Der Facebook-Plan: Neue Wege im Zuckerberg-Re...
 

Der Facebook-Plan: Neue Wege im Zuckerberg-Reich

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Facebooks CEO Mark Zuckerberg auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8: Von einem Netzwerk wurde Facebook zu einem Konzern, der auch auf Virtuelle Realität und Konnektivität setzt.
Facebooks CEO Mark Zuckerberg auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8: Von einem Netzwerk wurde Facebook zu einem Konzern, der auch auf Virtuelle Realität und Konnektivität setzt.

Facebook rüstet sich gegen Snapchat durch einen Kurswechsel, bei dem das Wachstum des Werbegeschäfts reduziert und neue Features geboten werden.

Dieser Artikel erschien ebenso in der HORIZONT-Ausgabe 45/2016. Hier geht's zum Abo.

Besser hätten die jüngsten Quartalszahlen von Facebook nicht ausfallen können: Der Umsatz ist gegenüber dem Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres um 56 Prozent auf gut sieben Milliarden US-Dollar gestiegen, der Gewinn stieg um 166 Prozent auf 2,4 Milliarden US-Dollar. Damit wurden sogar die optimistischen Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer stieg auf 1,18 Milliarden im September 2016 – um 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Zwar veröffentlicht der Konzern keine Finanzzahlen für einzelne Märkte, laut Social Media Radar der Agentur Digital Affairs gab es in Österreich im August 2016 jedoch 3,7 Millionen Facebook-Accounts – 300.000 mehr als ein Jahr zuvor. 

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen gab die Aktie nach Börseschluss um sieben Prozent auf 118,36 Dollar nach und dümpelte auch den Rest der Woche um die 120-Dollar-Marke. Mark Zuckerberg, dessen Reichtum zu einem guten Teil aus Facebook-Aktien besteht, wurde dadurch innerhalb weniger Stunden um 3,7 Milliarden Dollar ärmer. Der Grund für den Crash liegt im Ausblick für die Zukunft: Denn über die vergangenen Jahre hinweg überzeugte Facebook durch stetig wachsende Umsatz- und Gewinnzahlen (siehe Grafik), was sich laut Finanzchef ­David Wehner jedoch nun ändern wird.

Denn der Konzern möchte ab Mitte kommenden Jahres das Wachstum des Werbegeschäfts einbremsen, wodurch der Umsatz weniger stark steigen wird. Hinzu kommt, dass Zuckerberg größere Investments in Datencenter und Personal plant – die daraus resultierenden Kosten werden auf den Gewinn drücken. Mit diesem Schwenk schlägt Zuckerberg in die gleiche Kerbe wie andere Tech-Größen, allen voran Amazon-CEO Jeff Bezos: Dessen Philosophie ist es, mehr auf Wachstum als auf kurzfristige Gewinne zu setzen. Neue Konzepte werden ausprobiert, um weitere Geschäftsfelder zu erschließen – dass dafür mal eine Amazon-Quartalsbilanz rot ist und Investoren verärgert werden, ist für Bezos weniger wichtig. 

Geisterhafter Gegner

Mit dem Einbremsen des Werbewachstums möchte Zuckerberg die Nutzer bei Laune halten, also neue Nutzer gewinnen, bestehende halten und vor allem deren Verweildauer erhöhen. Denn es geht ein Gespenst um in Silicon Valley: Snapchat, welches im Vergleich zu Facebook vor allem jüngere User anspricht. Zwar ist der Newcomer mit täglich 150 Millionen Nutzern noch relativ klein, doch die Zahl wächst rapide. Im Jahr 2013 wollte Zuckerberg dem Spuk ein Ende bereiten und den Konkurrenten für drei Milliarden Dollar kaufen – doch dieser lehnte ab. Zuvor hatte Facebook bereits Instagram und WhatsApp übernommen, um das Monopol im Reich der sozialen Medien zu halten.

Nach der gescheiterten Übernahme bekämpft Facebook den Konkurrenten nun aktiv: Erstens durch Verzicht auf Werbeerlöse zugunsten höherer Usability, zweitens indem Features des Konkurrenten kopiert werden. So ist es auch auf Instagram möglich, kurze Videos zu posten, die sich später selbst löschen – das war bisher der USP von Snapchat. Eine ähnliche Funktion wird nun für WhatsApp getestet. Und für Facebook selbst kündigten die Chefs an, dass Videopostings eine größere Rolle spielen sollen – auch das kann man als Kampfansage sehen.

Aufbruch zu neuen Ufern

Zugleich eröffnet Zuckerberg neue Fronten, die teils wenig mit dem Kerngeschäft zu tun haben. Sein jüngster Coup dieser Art kommt aus dem Bereich Gaming: Mit „Gameroom“ wurde am 1. November eine Plattform angekündigt, auf der PC-Spiele heruntergeladen werden können. Außerdem wird der Facebook Messenger für Entwickler geöffnet, sodass Nutzer darüber künftig kleine Spiele gegen Freunde spielen können. Hinzu kommt, dass Facebook den Virtual-Reality-Experten Oculus VR im Produktportfolio hat: Dessen VR-Brille dürfte vom aktuellen Boom dieser Technologie profitieren. Und Facebook ist somit breiter aufgestellt, um etwaige Rückschläge besser verkraften zu können.



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