Doppelt so viele Cybercrime-Delikte 2012
 

Doppelt so viele Cybercrime-Delikte 2012

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10.231 angezeigte Fälle von IT-Kriminalität in Österreich - Auch Smartphones sind Angriffsziel

Cybercrime boomt in Österreich, wie der am Donnerstag vom Bundeskriminalamt (BK) vorgestellte Cybercrime-Report 2012 zeigt. Mit mehr als 10.000 angezeigten Fällen hat sich dieser Wert im Vergleichszeitraum zu 2011 mehr als verdoppelt. Die Dunkelziffer wird dabei laut BK noch weit höher eingeschätzt. Auch Smartphones werden zunehmend Ziel von kriminellen Angriffen.

Täter professionalisieren sich

Im Vorjahr gab es insgesamt 10.231 Anzeigen wegen Cyberdelikten. Das ist mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu 2011, wo 4.831 Fälle zur Anzeige gebracht wurden. Die Aufklärungsquote lag 2012 durchschnittlich bei rund 25 Prozent, was einen Rückgang von rund 20 Prozentpunkten gegenüber 2011 bedeutet. Die Gründe liegen dabei laut BK in der immer stärkeren Professionalisierung der Tätergruppierungen, die kriminell organisiert und international vernetzt sind, sowie dem vermehrten Einsatz von Schadprogrammen. Gleichzeitig wird die Ermittlungsarbeit bei Cybercrime-Delikten laut BK durch den Einsatz von Anonymisierungsdiensten und neuen Technologien für die Beamten immer schwieriger und langwieriger.

Neues Angriffsziel: Smartphones

Die neuesten Entwicklungen im Bereich der IT-Kriminalität waren vor allem der zunehmende Fokus auf Smartphones als Angriffsziel. Der Anteil an Smartphones in Österreich ist bis zum Jahr 2012 auf rund 60 Prozent angestiegen. Neben der Grundfunktion des Telefonierens übernehmen diese mobilen Geräte immer sensiblere Aufgaben wie Tele-Banking und elektronische Zahlung, wobei sensible Informationen in Form von Zugangsdaten, PINs und TANs direkt am Gerät eingegeben, oft aber sogar gespeichert werden. Nicht zuletzt, weil immer mehr Kriminelle die Möglichkeiten der Smartphones für ihre eigene Bereicherung zu schätzen wissen, erlangen mobile Geräte in der polizeilichen Arbeit immer mehr Bedeutung.

"Online-Selbstbedienungsladen"

Die Tatverdächtigen sind fast zur Hälfte (47 Prozent) zwischen 25 und 40 Jahre alt, gefolgt von den über 40-Jährigen mit rund 30 Prozent. Im Jahr 2012 stammten von den ermittelten Tätern rund 76 Prozent aus dem Inland. Wie Innenministerin Johanna Mikl-Leitner im Vorwort des Berichts beschreibt, steht das Internet als Kriminalitätsfeld selbst „Cybercrime-Anfängerinnen und -Anfängern" als eine Art "Online-Selbstbedienungsladen 24/7 zur Verfügung". Dieser Umstand ist laut dem Report nicht zuletzt auf den teilweise sorglosen Umgang der Bevölkerung bei der Nutzung des Internets und der Neuen Medien zurückzuführen.

"Love-Scamming" und "Polizei-Virus"

Weiterhin hoch im Kurs von Cyberkriminellen steht die "herkömmlichen" Methode des Internetbetrugs, der im Jahr 2012 um 149,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr anstieg. Verwendete Betrügereien sind dabei Bestellbetrug oder das sogenannte "Love-Scamming" wo Kriminelle ihren Opfern eine Beziehung vorspielen, um an Geld zu gelangen. Ein besonders ausgeklügeltes System der Cyberkriminellen ist der 2012 verstärkt aufgetretene „Polizei-Virus“. Dieser lädt sich während des Surfens heimlich auf die Festplatte des Benutzers. Startet der Besitzer das Gerät neu, erscheint automatisch eine Sperrseite mit Polizeilogo und fordert den User auf, für die Freigabe des vermeintlich von der Polizei gesperrten PCs Geld zu überweisen.

Mehr Fälle von Kinderpornografie

Leicht im Steigen begriffen waren 2012 die Fälle von Kinderpornografie. Laut der Kriminalstatistik Österreich ist die Zahl der Anzeigen in dieser Kategorie von 502 auf 543 im Jahre 2012 angestiegen. Die Entwicklung tendiert dahin, dass zwar die Anzahl kinderpornografischer Websites zurückgeht, statt dessen aber das kinderpornografische Material verstärkt auf Foren und Chats unter anderem in sozialen Netzwerken ausgetauscht wird.

Einrichtung eines Cybercrime-Competence-Centers

2012 wurde mit der Umsetzung der Cybercrime-Strategie im Innenministerium begonnen. Zentraler Bestandteil der Gesamtstrategie Cybercrime ist die Errichtung des Cybercrime-Competence-Centers, kurz C4, im Bundeskriminalamt als nationale und zentrale Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Cybercrime. Im Mai 2011 wurde die Meldestelle „against-cybercrime@bmi.gv.at“ im Bundeskriminalamt eingerichtet. Wurden im Jahr 2011 noch rund 1.300 Meldungen zu Vorfällen im Internet an diese Stelle gemeldet, so waren es 2012 bereits 6.341 Eingänge, was fast einer Verfünffachung entspricht.

(APA)
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