun, dass Ähnliches auch bei Instagram passiert. Die auf Yoga-Ausrüstung spezialisierte US-Firma Lululemon und Burberry dürften die ersten Firmen sein, die Werbevideos mit Instagrams neuer Video-Funktion gedreht haben.

Noch werden sowohl Vine als auch Instagram nicht von ihren Eigentümern monetarisiert und verdienen keinen Cent. Da aber Facebook und Twitter in einem Wettbewerb um Marktanteile am mobilen Werbemarkt stehen, ist davon auszugehen, dass es früher als später Ads in den Apps geben wird. Derzeit können Nutzer Marken freiwillig folgen, künftig könnten sich Marken aber auch Fixplätze in den Newsstreams kaufen, um auch Nicht-Follower zu erreichen.

Und wie reagiert YouTube?

Mit mehr als einer Milliarde Nutzern ist Googles Video-Plattform YouTube nach wie vor ein Internet-Gigant. Doch das Gros der 100 Stunden Video, die pro Minute auf die YouTube-Server hochgeladen werden, werden von Desktop-Computern oder Laptops aus veröffentlicht. Die aktive mobile Nutzung hingegen ist noch unterrepräsentiert. Wenn Facebook und Twitter im mobilen Video-Bereich punkten, könnte das die Plattform, die sich über Werbung monetarisiert, in Bedrängnis bringen. Insofern wird es spannend sein, wie YouTube auf diese Entwicklungen reagieren wird.

Es gibt aber auch schon Kritik an Instagrams Vorstoß in den Video-Bereich. Wie der IT-Blog Venture Beat schreibt, hält der auf Kurzvideos spezialisierte Internetunternehmer Sol Lipman (Gründer von 12seconds) die Neuerung für einen schlechten Schachzug. Videos würden die Nutzererfahrung, die stark rund um Fotos aufgebaut ist, stören. "Es ist ein Fehler von Instagram, und es wird ihr Produkt verwässern." Außerdem seien 15 Sekunden zu lang für den schnellen mobilen Konsum. Lipman, der 12seconds 2010 wegen Misserfolg einstellen musste, glaubt nach wie vor daran, dass zwölf Sekunden die optimale Länge für Smartphone-Videos sind.
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