Die Bezahl-Revolution kommt per Smartphone
 

Die Bezahl-Revolution kommt per Smartphone

PSA
An Bezahlterminals wie diesem können Kunden bereits heute mit dem Smartphone zahlen. In der Gastronomie setzen bereits 37,5 Prozent der Geschäfts auf das System.
An Bezahlterminals wie diesem können Kunden bereits heute mit dem Smartphone zahlen. In der Gastronomie setzen bereits 37,5 Prozent der Geschäfts auf das System.

Immer mehr Österreicher zahlen kontaktlos – und immer mehr tun das mit ihrem Smartphone. Das bisherige System befindet sich im Umbruch, bald wollen auch die US-Giganten in Österreich mitmischen.



Dieser Artikel erschien bereits in der HORIZONT-Ausgabe Nr. 25 vom 24. Juni. Hier geht's zum Abo



Gegen die Abschaffung des 500-Euro-Scheins gab es zuletzt lautstarke Proteste, dennoch wird die Ausgabe des Scheins voraussichtlich Ende 2018 eingestellt. Das hat die EZB so beschlossen. Das Geldwesen befindet sich seit Jahren im Umbruch: Kontaktloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch, in Zukunft werden wir wohl nur noch das Smartphone im Restaurant zücken müssen, wenn wir zahlen wollen. 


Die Bankomatkarte ist nämlich längst mobil: Die Payment Services Austria (PSA) hat Mitte 2015 einen Feldtest in Linz durchgeführt, bei dem Kunden in einem Einkaufszentrum mit ihrem Smartphone zahlen konnten. Die Bankomatkarte ist dafür in die SIM-Karte des Handys integriert worden. Inzwischen ist das System auf ganz Österreich ausgerollt worden. „Die Erfahrung zeigt, dass die Etablierung von neuen Produkten insbesondere im Zahlungsverkehr eine gewisse Adaptionszeit braucht“, sagt PSA-Sprecherin Martina Nadler. Grundsätzlich werde das System aber sehr gut angenommen. Gezahlt werden kann mit dem Handy an allen Bezahl-Terminals mit Kontaktlos-Funktion – vor allem im Lebensmitteleinzelhandel sind diese schon weit verbreitet.

Das Handy wird damit zur Bankomatkarte. Die Zahl der kontaktlosen Transaktionen via NFC (Near Field Communication) ist im vergangenen Jahr kräftig gewachsen. Wurden im Jänner 2015 noch knapp zwei Millionen Transaktionen via NFC mit österreichischen Bankomatkarten im In- und Ausland registriert, so waren es im Dezember schon deutlich mehr als vier Millionen. Und der Trend hält an: Im Mai 2016 verzeichnete die PSA bereits 6,6 Millionen NFC-Transaktionen. „Der Trend zu Mobile Payment wird sich nicht aufhalten lassen“, sagt Nadler. Im Laufe des Jahres will die PSA auch ein entsprechendes System für Kreditkarten herausbringen. 


Nur bei großen Anbietern


Zwar machen alle großen Banken bei der mobilen Bankomatkarte mit, gleichzeitig braucht der Anwender jedoch eine SIM-Karte von A1, T-Mobile oder Drei – mit Sub-Anbietern wie HoT funktioniert das System nicht. Ein noch viel größeres Hindernis in der Etablierung der Technologie ist, dass die mobile Bankomatkarte nur auf Android-Geräten funktioniert. Apple gibt seine NFC-Schnittstelle nicht frei. 


Inzwischen beteiligt sich auch die Erste Bank bei der mobilen Bankomatkarte. Vor einem Jahr noch setzte die Bank ausschließlich auf das System von Blue Code, das nicht auf NFC basiert. Dabei öffnet sich beim Bezahlvorgang die App und man erhält einen Barcode, der dann an der Kassa abgescannt wird. Diesen Dienst nutzen 15.000 Kunden. Anfang Juni hat die Erste Bank zusätzlich drei neue Produkte auf den Markt gebracht, die alle auf die NFC-Technologie setzen: eine App, einen Sticker sowie ein Armband. In Sticker und Armband ist eine kleine, NFC-fähige Bankomatkarte integriert. Das Armband richtet sich an Sportler, der Sticker an Menschen mit Smartphone ohne NFC-Funktion. Die App funktioniert nach dem PSA-Sytem. 


Wer setzt sich durch?


NFC, Blue Code oder doch ein ganz anderes System? Ob und wenn ja welches System sich flächendeckend durchsetzen wird, ist derzeit nicht abzusehen. „Als Bank wollen wir unseren Kunden viele neue und vor allem sichere Möglichkeiten bieten, kontaktlos zu zahlen. Welches System sich letztendlich durchsetzt, entscheiden einzig und allein die Kunden“, sagt Christian Hromatka, Pressesprecher Erste Group Bank. Martina Nadler von der PSA äußert sich ähnlich und ergänzt: „Mit der Bankomatkarte mobil ist es uns gelungen, durch Zusammenspiel aller Stakeholder, eine nationale Lösung, die weltweit funktioniert, erfolgreich zu etablieren.“ Hromatka glaubt, dass sich der Trend zum kontaktlosen Zahlen weiter verschärfen wird: „Wir gehen davon aus, dass bis 2020 nahezu alle Transaktionen kontaktlos abgewickelt werden.“ Es seien bereits heuer neun von zehn Bankomatkarten NFC-fähig.


Google und Apple kommen


Aber die internationale Konkurrenz steht schon in den Startlöchern: Bereits vor einem Jahr hat HORIZONT über die umfassenden Pläne von Google und Apple in Sachen Mobile Payment berichtet. Beide Konzerne haben hier zuletzt große Schritte nach vorne getätigt. So hat Apple jüngst angekündigt, mit seinem Dienst Apple Pay auch in Europa starten zu wollen. Los geht es in Frankreich und der Schweiz, einen konkreten Termin für einen Österreich-Start gibt es bislang noch nicht. Google ist mit seinem Android Pay bereits seit Mitte Mai in Großbritannien aktiv – weitere europäische Märkte sollen folgen. 


Mit einem Durchmarsch und der schnellen Marktführerschaft können aber wohl weder Apple noch Google rechnen: Sie setzen stark auf das Zahlen via Kreditkarte – das ist in Europa aber längst nicht so verbreitet wie in den USA. Außerdem haben sich die heimischen Anbieter schon einen kleinen Vorsprung erarbeitet und werden bereits heute von den Kunden genutzt.



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