Kommentar von Stefan Mey.
Bei Diskussionen um Big Data und smarte Geräte zücken Datenschützer gerne die „1984“-Karte: Der dystopische Science-Fiction-Roman von George Orwell beschreibt ein autoritäres Regime, das jede einzelne Handlung seiner Bürger überwacht und sie so zu einer gefügigen Masse mutieren lässt – unter anderem auch durch den Einsatz brutaler Foltermethoden.
Orwells Werk ist gut und wichtig, beinhaltet aber einen elementaren Denkfehler. Denn würde man eine Kamera in jedem Haushalt installieren wollen, um die Bürger zu überwachen, dann wäre der Aufschrei groß – verkauft man ihnen diese Kamera aber als „Smart TV“ oder als Laptop zum Skypen mit den Liebsten, so will niemand darauf verzichten.
Einen GPS-Chip würde ich mir nicht in meinen Körper einpflanzen lassen; doch das Smartphone, das all meine Bewegungen aufzeichnet, ist mein ständiger Begleiter. Ein Lautsprecher, der jedes Wort belauscht? Solange er auch meine Musikwünsche spielt, ist das eine wünschenswerte Innovation namens „Smart Home“. Eine erzwungene Überwachung ist offenbar nicht nötig, solange man den Bürgern eine entsprechende Convenience bietet. Dann akzeptieren sie dies nicht bloß – sie bezahlen sogar bereitwillig dafür.