Fotografie soll Agenturen, Kreativen und Foto...
 

Fotografie soll Agenturen, Kreativen und Fotografen endlich wieder Freude machen

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PIXXERS auf Promo Tour in Cannes. Foto: PIXXERS.com
PIXXERS auf Promo Tour in Cannes. Foto: PIXXERS.com

Österreichisches Startup PIXXERS will internationalen Foto-Markt revolutionieren

M. Weberberger: Charlie, du hast mit PIXXERS ein 99Designs für Fotos geschaffen. Wieso? Wo siehst du die größte Herausforderung für Marketer und Agenturen, wenn es um gute Bilder geht?

C. Frauscher: In meiner langen Zeit als Werber hatte ich immer wieder mit Fotografen zu tun  - daraus haben sich einige sehr gute Freundschaften entwickelt. Vielleicht gerade deshalb habe ich bewusst die Entwicklungen auf dem Fotomarkt mitverfolgt. Und die Probleme, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Sowohl für Fotografen, die unter enormen Preisdruck gekommen sind, genauso wie für Agenturen, die sich dieser Entwicklung natürlich auch nur schwer entziehen können. Die Konsequenz: Viele greifen dann zu Stockfotos. Das größte Problem sind billige Stockfotos, industrielle Massenware, denen die Eigenständigkeit und Glaubwürdigkeit fehlt, und denen man von weitem anmerkt, dass es Stockfotos sind.
Für anspruchsvolle  Agenturen und Kunden ist es durchaus eine Herausforderung, sich nicht in diese kreativen Niederungen zu begeben. Denn eines ist schon verlockend - der Preis erscheint auf den ersten Blick ja oft günstig… Aber das täuscht. Wir haben recherchiert und herausgefunden, dass die Suche nach einem „richtigen“ Stockfoto zwischen 2 - 4 Stunden dauert. Das verursacht Kosten in der Grafik von 200 - 300 EUR. Für ein billiges Stockfoto um 20 EUR bedeutet das versteckte Kosten, die um das 10 - 15fache höher sind! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen …

M. Weberberger: Zum perfekten Glück gehören immer zwei. Was fehlt auf der anderen Seite, bei den Fotografen?

C. Frauscher: Die Fotografen sind in den letzten Jahren ziemlich geprügelt worden. Die Fotopreise sind in den Keller gegangen, sodass viele Fotografen von ihrem einstigen Traumberuf nicht mehr leben können. Aber wie soll ein Fotograf auf Dauer gute Fotos liefern, wenn er kaum mehr davon leben kann? Viele haben deshalb angefangen, Bilddatenbanken zu beliefern. Am Anfang hat das gut funktioniert und einige haben auch sehr gut verdient. Inzwischen haben sie die Marktmacht der Bilddatenbanken zu spüren bekommen: Fotografen bekommen zum Teil nur 15 oder 20% des Erlöses, wenn ihr Foto verkauft wird. Das empfinden viele als totale Abzocke und das kann ich gut verstehen.
Dieses krasse Missverhältnis war eigentlich der Auslöser für mich. Ich hab’ begonnen, über eine Lösung nachzudenken, wie man die Beziehung Auftraggeber - Fotograf wieder auf eine faire finanzielle Basis stellen kann.
Das Ergebnis: Fotografen bekommen bei PIXXERS den vollen vereinbarten Preis und der Auftraggeber zahlt für die Benutzung der Plattform eine Servicegebühr von durchschnittlich 20 - 30%. Das bedeutet unterm Strich - die Fotografen bekommen zwischen 70 - 80% - das ist endlich wieder ein fairer Deal. 

M. Weberberger: PIXXERS bringt, vereinfacht ausgedrückt, Angebot und Nachfrage zusammen. Wie funktioniert das in der Praxis genau?

C. Frauscher: Unser Moto heißt: Stop Searching. Start Wishing!
Wer ein Foto braucht, geht auf unsere Plattform und wünscht sich einfach das Foto. Und Fotografen - egal wo auf unserer schönen Welt, egal ob sie das Foto bereits haben oder erst machen müssen - können den Fotowunsch erfüllen. Und damit Geld verdienen.

M. Weberberger: Bei PIXXERS kann jeder mitmachen. Ich könnte mit meiner iPhone Kamera losziehen und Fotowünsche erfüllen. Ist das gut? Und wenn ja, warum?

C. Frauscher: Ja, grundsätzlich kann und soll jeder bei PIXXERS mitmachen. Deshalb sind sowohl die Apps als auch die private Nutzung der Website gratis. Ob ein Foto vom iPhone Sinn macht, hängt vom Wunsch und von der geplanten Nutzung ab. Für Online-Magazine, Blogs oder Wettbewerbe reichen Fotos vom Smartphone bei der heutigen Qualität der Kameras völlig. In vielen Fällen dient das Smartphone aber vor allem in Echtzeit als Informationstool - Fotografen erhalten nämlich über die PIXXXERS App in Echtzeit Push-notes zu aktuellen Wünschen - die sie dann mit ihrer Leica oder Nikon usw. in höchster Qualität erfüllen können.

M. Weberberger:  Ein Kritikpunkt an Modellen wie deinem ist immer wieder, dass sie die "Gratis-Kultur" fördern. Schließlich erfüllen viele die Leistung, sehen dann aber nie ein Honorar. Was antwortest du Kritikern auf dieses Argument?

C. Frauscher: Tatsache ist: Fotografen, die Bildagenturen beliefern, setzen sich stunden- und tagelang hin, suchen Fotos aus, bearbeiten sie und laden sie dann auf iStock oder Getty Images hoch. Auf Verdacht. Ohne Garantie, dass sich auch nur eines davon verkaufen lässt…
Ganz anders bei PIXXERS: Wenn sich über PIXXERS jemand ein Foto von einem Hai wünscht, weiß ich als Fotograf genau, dass ich vor 2 Jahren 100 Fotos von Haien gemacht habe und zweitens, dass gerade jetzt jemand so ein Foto braucht. Der Aufwand und das Risiko für den berühmten „Kübel“ zu produzieren ist also ungleich geringer!

M. Weberberger: PIXXERS ist ein Projekt aus Österreich. Du bist aber heute schon weltweit unterwegs damit, mit Fotografen und Auftraggebern von sechs Kontinenten. Wo siehst du die Plattform in einem Jahr?

C. Frauscher: Wir waren heuer offizieller Partner der Cannes Lions und haben dort „The Photo Movement“ gestartet - mit extrem viel positivem Echo, sowohl von Agenturen, Kreativen und auch Fotografen. Ich möchte mit PIXXERS meinen Teil dazu beitragen, dass das Thema Fotografie den Agenturen, Kreativen und Fotografen dieser Welt wieder Freude macht!

Wie geht es euch mit dem Thema Bilder? Verwendet ihr Stockfotos? Könntet ihr euch eine Plattform wie PIXXERS als Alternative vorstellen? Lasst mich eure Meinungen in den Kommentaren wissen.

[Michael Weberberger]



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