Technologie-Experte Karim Taga über rot-weiß-rote Infrastruktur-Baustellen, Wege zur digitalen Aufholjagd und wirksame Strategien über die Krise hinaus.
Die Zeichen stehen – verspätet, aber doch – auf eine rote-weiß-rote Aufholjagd in Sachen Digitalisierung. Mit Mitte des Monats wurde die Corona-bedingt verschobene zweite 5G-Auktion nachgeholt. Für den Managing Partner bei der Beratungsgesellschaft Arthur D. Little Karim Taga ein längst überfälliger Schritt. So habe gerade der Lockdown den Wert und die Notwendigkeit einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur verdeutlicht. Taga beschreibt im Interview mit HORIZONT die Digitalisierung in ihrer aktuellen Form als „2.0 Generation“ und „virtuelle Zusammenarbeit“.
Treiber hierfür ist für Taga vor allem, durch die Krise gelernt zu haben, remote zu arbeiten: „Weil wir dazu gezwungen waren.“ Er ortet einen nachhaltigen Trend, der sich noch lange über den Lockdown hinaushält. Schließlich würden sich Unternehmen nach diesem „unglaublichen Push“ für digitales Arbeiten fragen, ob es in Zukunft überhaupt noch physische Büroräume braucht oder ob ein Teil der Belegschaft nicht auch über Remote-Plattformen arbeiten könnte. Das würde für das Unternehmen Kosten senken und den Mitarbeitern eine „bessere Work-Balance“, etwa durch das Wegfallen von Anfahrtswegen, bringen, zeigt sich Taga überzeugt. Aber: Mit einem Zoom-Meeting alleine sei es nicht getan. „Um effizient zu arbeiten, muss man digitale Tools nützen, die ein ähnliches Erlebnis ermöglichen, so als ob man wirklich gemeinsam zusammenarbeitet.“
Die Wurzel des Übels: Österreich hinkt beim Glaserfaserausbau immer noch hinterher. In den aktuellen Zahlen des FTTH Councils vom Mai belegt die Alpenrepublik den letzten Platz – nur 1,9 Prozent aller Haushalte verfügen demnach über einen Glasfaserzugang wie FTTH oder FTTB. Auch Taga sieht bei Österreich in puncto Infrastruktur „klaren Aufholbedarf“. Die dahinterliegende Problematik verdeutlicht auch der „Speedtest Global Index“: Hier liegt Österreich bei Festnetzinternet mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 66,08 Megabit pro Sekunde auf dem 50. Platz der Welt, noch hinter Staaten wie Panama, Saudi-Arabien und Barbados.
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