FMP-WebTalk: Warum es jetzt stringente Kommun...
 
FMP-WebTalk

Warum es jetzt stringente Kommunikation und fundierte Fakten braucht

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Der erste WebTalk des FMP Forum Media Planung 2022 widmete sich der Frage nach dem Vertrauen der Österreicher:innen in Corona-Krisenzeiten.

Am digitalen Podium sprachen Ingrid Brodnig (Journalistin, Autorin), Magdalena Punz (ProSiebenSat.1 Puls 4), Peter Hajek (Peter Hajek Public Opinion Strategies GmbH) und Michael Kapfer (GGK MullenLowe) darüber, was zwei Jahre Pandemie voller Verschwörungstheorien, Unsicherheit und inkonsequenter Kommunikation mit den Österreicher:innen gemacht haben. Die Moderation übernahm Jürgen Hofer (HORIZONT). Peter Hajek zeigt in seinem Eröffnungsvortrag anhand stichhaltiger Daten, dass es aktuell einen Vertrauensverlust und große Unzufriedenheit mit der Regierung gibt, das Demokratieverständnis im Land jedoch seit Jahren stabil ist.

Stringente Kommunikation und Fakten

Ingrid Brodnig bestätigt in ihrem Kurzimpuls, dass der Anteil an Verschwörungstheoretiker:innen in der Gesellschaft sehr klein ist. Allerdings steht diese Gruppe so oft im Zentrum der Aufmerksamkeit, dass auf die faktentreue Mehrheit teils vergessen wird. Zudem vermisst Brodnig seit Beginn der Pandemie die Stringenz in der politischen Kommunikation, die Unsicherheit und Zweifel verhindern hätte können. Dabei seien glaubwürdige Botschafter:innen, das kontinuierliche Wiederholen der Wahrheit und eine klare Argumentationsline gerade in Krisenzeiten ungeheuer wichtig. 
Auch die Medien leiden unter einer akuten Vertrauenskrise. So sieht sich Magdalena Punz bei der Berichterstattung rund um die Corona-Proteste immer wieder mit aggressiven Anschuldigungen, Vorwürfen und Einschüchterungsversuchen konfrontiert. Fachliche Diskussionen führt sie daher vor Ort keine mehr, das sei zu gefährlich und nicht zielführend. Allerdings betont sie ebenfalls, dass faktenbasierte Nachrichtenberichte wichtiger sind denn je.

Und die Unternehmen? Gerade zu Beginn der Pandemie gab es laut Michael Kapfer einige gute Kampagnenbeispiele. Allerdings fehlte auch hier die einheitliche Kommunikationslinie, da es keine Abstimmung zwischen den Auftraggeber:innen gab. Dabei hätte es gerade im Bereich des Micro-Targetings großes Potenzial gegeben. Kapfer sieht es jedoch positiv: Egal ob Corona oder der Ukraine-Krieg, die meisten Marken nehmen die Situation ernst, kommunizieren verantwortungsvoll und geben ihren Bezugsgruppen Sicherheit sowie Beständigkeit.

Optimismus und Zusammenhalt

Der wesentliche Appell der Expert:innen: Das Positive voranstellen und emotionale Bindungen schaffen. Dazu braucht es verständliche Kommunikation, basierend auf fundierten Fakten und nachvollziehbaren Geschichten. Wichtig ist außerdem: Die oft genannte "Spaltung der Gesellschaft" existiert nicht. Auch wenn die Fronten manchmal verhärtet scheinen, so können auch extreme Meinungen durch das Schüren von "sanften Zweifeln" geschwächt werden. Ein gutes Beispiel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist die Hilfsbereitschaft im Zuge des Ukraine-Kriegs. Dazu Hajek abschließend: "Österreich ist ein gutes Land. Wir müssen nur mutig nach vorne blicken."
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